"Das war wirklich nicht der beste Wintertest für uns." So lautete das bittere Fazit von Marc Marquez nach drei harten Tagen in der Wüste von Katar. Ein Test, bei dem der amtierende Weltmeister die Top-10 im Gesamtklassement als Elfter knapp verpasste und zudem eine wahre Sturzflut verkraften musste. Alleine am Sonntag ging Marquez dreimal zu Boden.

Erklärungsversuche des Champions: "Beim ersten Sturz begann das Bike zu schlingern und ich habe zu spät gebremst. Später habe ich dann die Front gleich zweimal verloren. Besonders der letzte Crash - während meiner Rennsimulation - war klar mein Fehler."

Marquez und Pedrosa geben beim Test in Jerez Gas: (01:14 Min.)

Aus der erhofften Simulation wurde somit nichts, denn mehr als sechs fliegende Runden hintereinander waren für Marquez nicht drin. Der verteidigte sich aber nach Ende der Session: "Wenn man auf einem Longrun ist, muss man auch ordentlich pushen, denn sonst hat man ja kein klares Bild davon, wo man tatsächlich steht."

Bei Honda brennt der Hut

Die Performance von Marquez in Katar reiht sich nahtlos in das etwas chaotische Bild ein, das Honda in den letzten Wochen abgibt: Der neue Motor der Japaner kann noch nicht wie erhofft gebändigt werden und somit seine Power nicht entfalten. Ein eingeschobener zweitägiger Test in Jerez Anfang März brachte HRC nur wenig weiter, da aufgrund von Regen ein Tag abgesagt wurde und sich am zweiten Marquez die Schulter auskugelte.

Den neuen Motor bekamen in Katar nun auch die Satellitenfahrer Jack Miller und Cal Crutchlow - ein Zug, den man von Honda so nicht gewohnt ist. Denn meistens gibt HRC Updates nur verzögert an seine Kundenteams weiter. Am Sonntag durfte Crutchlow aber sogar eine neue Verkleidung testen, die im Werksteam nur Marquez auch einsetzte.

Es war aber nicht die erste Verkleidung, die in Katar erstmals eingesetzt wurde. Denn schon am Freitag hatte Marquez die HRC-Interpretation der Doppelverkleidung mit innenliegenden Winglets ausgeführt. Ebenfalls mit mäßigen Erkenntnissen, da er damit früh crashte. Danach ward diese Konstruktion von Honda nicht wieder gesehen. Warum man auf die Expertise von Dani Pedrosa verzichtete, ist unklar. Der erfahrene Katalane durfte keine der neuen Verkleidungen testen.

Verpatzte Wintertests wie schon 2016

Die Baustellen bei Honda sind weitläufig: Bis zum Saisonstart in Katar muss sowohl der neue Motor, als auch eine Verkleidungsvariante pro Fahrer homologiert sein. Danach gibt es pro Mann nur noch ein weiteres Update, die Motorenentwicklung ist mit Beginn des ersten Trainings ohnehin eingefroren. Mit nur eineinhalb Wochen bis zu den ersten Sessions in Katar ist der Handlungsspielraum von Honda begrenzt.

Marquez übt sich aber in Zweckoptimismus: "Es ist besser, diese Dinge passieren uns jetzt beim Test als am Rennwochenende. Mein Rhythmus war trotz allem sehr gut und ich denke, wir werden um das Podium kämpfen können." Katar ist keinesfalls eine von Hondas Lieblingsstrecken. Seit es der Wüstenkurs in den MotoGP-Rennkalender schaffte, gab es in 13 Versuchen nur drei Siege. In den vergangenen beiden Jahren konnte die HRC-Fraktion nur einen einzigen Podestplatz erobern.

Die Geschichte des Vorjahres sollte Marquez aber Auftrieb geben: Damals erwischte Honda ebenfalls rabenschwarze Wintertests mit unzähligen Stürzen von Marquez. Nur sieben Monate später krönte er sich aber vorzeitig zum Weltmeister. Testfahrten sind eben doch nur Testfahrten.