In Austin ist alles angerichtet für ein Duell der "Next Generation". Titelverteidiger Marc Marquez steht auf Pole vor dem zweifachen Saisonsieger und WM-Leader Maverick Vinales. Die beiden Spanier dominierten das Wochenende bislang und einer von beiden lachte in jeder der bisherigen Sessions von der Spitze des Klassements. Wer hat im Poker von Austin die besseren Karten? Kann überhaupt jemand dem Duo am Sonntag das Wasser reichen?

Marquez vs. Vinales: Das große Duell

Vinales im ersten und dritten Training voran, Marquez in der zweiten und vierten Session sowie im Qualifying auf Pole Position. Das ist die beeindruckende Bilanz des Dominatoren-Duos von Austin. Ein Vergleich mit Altmeister Valentino Rossi zeigt, dass dieser den beiden in keiner einzigen Session näher als dreieinhalb Zehntel kam. Marquez und Vinales also in einer eigenen Welt?

Davon kann man angesichts Rossis Sonntags-Stärke zwar nicht grundsätzlich ausgehen, doch so dominant wie die beiden sind, wird die Aufgabe für den Italiener keine einfache. Denn ein Blick auf die Rundenzeiten der einzelnen Stints zeigt, dass Marquez und Vinales nicht nur in der Spitze gute Zeiten fuhren, sondern auch eine Pace auf unglaublich hohem Niveau haben.

Die schnellsten fünf Einzelrunden jeder Session:

1. Training2. Training3. Training4. Training
2:04,923 - Vinales 2:04,061 - Marquez 2:03,979 - Vinales 2:04,201 - Marquez
2:05,166 - Vinales 2:04,347 - Zarco 2:04,214 - Vinales 2:04,396 - Marquez
2:05,167 - Vinales 2:04,451 - Vinales 2:04,296 - Pedrosa 2:04,641 - Marquez
2:05,183 - Vinales 2:04,622 - Marquez 2:04,677 - Crutchlow 2:04,658 - Pedrosa
2:05,393 - Vinales 2:04,651 - Marquez 2:04,687 - Marquez 2:04,732 - Marquez

Vinales startete am Freitag mit einem furiosen Longrun. Zehn fliegende Runden absolvierte er am Stück und fuhr dabei die sechs schnellsten Einzelzeiten der gesamten Session. Der Zweitplatzierte des 1. Trainings, Marc Marquez, war bei den Einzelrunden nur auf Rang sieben zu finden. Das zeigt auf welch guter Basis Vinales mit seiner Yamaha M1 mittlerweile agiert. Aber auch Marquez zeigte eine beeindruckende Pace: Im zweiten Training fuhr er drei der fünf schnellsten Einzelzeiten der Session, im vierten Training sogar vier der schnellsten fünf.

Das sagen Vinales und Marquez

Wer von den beiden Fahrern nun im Vorteil ist, wissen beide nicht. Polesitter Marquez gab zu Protokoll: "Unsere Pace wird am Sonntag ziemlich ähnlich sein. Maverick hat morgen auf jeden Fall die Chance zu gewinnen, denn er hat sehr viel Selbstvertrauen. Ich werde aber versuchen, mein Rennen bis zum Ende zu kontrollieren. Wenn beide mit Siegchance in die letzten Runden gehen, dann wird es stark auf die äußeren Bedingungen ankommen. Also ob es kühl oder doch warm ist. Das kann letztlich den Unterschied beim Reifenmanagement machen."

Marquez ist in Austin in vier Versuchen noch ungeschlagen und hat in den USA zuletzt zehn Rennen in Folge (4 x Austin, 3 x Indianapolis und 1 x Laguna Seca in der MotoGP sowie 2 x Indy in der Moto2) gewonnen. Die Chance, diese Serie zu beenden, war für die Konkurrenz schon lange nicht mehr so groß wie diesmal.

WM-Leader Vinales gibt sich dennoch zurückhaltend: "Hoffentlich kann ich bis zum Ende in Schlagdistanz bleiben. Denn ich habe an diesem Wochenende hart gearbeitet, um morgen in den letzten Runden gut da zu stehen. Ich brauche einen guten Start und muss das Rennen danach gut lesen. Wenn sich dann die Chance zum Sieg ergibt, werde ich mein Glück freilich versuchen."

Rossi lauert auf seine Chance

Und was sagt Rossi zu dem Duell, das morgen direkt neben ihm in der ersten Startreihe über die Bühne geht? Wird VR46 zum besten Nebendarsteller eines vielleicht oscarreifen Krimis? Oder kann er aus dem erwarteten Duell am Ende doch einen Dreikampf machen?

"Im Moment haben Maverick und Marc das deutlich bessere Tempo", analysiert Rossi. "Aber zum Glück bin ich im Rennen immer schneller. Auf eine Runde ist ihr Vorteil größer, für mich wird es morgen dennoch hart. Beide haben bisher eine ähnliche Pace an den Tag gelegt, daher muss ich morgen einen guten Start hinlegen, um eine Chance zu haben. Vielleicht ändert sich die Situation im Rennen ja dann", so Rossi mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.