Die MotoGP ist seit dem Spanien-GP am vergangenen Wochenende zurück in Europa. Die Strecken, das Umfeld im Fahrerlager, die Stimmung bei den Events - auf ihrem Heimatkontinent zeigt sich die Königsklasse von ihrer besten Seite. Die Piloten sind sich einig, dass die Weltmeisterschaft hier erst so richtig beginnt. Der ideale Zeitpunkt also, um nach dem Europaauftakt in Jerez ein erstes Zwischenfazit zu ziehen.

In den ersten vier Saisonrennen gab es mit Maverick Vinales (Katar und Argentinien), Marc Marquez (Amerika) und Dani Pedrosa (Spanien) drei unterschiedliche Sieger. Von der Spitze der Weltmeisterschaftstabelle lacht aber ein anderer Herr. Altmeister Valentino hat im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, von denen jeder in einem Rennen gestürzt ist, alle bisherigen Grands Prix in diesem Jahr beendet und mit 62 Punkten so die meisten Zähler gesammelt.

Zweite Plätze sind Rossis bislang beste Ergebnisse 2017, Foto: Yamaha
Zweite Plätze sind Rossis bislang beste Ergebnisse 2017, Foto: Yamaha

Die spanische Armada ist Rossi aber auf den Fersen. Trotz ihren Ausfällen fehlen Vinales, Marquez und Pedrosa nur zwei, vier beziehungsweise zehn Punkte auf den WM-Leader. Diese geringen Rückstände auf die Spitze bei je einem DNF sind möglich, weil noch nie in der 16-jährigen Geschichte der MotoGP so wenige Zähler nach vier Rennen ausreichten, um die Weltmeisterschaft anzuführen.

Rossi 2017 weit unter langjährigem Durchschnitt

Exakt 85 Punkte beträgt der durchschnittliche Punktestand der WM-Leader nach vier Rennen in den letzten 15 Saisons. Rossi fehlen auf diesen Wert also 23 Zähler oder umgerechnet fast ein gesamter Grand-Prix-Sieg. Doch in der Vergangenheit reichte Rossi schon einmal ein ähnlich niedriger Punktestand nach der ersten Phase der Saison zum Titelgewinn. 2009, als er seine bislang letzte Weltmeisterschaft holte, hatte er bei vier gefahrenen Grands Prix 65 Zähler auf dem Konto, also auch nur drei mehr als in diesem Jahr. Den 'Startrekord' hält natürlich Marc Marquez mit vier Siegen aus vier Rennen 2014 und dem Punktemaximum von 100 Zählern.

Warum aber ist das Punkteniveau an der Spitze in dieser Saison so niedrig und die Weltmeisterschaft somit insgesamt gesehen enger? Ein großer Dank dafür gebührt wohl Reifenlieferant Michelin. Die Pneus aus Frankreich ändern ihre Performance abhängig von Strecke und Verhältnissen massiv, funktionieren einmal für den einen Hersteller und dann wieder für einen anderen besser. Was für Fahrer und Teams, die sich möglichst gleichbleibende Reifen-Performance wünschen, eine Katastrophe ist, kann den Fans nur recht sein.

Michelin sorgt für enges Racing

Mit dem Einstieg von Michelin als exklusiver Reifenlieferant der MotoGP im Vorjahr ist das Racing in der Königsklasse deutlich unberechenbarer, abwechslungsreicher und spannender geworden. Neun unterschiedliche Sieger in 18 Saisonrennen 2016 sind Beweis dafür. Ein ähnlicher Wert ist auch in diesem Jahr nicht unrealistisch, vor allem wenn der Wettergott das eine oder andere Mal in den Rennverlauf eingreift.