Die Gerüchte machen im MotoGP-Paddock schon seit längerer Zeit die Runde. Ein Hersteller, dem Vernehmen nach Ducati, soll daran arbeiten, das Winglet-Verbot ab 1.1.2017 geschickt zu umgehen. Die Tatsache, dass Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso die GP17 in Valencia trotz des nächstjährigen Verbots mit Winglets fuhren, befeuert diese Gerüchte nun erneut.

Der betreffende Paragraph im technischen Reglement besagt, dass keine Elemente aus der Stromlinienform der Verkleidung vorstehen und einen aerodynamischen Effekt wie Anpressdruck erzeugen dürfen. Die endgültige Beurteilung, ob ein Verkleidungsdesign nun legal oder illegal ist, obliegt dabei dem Technischen Direktor. Die aktuelle Konfiguration wäre aber ganz klar verboten. Man nutze die Flügel nur, um einen besseren Vergleich zwischen GP16 und GP17 zu erhalten, hieß es bei Ducati.

Was führt Gigi Dall'Igna im Schilde?, Foto: Milagro
Was führt Gigi Dall'Igna im Schilde?, Foto: Milagro

Oder wollen die gewieften Italiener diesen Teil des Reglements doch umgehen? Die grundsätzliche Überlegung soll sein, Flügel einfach an die Innenseite der Verkleidung zu verlegen, also die Verkleidung wesentlich breiter zu machen. Die Grenze liegt hier bei 60 Zentimetern, für den Sitz und alle dahinterliegenden Teile gilt ein Limit von 45 Zentimetern. Die Grenze von 60 Zentimetern erreichte Ducati mit der GP16 an der Front des Motorrads mit den äußeren Spitzen der Winglets und im Bereich des Lenkers. Im unteren Bereich der Verkleidung war die Maschine deutlich schmäler, am oberen Ende des Kotflügels wurden weniger als 50 Zentimeter erreicht. Raum zur Verbreiterung ist hier, zumindest theoretisch, also durchaus vorhanden.

Unvorhersehbare Auswirkungen für Ducati

Klar ist aber, dass es einer bisher in der MotoGP nicht dagewesenen Verkleidungsform bedarf, um die Maximalwerte für Chassisbreite auch im unteren Teil des Motorrad voll auszuloten. Wie sich eine derartige Maschine verhalten würde, lässt sich kaum erahnen, an einem gewissen Punkt käme es aber zwangsläufig zu Problemen bei großen Schräglagen. Das Reglement besagt hier aktuell nur, dass ein Motorrad mindestens 50 Grad umgelegt werden muss und dabei nur die beiden Reifen den Boden berühren dürfen. Bei aktuellen Schräglagewerten im Bereich von 65 Grad ist man mit einer Neigung von 50 Grad aber freilich weit vom Maximum entfernt.

Cal Crutchlow, 2014 ja selbst als Pilot im Ducati-Werksteam aktiv, hält ein derartiges Konzept dennoch für möglich. "Vielleicht haben sie vor, eine Verkleidung mit der Breite der bisherigen Flügel zu bauen", mutmaßt er. "Sie sagen, dass sie nur zum besseren Vergleich mit Winglets fahren, aber ich weiß, wie bei Ducati gearbeitet wird. Ich habe dort ein paar gute Freunde und die sind verdammt clever!"

Wenn man sich die Tricks und Kniffe von Gigi Dall'Igna und Co. aus den letzten Jahren in Erinnerung ruft, muss man auf jeden Fall mit allem rechnen.