Die Erleichterung war bei Jorge Lorenzo nach dem Qualifying riesig. Endlich fand er zu alter Form zurück und pulverisierte prompt den Rundenrekord in Valencia. Mit einer Fabelzeit von 1:29.401 hängte er seinen ärgsten Konkurrenten Marc Marquez um satte drei Zehntel ab, auf einer so kurzen Strecke wie Valencia eine wahre Welt. In sein letztes Rennen auf der Yamaha geht er also vom vordersten Startplatz aus.

Lorenzo: Heute war ich inspiriert

Dementsprechend glücklich war Lorenzo nach dem Qualifying. Er bestätigte: "Das Qualifying war beeindruckend. Ich war sehr motiviert und hatte sehr viel Vertrauen in den Reifen und den Asphalt. So konnte ich heute mein Toplevel riskieren und fuhr eine sehr gute Runde. Heute war ich inspiriert. Alles, was ich versuchte, funktionierte." Das, so Lorenzo, lag auch daran, dass die Strecke endlich einmal wieder durchgängig trocken und warm war: "Am Vormittag war es noch ziemlich kalt, aber am Nachmittag waren die Bedingungen für Reifen und Grip perfekt. Michelin hat hier sehr gute Reifen mitgebracht, sodass ich endlich wieder das maximale Vertrauen habe und als Fahrer mein bestes geben kann."

Klar, dass sich der Spanier für das Rennen ähnliche Bedingungen wünscht. "Ich will natürlich ein Trockenrennen", erklärt er. "Alle Fahrer wollen Trockenrennen. Ich fühle mich auf dem Bike toll. Jetzt fühle ich mich endlich wieder richtig gut. Dieses Gefühl auf dem Bike hatte ich ein bisschen verloren." Auch das Handling der M1 konnte Lorenzo weiter verbessern, wie er anführt: "Ich bin eine gute Runde mit weichen Reifen und vollem Tank gefahren. Das war ok, wir haben das Bike verbessert, und es liegt in den Kurven immer besser."

Jorge Lorenzo machte seinem Team zum Abschied eine Freude, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo machte seinem Team zum Abschied eine Freude, Foto: Yamaha

Rennstrategie von Vinales abhängig

Doch trotz seines überragenden Qualifyings wird für Lorenzo das Rennen kein Selbstläufer. Die Reifenwahl bereitet ihm noch Kopfzerbrechen. "Die Reifenwahl ist morgen wirklich wichtig", erläutert er. "Beide Reifen sind konkurrenzfähig und man kann damit um den Sieg kämpfen." Gleichzeitig muss der zukünftige Ducati-Werksfahrer Maverick Vinales im Auge behalten, der ihm den dritten WM-Rang noch streitig machen könnte. Von dessen Platzierung macht er auch seine Rennstrategie abhängig. "Ich werde das im Rennen sehen", meint Lorenzo. "Wir wissen nicht, auf welcher Position Vinales morgen sein wird. Das wird eine aufregende Frage. Klar will ich um den Sieg kämpfen, aber gleichzeitig will ich so weit oben wie möglich im WM-Klassement enden. Also muss ich noch sehen, wie viel ich riskieren kann." Derzeit hat Lorenzo immerhin 17 Punkte Luft auf seinen Landsmann, während er nicht mehr aufzuholende 28 Punkte hinter seinem Teamkollegen Valentino Rossi liegt.

Mit seiner Pole gelang Lorenzo ein Kunststück, das nur wenigen Fahrern vergönnt ist: Er hatte seine Karriere bei Yamaha mit der Katar-Pole 2008 begonnen, nun beendet er seine Zeit bei Yamaha ebenfalls mit einer Pole Position. Da kommen natürlich Erinnerungen hoch, wie er zugibt: "Oh ja. Damals war mein erstes Rennen mit Yamaha und gleich die Pole. Das war völlig unerwartet. Ich war zwar im Test auch Erster, aber mit der Pole hatte ich nicht gerechnet. Aber damals genoss ich gute Momente nicht so sehr wie jetzt, also fühlt sich das jetzt noch spezieller an."