Maverick Vinales hat in Le Mans einen Big Point im Titelkampf gelandet. Der 22-jährige Katalane fuhr am Sonntag in Frankreich seinen dritten Saisonsieg ein. Damit setzte er sich nicht nur in der Gesamtwertung wieder an die Spitze, sondern setzte sich von seinen schärfsten Titelrivalen, Valentino Rossi und Marc Marquez, deutlich ab, da beide ausfielen.

"Dieses Rennen war für die WM unglaublich wichtig", gestand ein sichtlich erleichterter Vinales in einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag. Denn der Sieg bedeutete gleichzeitig auch ein Comeback an der Spitze. In den letzten beiden Rennen hatte Vinales nur zehn Punkte geholt, war in Argentinien ausgefallen und hatte in Jerez mit Müh und Not einen sechsten Platz ins Ziel gebracht.

Doch an diesem Wochenende lief alles wieder wie am Schnürchen - so wie schon in den ersten beiden Rennen, die Vinales gewonnen hatte. "Es war ein schwieriges Rennen, weil ich mehr als nur einen Gegner hatte. Zarco war zu Beginn unheimlich stark. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass sein Reifen einbricht, aber das ist nie eingetreten."

So dauerte es bis zur siebenten Runde, ehe Vinales sich die Führung vom Franzosen schnappen konnte. "In Kurve eins ergab sich die Chance und ich habe es einfach durchgezogen", erklärte Vinales. "Ich konnte dann aber nicht davonziehen wie geplant, weil Zarco und Valentino nochmal aufgedreht haben und an mir dran blieben."

Rossi wird gefährlich

In der Endphase musste Zarco dann doch ein wenig abreißen lassen, dafür wurde Rossi immer stärker. Alles lief auf einen Zweikampf um den Sieg hinaus, den die Fans in den letzten fünf Runden bekamen. "Als ich Vale hinter mir gesehen habe, wusste ich, dass er mich noch schnappen will. Daher musste ich die letzten Runden sehr gut planen."

Drei Runden vor der Zielflagge lag Rossi zum ersten Mal an diesem Tag in Führung. Doch es sollte nicht reichen, denn Vinales blieb an diesem Tag fehlerfreier als sein Teamkollege. "Vale unterlief ein kleiner Fehler und ich ging wieder vorbei. Eigentlich hatte ich mich für den Bremspunkt von Turn 8 als idealem Überholpunkt entschieden, aber als ich seinen Fehler sah, war mir klar, dass das bereits meine Chance war."

Erst einmal vorbei, gab es im letzten Umlauf kein Halten mehr. Vinales brannte mit 1:32,309 die schnellste Runde des gesamten Rennens in den Asphalt. "Vor allem in die ersten Kurven habe ich reingehalten wie im Qualifying: Augen zu und durch. Ich habe 110 Prozent meiner Leistung abgerufen. Aber ich musste das so machen."

Zauberrunde in letzter Minute

Denn Rossi hing ihm zu diesem Zeitpunkt immer noch im Heck. Erst vier Kurven vor der Zielflagge war der Italiener besiegt, als er die Kontrolle über seine Yamaha verlor und wegrutschte. "Ich habe es nicht gesehen. Ich habe am Ende nur noch darauf geachtet, alle möglichen Lücken, in denen er attackieren könnte, zuzumachen. Und ich hatte mich darauf eingestellt, dass wir uns in den letzten Kurven berühren würden."

Doch dazu kam es wegen seiner eigenen Zauberrunde und den dadurch erzwungenen Fehler Rossis nicht mehr. "Es ist schade, dass er ausgefallen ist, denn einen Sturz wünscht man niemandem. Aber in Zukunft freue ich mich auf mehr grandiose Zweikämpfe wie diesen heute. Valentino wird in Mugello nun sicher noch motivierter sein."

Revanche kann der Doktor bereits in zwei Wochen beim Heimrennen nehmen. In der Weltmeisterschaft liegt der vormalige Leader nun aber wieder 23 Punkte hinter dem mittlerweile dreifachen Saisonsieger Vinales.