Im Vorfeld des Spanien-GP sprach alles von der Yamaha-Strecke Jerez. Seit dem ersten Training am Freitag dominiert aber Honda das Geschehen in Andalusien. Egal ob bei Regen oder auf trockener Fahrbahn, bei Hitze oder kühlen Temperaturen - in allen vier Trainings und im Qualifying waren entweder Dani Pedrosa oder Marc Marquez voran, in der Startaufstellung bilden sie zusammen mit Cal Crutchlow sogar eine reine Honda-Reihe-eins. Yamaha steht nur auf den Rängen vier für Vinales, sechs für Zarco, sieben für Rossi und neun für Folger.

Michelin-Reifen bereiten Yamaha Kopfzerbrechen

Warum Jerez plötzlich von der Yamaha- zur Honda-Strecke wurde, konnten sich Pedrosa und Co. nicht erklären. Die Fahrer auf der M1 wissen es aber ganz genau. Das Problem liegt in den Reifen, die Michelin nach Jerez gebracht beziehungsweise in der Art, wie sie auf der Yamaha funktionieren. Zwar sind nur fünf der 13 Kurven Linkskurven, diese werden aber mit einer Ausnahme alle mit hoher Geschwindigkeit durchfahren, während die Rechtskurven tendenziell langsamer sind. Deshalb ist der Reifenverschleiß links deutlich höher, weshalb Michelin bei den drei Mischungen Soft, Medium und Hard auf einen asymmetrischen Aufbau mit härterem Gummi auf der linken Flanke setzt.

Und dieser härtere Gummi funktioniert auf der Honda ideal, auf der Yamaha hingegen überhaupt nicht. "Wir haben auf der linken Seite mit dem Hinterrad extreme Probleme", verrät Vinales, mit Startplatz vier noch bester Yamaha-Pilot. "Der Reifen dreht viel durch, vor allem in den Schräglagen. Es ist damit unglaublich schwer, gute Rundenzeiten zu fahren und noch schwieriger, konstant zu sein. Auf der rechten Seite funktionieren die Reifen gut, also müssen wir dort voll pushen und uns dann in den Linkskurven irgendwie retten."

Rossi, Vinales und Folger einig

Vinales erhält vollste Zustimmung von seinen Yamaha-Kollegen. "Ja, auch bei mir ist es auf der linken Seite sehr schwierig. Dieser Reifen funktioniert für uns nicht", meinte Valentino Rossi, angesprochen auf die Kommentare seines Stallgefährten. Nicht besser ergeht es den Tech3-Piloten. "Vor allem in den zwei langen Linkskurven in Sektor drei tun wir uns viel schwerer als die Hondas oder Ducatis", musste Jonas Folger auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com eingestehen. "Das kostet uns etwa eine halbe Sekunde."

Linkskurven in Jerez sind für Jonas Folger 2017 ein einziger Kampf, Foto: Tech 3
Linkskurven in Jerez sind für Jonas Folger 2017 ein einziger Kampf, Foto: Tech 3

Ein Blick auf die Zeitenliste zeigt, dass Folgers Einschätzung durchaus richtig ist. Maverick Vinales als stärkster Yamaha-Pilot lag etwa über die gesamte Runde 0,428 Sekunden hinter Pole-Setter Dani Pedrosa. 0,419 Sekunden oder fast 98 Prozent seines Rückstands riss er im angesprochenen dritten Sektor mit rund 29 Fahrsekunden auf. Vinales konnte Pedrosa dort im Training verfolgen und war fassungslos über den Grip, den sein Landsmann auf der Honda vorfand: "Es ist unglaublich, wie viel Traktion sie beim Herausbeschleunigen aus den Linkskurven mit diesen Reifen haben. Das ist wirklich eigenartig. Ich kann es mir nicht erklären."

Bei Yamaha hofft man nun auf einen Durchbruch im 20-minütigen Warm Up am Sonntagmorgen, Vinales glaubt sieht die größten Chancen dafür im Bereich der Elektronik. "Wir sollten zumindest einen kleinen Schritt nach vorne machen. Ansonsten wird es für uns extrem schwer werden, mit den Honda mitzuhalten", schlägt der Sieger der ersten beiden Saisonrennen Alarm.