Frankreich steht Kopf! Johann Zarco rast bei seinem Heimspiel in der MotoGP als Zweiter auf das Podium - und die französischen Fans rund um den Bugatti Circuit von Le Mans haben allen Grund, ausgelassen zu feiern. Schon das gesamte Rennwochenende über war der Enthusiasmus der Zuschauer förmlich zum Greifen, und ihr Local Hero enttäuschte sie nicht. Für seinen Husarenritt auf das Siegertreppchen entschloss sich Zarco allerdings zu einem riskanten Poker.

Zarco mit goldenem Griff bei der Reifenwahl

Zur Erinnerung: Zarco startete neben den Yamaha-Werksfahrern Maverick Vinales und Valentino Rossi aus der ersten Startreihe. Die beiden Yamaha-Stars zogen vorne und hinten den Medium-Reifen auf - Zarco hingegen ging einen anderen Weg. Der französische Rookie ließ vorne und hinten die weichen Reifen aufschnallen und riskierte damit, nach gutem Beginn wieder ähnlich zurückzufallen wie vor zwei Wochen in Jerez. Zarco hatte allerdings gute Gründe für seine Reifenwahl, nachdem das Feld nur im FP4, im Qualifying und im Warm Up eine komplett trockene Strecke vorfand.

"Ich habe an diesem Wochenende bisher nur die weichen Reifen verwendet und wollte sie nochmals benutzen, um das Vertrauen zu bewahren. Es war zwar sonnig, aber die Temperaturen waren nicht so hoch, und das war ein Schlüssel, um diese Pace halten zu können", wusste Zarco nach dem Rennen. Erwartungsgemäß legte Zarco wie die Feuerwehr los. Noch beim allerersten Anbremsen der ersten Schikane setzte sich der Lokalmatador in Führung - und behielt diese anschließend für einige Umläufe.

Vinales und Rossi können in Le Mans nicht entkommen

"Das Rennen anzuführen war schön. Vom ersten Rennen an habe ich mich in den ersten Kurven gut gefühlt und diese Möglichkeit habe ich wieder genutzt. Ich hatte einen kurzen Flashback von Katar und mir gedacht: 'Mach jetzt bloß keinen Fehler'", schmunzelte Zarco. Das ist ihm, im Gegensatz zum Saisonauftakt, gelungen. Erst in Runde sieben fand Vinales einen Weg an Zarco vorbei, doch der Spanier konnte sich nicht absetzen. Auch mit den weicheren Reifen blieb Zarco lange in Schlagdistanz, wie die folgende Grafik untermauert.

Zarcos Rückstand zum Leader betrug erst in Runde 23 erstmals mehr als eine Sekunde. Also genau in jenem Umlauf, in dem er Platz zwei an Rossi abtreten musste. Da war aber schon klar: Zarco würde aller Voraussicht nach auf das Podium fahren. "Als mich Maverick überholt hatte, habe ich gesehen, dass er sehr schnell ist. Aber ich war in der Lage, ihm zu folgen, das war der Schlüssel für mein Podium", stellte Zarco zufrieden fest.

Zarco spekuliert auf Yamaha-Zwischenfall im Finale

Danach wurde der Abstand zwischen Zarco und der Spitze zwar etwas größer, doch der Franzose blieb dran, um von einem möglichen Zwischenfall zu profitieren. "Am Ende war Vale so stark, ich war froh über den dritten Platz. Aber dann habe ich gesehen, wie sie gegeneinander gekämpft haben, und ich habe mir gedacht: Le Mans ist eine enge Strecke, vielleicht passiert ja etwas", spekulierte Zarco gar auf einen Abstauber-Sieg beim Heimrennen.

Ganz so weit kam es letztlich nicht, doch Rossi zog im Duell gegen Vinales den Kürzeren und musste das Rennen nach einem Sturz in der letzten Runde vorzeitig beenden. So kletterte Zarco noch einen Rang nach oben und fuhr als Zweiter über die Ziellinie. Den Grundstein dafür hatte Zarco allerdings schon vor dem Start getätigt.