Nach den ersten beiden Freien Trainings am Freitag dominierten bei Neueinsteiger KTM in Valencia lange Gesichter. Zwei Mal der letzte Platz und Rückstände von rund drei Sekunden waren ganz und gar nicht das, wann sich bei den erfolgsverwöhnten Österreichern vorgestellt hatte. Am Samstag ging es für Wildcard-Fahrer Mika Kallio und KTM aber schon bergauf. Der Rückstand schmolz in FP3 und 4 auf etwa 2,5 Sekunden und im Qualifying konnte Kallio mit Tito Rabat und Yonny Hernandez sogar zwei Piloten hinter sich lassen.

"Zum Glück haben wir heute gezeigt, dass wir uns schon noch deutlich steigern können", gab sich Kallio erleichtert. "Es ist gut, dass wir jetzt ein paar Fahrer hinter uns gelassen haben und mitten im Feld sind. Das ist das Wichtigste, denn nur so können wir sehen, wie sich unser Motorrad im Vergleich zu den anderen Bikes über eine volle Renndistanz verhält. Wir sind zwar bei den Testfahrten viele Runden und Rennsimulationen gefahren, aber das ist nochmal etwas anderes."

Rennen für Kallio und KTM nochmal eine andere Geschichte

Der Grand Prix am Sonntag ist für KTM und Kallio somit in gewisser Weise eine Wundertüte. "Im Rennen pusht man noch einmal deutlich härter, also lässt sich nicht wirklich abschätzen wie sich Motorrad und Reifen verhalten", erklärt Kallio. "Ich bin heute aber nicht nur eine, sondern mehrere gute Runden gefahren. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass wir uns im Rennen noch einmal besser schlagen können als heute im Qualifying."

Ohnehin ist zu erwarten, dass KTM im restlichen Verlauf des Wochenendes im Vergleich zur Konkurrenz größere Fortschritte machen wird, da die RC16 ja noch nicht annähernd so ausgereift wie die Maschinen von Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki oder auch Aprilia ist. "Wenn das Motorrad noch so neu ist, ist es ganz normal, dass ein gewisser Abstand da ist", beruhigt Kallio. "Natürlich müssen wir uns noch verbessern, aber der 20. Platz heute war beispielsweise schon sehr okay."

Reifensorgen plagen KTM vor dem Valencia-GP

Rätselraten bei Kallio und seiner Crew: Welche Reifen sind die besseren fürs Rennen?, Foto: KTM
Rätselraten bei Kallio und seiner Crew: Welche Reifen sind die besseren fürs Rennen?, Foto: KTM

Als "sehr okay" muss man Kallios Leistung vor allem dann einordnen, wenn man bedenkt, dass der Finne zuletzt 2010 für Pramac Ducati ein MotoGP-Qualifying bestritten hatte. Damals noch im alten Modus, also nicht mit den beiden 15 Minuten kurzen Abschnitten Q1 und Q2. "Ich bin das normale Qualifying aus der Moto2 gewohnt. Da war der MotoGP-Modus schon etwas eigenartig, weil man nur so wenige Runden zur Verfügung hat, um anzugreifen. Es war nicht einfach."

Derartige Eingewöhnungsprobleme werden Kallio im Rennen nicht plagen, ein Grand Prix funktioniert 2016 gleich wie 2010. Nur ein Thema bereitet dem Finnen und seinem Team Sorgen: die Reifenwahl. KTM kämpft nach wie vor mit zu viel Wheelspin am Hinterrad, auch wenn man im Vergleich zum Freitag bereits Fortschritte machen könnten. Der härtere Hinterreifen würde durch geringeren Grip das Phänomen noch verstärken, der weichere wohl die Renndistanz nicht überstehen. "Es wird schwierig, die weichere Mischung bis ins Ziel zu bringen", bestätigt Technikdirektor Sebastian Risse. Mit der endgültigen Entscheidung will man daher bis nach dem Warm Up am Sonntag warten.