Mit herausragenden Leistungen bei den Wintertestfahrten schraubte Jonas Folger die ihn gesetzten Hoffnungen für die MotoGP mächtig in die Höhe. Unter dem Druck zu leiden scheint der einzige Deutsche in der Königsklasse aber nicht. Als einziger Pilot im 23 Mann starken Fahrerfeld punktete er bisher in jedem der fünf Saisonrennen. In der Gesamtwertung liegt er mit 38 Punkten auf dem neunten Rang und ist somit zweitbester Rookie, geschlagen nur von Tech3-Teamkollege und Überflieger Johann Zarco. Eine Leistung, mit der Folger durchaus zufrieden könnte.

Könnte deshalb, weil für den 23-Jährigen in den ersten fünf Grands Prix seiner MotoGP-Karriere noch sehr viel möglich gewesen wäre. Er hat aber regelmäßig große Probleme in den Startphasen, welche seine Rennen oft schon früh extrem negativ beeinflussen. Folger fiel von seinem Startplatz in vier der fünf GPs 2017 zunächst zurück, nur in Argentinien ging es von P11 sofort nach vorne. Im Schnitt rutscht er im Rennverlauf 3,2 Positionen nach hinten, ehe es für ihn wieder in die richtige Richtung geht.

Denn in der zweiten Rennhälfte, vor allem aber in den Schlussrunden, zählt Folger regelmäßig zu den allerschnellsten Piloten im Feld. In Jerez, Termas de Rio Hondo und Losail fuhr Folger am Ende die Zeiten der Top-Drei, im Frankreich-GP war im letzten Umlauf überhaupt nur Sieger Maverick Vinales schneller, der dabei die allerschnellste Rennrunde fuhr. Was die Pace in der Schlussphase betrifft, fährt Folger also regelmäßig auf Podiumskurs. Ein weiterer Fakt, der diese Erkenntnis unterstreicht: Von seinen 25 Sekunden Rückstand in Le Mans riss Folger nur sieben in der zweiten Rennhälfte auf, 17 verlor er bereits bis zur Halbzeit.

Folger kennt Probleme, Lösung fehlt aber

Dieser Schwäche in den ersten Rennrunden ist sich Folger sehr wohl bewusst. "Ich verliere am Anfang ständig zu viel Zeit. Das ist seit Saisonbeginn so und zieht sich durch alle Rennen durch. Mich ärgert das extrem, weil ich am Ende dann immer eine richtig gute Pace habe", erklärte Folger nach dem Rennen in Le Mans auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es ist aber im Moment extrem schwer für mich, eine Lösung für das Problem zu finden."

Folger klagte nach dem Frankreich-GP darüber, in den Startphasen, wenn das Motorrad vollgetankt ist, zu wenig Feedback vom Vorderrad zu bekommen. "So kann ich mich in den Zweikämpfen einfach nicht durchsetzen. Ich muss an mir arbeiten", weiß der Bayer genau. Alleine wie er die Schwierigkeiten in den Griff bekommen soll, ist für ihn aktuell noch ein Rätsel: "Wenn ich etwas Neues probiere, mache ich leider immer Fehler. Das habe ich ständig im Hinterkopf. Ich muss wohl einfach in den Zweikämpfen nach und nach ein paar positive Erfahrungen sammeln und so mein Selbstvertrauen aufbauen."

Zarco Erfolgslauf stört Folger nicht

Seiner bisherigen Strategie, in der MotoGP nichts zu überstürzen und kontinuierlich Erfahrungen zu sammeln, bleibt Folger also weiterhin treu. Daran ändert auch der Erfolgslauf seines Teamkollegen Johann Zarco, den er bei den Wintertests noch regelmäßig im Griff hatte, nichts. "Natürlich ist er in gewisser Weise mein Konkurrent, aber er fährt momentan einfach auf einem anderen Level als ich. Davon lasse ich mich nicht verrückt machen", stellt Folger nach Platz zwei seines Stallgefährten bei dessen Heimrennen in Le Mans klar. "Ich habe mit meiner Crew gesprochen und wir sind uns einig, dass wir uns jetzt auf uns selbst konzentrieren müssen. Wir müssen die Probleme in der ersten Rennhälfte in den Griff kriegen. Dann ist auch unsere Pace stark genug, um ganz vorne mitzufahren."