Zu Beginn der MotoGP-Saison 2016 hielt eine neue Einheits-Elektronik in der Königsklasse Einzug. Doch der Weg bis dahin war lange und beschwerlich. Vor allem gegen den enormen Widerstand von Motorrad-Gigant Honda musste die Dorna ankämpfen. Es dauerte lange, bis schließlich auch die Japaner von der Idee einer Einheits-Elektronik überzeugt wurden. Für Honda war die hauseigene ECU bekanntlich der größte Vorteil im Wettstreit mit Yamaha und Ducati. Diesen Vorteil wollte man tunlichst nicht aus der Hand geben.

Einheits-ECU: KTM, Suzuki und Aprilia dürfen nun mitentwickeln

Seitdem hat sich jedoch vieles geändert. 2015 kamen mit Suzuki und Aprilia neue Konkurrenten hinzu, im kommenden Jahr stößt auch KTM dazu. Natürlich wurden und werden auch die GSX-RR, die RS-GP und die RC16 mit der Einheits-ECU aus dem Hause Magneti Marelli ausgerüstet. Doch bisher waren die drei neuen Mitstreiter außen vor, ging es um die Weiterentwicklung der Einheitselektronik. Das ändert sich nun aber ab der Saison 2017.

Bisher war die Entwicklung der Elektronik Sache von Honda, Yamaha und Ducati, Foto: Milagro
Bisher war die Entwicklung der Elektronik Sache von Honda, Yamaha und Ducati, Foto: Milagro

"Von jetzt an wird das Einstimmigkeits-Votum auf alle Hersteller ausgedehnt, also werden Aprilia, KTM und Suzuki hinzugefügt", bestätigt MotoGP's Technischer Direktor Corrado Cecchinelli im Gespräch mit Crash.net und fährt fort: "Die Formulierung der Regeln wird dementsprechend angepasst. Aber das gehört nicht zu meinem Geschäft." Im Klartext bedeutet das: Um Änderungen oder Verbesserungen an der Marelli-Elektronik durchzusetzen, müssen sich ab 2017 alle sechs beteiligten Hersteller einig werden.

Neue MotoGP-Hersteller waren immer an Diskussionen beteiligt

Bisher waren in den Entwicklungsprozess lediglich die drei Werksteams aus dem Jahr 2014, als die Einheits-ECU beschlossen wurde, involviert: Honda, Yamaha und Ducati. Doch das heißt nicht, dass die anderen Hersteller in dieser Diskussion außen vor gelassen wurden. "Es stimmt, dass jetzt nur Honda, Yamaha und Ducati einen Vorschlag absegnen können. Aber realistisch betrachtet waren wir immer dabei. Wann immer auf MSMA-Meetings die Elektronik besprochen wurde, durften wir teilnehmen", stellt Suzuki-Teamchef Davide Brivio klar.

Regel-Novellen: Im zweiten Jahr nivelliert sich alles

Neun verschiedene Sieger wird es wohl 2017 nicht mehr geben, Foto: Tobias Linke
Neun verschiedene Sieger wird es wohl 2017 nicht mehr geben, Foto: Tobias Linke

Die Einheits-Elektronik kam 2016 vor allem den neueren Werken im MotoGP-Paddock zugute. Suzuki und Aprilia, die teilweise über deutlich weniger Know-How und Erfahrung im Software-Bereich verfügten, konnten so einen großen Schritt nach vorne zu den Big Playern Honda, Yamaha und Ducati machen. Zusammen mit den neuen Reifen von Michelin würfelten diese Umstände das Feld vor allem im ersten Saisondrittel ordentlich durcheinander. Ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die Abwechslung im MotoGP-Feld waren die neun unterschiedlichen Rennsieger in der Saison 2016. Ob sich dies in der Form im Jahr 2017 wiederholen kann, ist fraglich.

Im bisher letzten zweiten Jahr nach einer Regel-Novelle (2008, zweites Jahr nach Einführung der 800ccm-Motoren) verringerte sich sowohl die Anzahl an verschiedenen Rennsiegern als auch die Zahl der Podestfahrer. 2007 siegten mit Casey Stoner, Dani Pedrosa, Valentino Rossi, Chris Vermeulen und Loris Capirossi noch fünf Fahrer, ein Jahr darauf nur noch Stoner, Pedrosa, Rossi und Rookie Jorge Lorenzo. Auf das Treppchen kam im ersten 800er-Jahr noch ein Dutzend Fahrer, 2008 nur noch deren zehn. Neue Regeln wie die Einheitssoftware sind zwar ein großer Gleichmacher, doch die großen Teams und Fahrer werden am Ende immer die Nase vorne haben.