In den kleineren Klassen Moto2 und vor allem Moto3 ist es absoluter Standard, dass sich Teamkollegen im Qualifying gegenseitig Windschatten spendieren, um so das bestmögliche Ergebnis für den Rennstall zu erzielen. In der MotoGP sieht man Fahrer eines Teams im Qualifying nur ganz selten direkt hintereinander, vor allem wenn es sich um zwei absolute Superstars handelt. Und doch tauchten Dani Pedrosa und Marc Marquez in Q2 von Jerez am Samstag im Abstand von nur wenigen Metern auf.

Gegenseitige Unterstützung war hier aber nicht das Motiv. Der Formationsflug der Repsol Honda hatte andere Gründe. Vor dem letzten Outing aller Piloten - Marquez führte zu diesem Zeitpunkt vor Pedrosa, die Yamaha-Stars lagen deutlich zurück - lief in der Boxengasse ein Wartespiel ab. Rossi und Vinales stoppten deutlich länger als nötig, wollten sich ans Hinterrad einer der Hondas heften. Schließlich lief ihnen aber die Zeit davon und sie gingen auf die Strecke. So verblieben nur noch die beiden Honda, wobei Marquez mit dem zwischenzeitlichen Startplatz eins natürlich wesentlich entspannter wartete.

Pedrosa nimmt Marquez' Herausforderung an

Es war schließlich auch Pedrosa, der auf die Strecke ging, doch Marquez folgte ihm sofort. Der Grund: Pedrosa führte drei von vier Trainings an diesem Wochenende an, war vor allem in Sektor drei deutlich stärker als Marquez, der sich von seinem Teamkollegen etwas abschauen wollte. "Er war vor allem in Kurve acht und neun immer schneller als ich. Deshalb habe ich ihn verfolgt und dabei auch einiges verstanden", gab Marquez offen zu.

Pedrosa zögerte verständlicherweise, noch eine schnelle Runde mit seinem vielleicht größten Rivalen im Nacken zu starten. "Ich bin mitten in der Outlap fast stehen geblieben, Marc aber auch. Ich wusste, dass er sich wahrscheinlich auch verbessern würde, wenn ich noch eine schnellere Runde fahre. Irgendwie hat es mich dann aber motiviert, dass er mir gefolgt ist. Und ich habe mir gedacht: 'Warum nicht? Let's go!'", schildert Pedrosa, wie er die Situation erlebte.

Pedrosa Plan ging auf, er unterbot Marquez' Runde aus dem ersten Outing noch einmal um 49 Tausendstelsekunden. Marquez versuchte den Konter, doch nach einem Fehler in der superschnellen Kurve zwölf, wo er einen Sturz nur mit Mühe vermeiden konnte, verpasste er die Bestzeit. "Das war ein wirklich furchteinflößender Moment. Ich habe dann auch in der letzten Kurve noch daran gedacht und war nicht konzentriert genug. So habe ich zu viel Zeit verloren", erklärt Marquez.

Am Ende konnten beide Piloten mit ihren Startpositionen eins und zwei gut leben. "Geholfen hat mir Marc heute aber definitiv nicht", ließ Pedrosa seinen Teamkollegen in der gemeinsamen Pressekonferenz wissen.