Jonas Folger hat den ersten MotoGP-Wintertest 2017 erfolgreich hinter sich gebracht. In Sepang schlug sich der deutsche Rookie wacker und hielt sich an allen drei Tagen schadlos. "Er fühlt sich wirklich wohl auf seinem Motorrad und verhält sich eigentlich gar nicht wie ein Rookie. Es war ein Risiko für mich, ihn zu verpflichten, aber jetzt kann ich ganz klar sagen: Ich bereue es auf keinen Fall. Ich bin mit Jonas voll und ganz zufrieden", bilanzierte Folgers Teamchef Herve Poncharal in Sepang im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Folgers Bilanz beim MotoGP-Test in Sepang

TagBestzeitPlatzRunden
Montag2:00.6437.40
Dienstag2:00.4959.43
Mittwoch2:00.31215.54
Gesamt2:00.31215.137

Folger startete in Sepang bereits auf einem hohen Niveau. Schon Ende November hatte er seine M1 im Zuge eines Yamaha-Tests auf dieser Strecke ausgeführt, wovon er vor allem am Montag profitierte. Mit einer Bestzeit von 2:00.643 Minuten lag er am Ende des ersten Tages auf dem siebentem Platz. "Ich hatte das gleiche Motorrad zur Verfügung wie beim letzten Test hier, daher waren wir von Beginn an ähnlich schnell wie damals", gab Folger am Montag zu Protokoll.

Stärken und Schwächen waren von Beginn an klar. "Mein stärkster Punkt ist sicherlich der Kurvenspeed. Auf der Bremse habe ich aber so meine Probleme. Man sieht auch in den Daten, dass ich da am Limit bin", gestand er nach dem ersten Tag offen. Am Mittwochabend konnte er allerdings bilanzieren: "Die Bremsstabilität ist in den vergangenen beiden Tagen besser geworden."

Zarco hängt Folger am Ende ab

Seine eigene Bestzeit konnte Folger im Verlauf dieses Tests nur minimal verbessern. Hielt er am Montag bei 2:00.643, so lag seine finale Bestzeit am Mittwoch nur 0.331 Sekunden darunter. Teamkollege Johann Zarco, der im Verlauf der drei Tage im Klassement stets nur wenige Hundertstel entfernt war, konnte ihm daher am Ende um eine halbe Sekunde enteilen.

Folger hat dafür aber eine Erklärung: "Zarco ist, wie auch andere Fahrer, am Ende auf frischen Reifen und mit wenig Sprit rausgegangen. Ich bin nie mit weniger als 18 Litern aus der Box gefahren und hatte die meiste Zeit gebrauchte Reifen drauf." Wichter als die Bestzeiten sind bei einem Test ohnehin die Longrun-Pace oder die Abstimmung des Motorrads.

Vielversprechende Rennsimulation

Und diese beide Punkte sah Folger positiv absolviert. Zwar unterbrach der kurze Regenschauer am Mittwochnachmittag eine Rennsimulation über die volle Distanz, dennoch stimmen ihn die 4 plus 16 Runden, die er im Zuge dieses Longruns fuhr, zuversichtlich: "Die Rennsimulation war gut. Bis zum Ende lag ich immer unter 2:01 Minuten, nur die letzte Runde war knapp drüber. Meine Pace war damit sogar schneller als die von Zarco."

Jonas Folger im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: gp-photo.de
Jonas Folger im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: gp-photo.de

Poncharal ist jedenfalls stolz auf die in Sepang gezeigte Leistung seiner MotoGP-Rookies. "Wenn man Jonas fahren sieht, dann denkt man, er würde schon jahrelang auf der Yamaha sitzen. Er hat von Beginn an verstanden, wie man dieses Motorrad behandeln muss. Auch die Zusammenarbeit mit ihm ist sehr gut weil alles ruhig und entspannt abläuft. Er konzentriert sich auf seine Leistungen und lässt sich nicht ablenken."

Zwei Rookies mit Hirn

Auch Zarco kommt mit seinem Teamkollegen gut aus, auch wenn die beiden Fahrer vor wenigen Monaten in der Moto2 noch Rivalen waren. "Er passt sich sehr rasch an die neuen Gegebenheiten an. Unser Fahrstil ist komplett unterschiedlich, daher können wir viel voneinander lernen, was man auf dem Motorrad alles tun kann. Ich bin froh, dass er auch schnell ist. Wir haben hier eindeutig bewiesen, was für eine gute Schule für die MotoGP die Moto2 ist."

Tatsächlich unterlief beiden Rookies in Sepang kein einziger gravierender Fehler, der zu einem Sturz geführt hätte. "Beide haben verstanden, dass es hier nicht um eine risikoreiche schnelle Einzelrunde ging, sondern darum, möglichst viele Runden abzuspulen. Daher haben wir sie auch sehr lange mit gebrauchten Reifen fahren lassen. Damit sie früh wissen, wie sich das Motorrad unter schwierigen Bedingungen verhält", erklärte Poncharal.

Folgers Fazit fällt positiv aus: "Auf die Bestzeit fehlen mit neun Zehntel - damit kann ich gut leben. Diese Woche ist gut verlaufen und die Rennsimulation gibt mir sehr viel Zuversicht. Ich glaube aber, dass ich bei den nächsten Tests noch weiter vorne landen kann." Die nächste Gelegenheit dazu hat Deutschlands neue MotoGP-Hoffnung von 15. bis 17. Februar auf Phillip Island.