Seit dieser Saison hat auch Dani Pedrosa seinen persönlichen Coach. Er holte sich im Winter mit Sete Gibernau einen erfahrenen Ex-Piloten an seine Seite und geht damit denselben Weg wie Marc Marquez mit Emilio Alzamora, Valentino Rossi mit Luca Cadalora oder in der Vergangenheit auch Jorge Lorenzo bei Yamaha mit Wilco Zeelenberg, der jetzt Maverick Vinales betreut.

Die Rolle Gibernaus ist aber eine etwas andere als die der Coaches bei anderen Fahrern. Während dort oft über fahrerische Details diskutiert wird, hält sich Gibernau aus diesem Bereich fast völlig heraus. Er arbeitet hingegen mit Pedrosa an dessen mentaler Verfassung und versucht ihn psychisch bestmöglich auf die Rennen vorzubereiten. "Ich bin nicht Danis Coach. Ich bin sein Freund", wehrt er sich im Gespräch mit 'Marca' daher auch gegen die Einstufung als Riding Coach.

Gibernau will Pedrosa fröhlich machen

Gibernau verfolgt einen genauen Plan, der darauf basiert, dass Pedrosa durch eine positive Einstellung zum Erfolg kommen soll. "Fröhlichkeit muss zu guten Resultaten führen, nicht gute Resultate zu Fröhlichkeit", ist das Mantra des neunfachen Grand-Prix-Siegers und zweimaligen MotoGP-Vizeweltmeisters.

MotoGP wird zum WM-Vierkampf (00:59 Min.)

Tatsächlich wirkt Pedrosa, der sich nach Platz zwei in Austin und seinem Sieg in Jerez mit nur zehn Punkten Rückstand auf WM-Leader Valentino Rossi voll im MotoGP-Titelkampf befindet, in dieser Saison deutlich lockerer und gelöster als etwa in der abgelaufenen Saison. "Dani hat bereits viele Dinge verstanden und ist jetzt schon sehr stark, aber er hat noch einen Weg vor sich. Er muss die Herausforderungen, die auf ihn zukommen, annehmen", erklärt Gibernau.

Dass Gibernau selbst Pedrosa auch immer wieder fordert, zeigte er mit einer spannenden Aussage nach dessen Sieg in Jerez. Da widersprach er der landläufigen Meinung, sein Schützling müsste schon längst einen MotoGP-Titel gewonnen haben: "Viele Leute sagen, dass Dani einen Titel schon längst verdient hätte. Wenn er ihn aber nicht geholt hat, dann liegt es daran, dass er ihn noch nicht verdient hat." Ein Statement, das wohl ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt: Pedrosa weiter zu Höchstleistungen zu pushen.

Denn Gibernau sieht den 'Samurai', wie er von Freunden und Kollegen gerne genannt wird, noch nicht an dessen persönlichem Limit: "Wir haben noch nicht den besten Dani gesehen. Den zu zeigen, liegt aber an ihm, nicht an mir." Pedrosa selbst macht keinen Hehl daraus, dass er sich vor der Saison 2017, immerhin bereits seine zwölfte in der MotoGP-Weltmeisterschaft, noch einmal neu erfunden hat. "Mein Zugang zu den Rennen hat sich definitiv verändert", so Pedrosa.

Pole, schnellste Rennrunde, Sieg: Pedrosa dominierte in Jerez, Foto: Repsol
Pole, schnellste Rennrunde, Sieg: Pedrosa dominierte in Jerez, Foto: Repsol

Der 31-Jährige ist überzeugt, seine Leistungen nun wesentlich genauer wahrzunehmen: "Ich bin mir jetzt viel mehr bewusst, was ich mache. Als ich jünger war, lief es oft gut für mich und ich war schnell, habe aber nicht wirklich verstanden, warum. Jetzt realisiere ich viel besser, was passiert. Erfolge passieren nie von allein, deshalb ist es umso schöner, wenn man versteht, warum es gelingt."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Kein anderer Pilot im MotoGP-Paddock musste so viele Tiefschläge und bittere sportliche Niederlagen einstecken wie Dani Pedrosa. Kaum ein Knochen im Körper des 1,58 Meter kleinen Katalanen war noch nicht gebrochen, die Verletzungen kamen nicht selten zu den ungelegensten Momenten im Titelrennen. Fünf Mal musste er zusehen, wie sich seine Repsol-Honda-Teamkollegen zum MotoGP-Champion krönten. Nicky Hayden gelang das 2006, Casey Stoner 2011 und Marc Marquez 2013, 2014 und 2016. Dass sich da ein gewisser Frust anstaut, ist absolut verständlich. Es ist aber auch klar, dass Pedrosa somit extrem davon profitieren kann, wenn ihm Sete Gibernau den Spaß am Motorradfahren zurückbringt. Vielleicht war diese Verpflichtungen der Baustein, der Pedrosa für den ganz großen Coup noch fehlte. (Markus Zörweg)