Maverick Vinales meldete sich mit einem hart erkämpften Sieg am Sonntag in Le Mans zurück an der Spitze der Weltmeisterschaft. Während Valentino Rossi die erste Null des Jahres anschreiben musste, freute sich Vinales über seinen dritten Saisonsieg und feierte am Podium mit Johann Zarco und Dani Pedrosa. Wie Vinales diesen Sieg herausfuhr und warum die Leistung seiner Podestkollegen ebenso furios war in der GP-Analyse:

Die Startphase

Johann Zarco wollte es beim Heimrennen wissen und schnappte sich auf der ersten Runde die Führung. Von Platz drei übernahm er die Spitze, Vinales und Rossi verteidigten dahinter aber die Dreifachführung für Yamaha vor Marc Marquez. Die größten Gewinner der ersten Runde waren aber andere, die das Qualifying komplett verhaut hatten: Danilo Petrucci und Dani Pedrosa. Petrucci schoss von Platz 19 auf 11 nach vorne, Pedrosa kletterte von P13 auf Rang 7.

Gewinner & Verlierer der 1. Runde:

PlätzeFahrerPlätzeFahrer
+8Petrucci-6Smith
+6Pedrosa-5Abraham
+3Lorenzo-3Iannone

Die Positionen im vorderen Feld waren somit rasch bezogen: Das von Zarco angeführte Yamaha-Trio hatte Marquez im Nacken, der wiederum schnell etwas Respektabstand zu einer Dreiergruppe mit Cal Crutchlow, Andrea Dovizioso und Dani Pedrosa herausgefahren hatte.

Stand nach 6 Runden:

Gruppe 1AbstandGruppe 2AbstandGruppe 3
Zarco-Vinales-Rossi+0,555Marquez+1,237Crutchlow-Dovizioso-Pedrosa

Vinales' Fluchtversuch und Pedrosas Lauf

In der 7. Runde löste Vinales Zarco an der Spitze ab. Sofort startete er einen Fluchtversuch und brannte mit 1:32,982 die bis dahin schnellste Runde des gesamten Rennens in den Asphalt. Doch die Flucht ging nicht auf, denn schon in der Folgerunde war Vinales wieder auf der "normalen" Pace der Spitzengruppe von 1:33,2 bis 1:33,4.

Auffällig: Marquez konnte in der 10. Runde noch die bis dahin schnellste Rennrunde drehen, fiel danach aber kontinuierlich ab. Von hinten bekam er allmählich Druck von Pedrosa, der sich in Lap 11 endlich an Crutchlow und Dovizioso vorbeigeschoben hatte und daraufhin in den Umläufen 13, 14 und 16 der schnellste Mann im gesamten Feld war. Pedrosa verkürzte seinen Rückstand auf den Teamkollegen zwischen 11. und 17. Runde um 1,357 Sekunden.

Er war zum Zeitpunkt von Marquez' Sturz unter einer halben Sekunde am Hinterrad des Gestürzten dran. Hat er seinen Teamkollegen also förmlich in den Crash getrieben, weil Marquez mehr pushen musste, als ihm lieb war? "Nach Kurve eins habe ich nicht damit gerechnet. Ich habe über die Bodenwellen die Front verloren. Das ist sehr unglücklich verlaufen", beschwichtigte dieser nach dem Rennen.

Pedrosa schaltete nach dem Ausfall von Marquez deutlich zurück und fuhr bis zur Zielflagge nur noch eine einzige Rundenzeit unter 1:33 Minuten. Von hinten drohte in den letzten zehn Runden keine Gefahr mehr (Dovizioso lag 3,2 Sekunden zurück), nach vorne war der Abstand zu groß, um ihn noch zufahren zu können (die Top-Gruppe war 1,9 Sekunden entfernt). So genoss Pedrosa im letzten Renndrittel die Show, die sich direkt vor ihm abspielte.

Der Kampf um den Sieg

Die letzten zehn Runden gehörten eindeutig Valentino Rossi: In der ersten Rennhälfte war er nur in einem Umlauf (Lap 9) schnellster Mann im Feld, doch von in letzten zehn Runden fuhr Rossi siebenmal die schnellste Einzelzeit. Drei Runden vor dem Ende übernahm er damit die Führung.

Doch Vinales hatte noch etwas im Köcher. In den ersten 26 Umläufen hatte er eine 1:32,621 (Lap 21) als Bestwert auf dem Konto, legte in den letzten beiden Runden aber Zeiten von 1:32,418 und 1:32,309 hin. Somit war Vinales in den finalen beiden Laps so schnell wie im gesamten Rennen zuvor nicht. Auf seiner schnellsten Runde landete er auch noch das rennentscheidende Überholmanöver.

Getrieben von Vinales musste auch Rossi noch einmal zulegen. Der Doktor war zunächst in 1:32,395 im vorletzten Umlauf ein letztes Mal schneller als Vinales und überfuhr Start/Ziel mit 0,408 Sekunden Vorsprung. Doch schon im ersten Sektor fuhr der spätere Sieger 20,940 während kein einziger Fahrer im gesamten Rennen diesen Abschnitt unter 21,1 fahren konnte.

"Vor allem in die ersten Kurven habe ich reingehalten wie im Qualifying: Augen zu und durch. Ich habe 110 Prozent meiner Leistung abgerufen. Aber ich musste das so machen", gestand Vinales nach dem Rennen. Letztlich wollte Rossi in der viertletzten Kurve zu viel und anstatt Platz zwei nach Hause zu fahren, rutschte er im letzten Umlauf weg. Von Vinales' Zauberrunde zum Abschluss des Rennens hatte er sich in einen Fehler locken lassen.

Rossi sah den entscheidenden Fehler aber bereits in Kurve 8, wo ihn Vinales überholen konnte: "Ich war nur etwa einen Stundenkilometer zu schnell, aber das hat gereicht, um beim Anbremsen die Kontrolle zu verlieren und von der Linie abzukommen. Der Sturz ein paar Kurven später war dann nur eine Folge dieses Fehlers", ist sich Rossi sicher.