Andrea Dovizioso hat es endlich geschafft! Beim Malaysia-GP in Sepang holte er den zweiten MotoGP-Sieg seiner Karriere und ließ damit die ewigen Kritiker, die ihn schon abgeschrieben haben, endlich verstummen. Dovizioso taktierte hervorragend und wartete in der Anfangsphase zunächst an dritter Stelle liegend ab.

Zu Beginn der zweiten Rennhälfte kämpfte er sich an Teamkollege Andrea Iannone vorbei, ein Verbremser von Valentino Rossi fünf Runden vor dem Ende spülte ihn schließlich an die Spitze. Von da an gab es kein Halten mehr für Dovizioso auf dem Weg zum zweiten MotoGP-Sieg seiner Karriere. Nach dem Rennen war Dovizioso natürlich aus dem Häuschen.

Andrea Dovizioso: Seine Worte nach dem Sieg in Sepang

"Das war ein sehr schwieriges Rennen. Von außen mag es so ausgesehen haben, als würde ich das Rennen kontrollieren, aber so war es wirklich nicht. Im ersten Teil des Rennens waren alle sehr schnell. Aber ich habe nicht aufgegeben und habe keine Fehler gemacht. Das hat mir die Möglichkeit zum Sieg eröffnet. Ich konnte von Anfang bis Ende den gleichen Speed gehen. Vom Qualifying weg hatte ich ein gutes Wochenende. Das Ergebnis ist sehr wichtig, denn Sepang ist eine meiner Lieblingsstrecken, auch wenn ich hier noch nie gewonnen habe. Über den Sieg bin ich jetzt sehr glücklich."

Dovizioso: So feierte er seinen Sieg beim Malaysia-GP

Doviziosos Sieg in Malaysia: Das war erst der Anfang

Doch mit diesem Premierensieg für Dovizioso ist es nicht getan. Für die MotoGP-Saison 2013 schloss er sich den Roten an, um sie gemeinsam mit Mastermind Gigi Dall'Igna (der 2014 kam) wieder Schritt für Schritt an die Spitze zu führen. Ein Unterfangen, das Valentino Rossi und seiner Crew um Jeremy Burgess noch misslang. "Abgesehen vom Sieg denke ich, ist es gut, dass wir mit Ducati in diesem Jahr so stark geworden sind. Aber das ist noch nicht genug, denn wir wollen irgendwann auch um den WM-Titel kämpfen", gibt sich Dovizioso nach dem Rennen ehrgeizig.

2013 sahen Dovizioso und Ducati die japanische Konkurrenz meist nur von hinten, Foto: Bridgestone
2013 sahen Dovizioso und Ducati die japanische Konkurrenz meist nur von hinten, Foto: Bridgestone

"Vor vier Jahren waren wir noch in einer schlechten Lage", erinnert sich Dovizioso an seine Anfänge bei Ducati. "Aber das hat sich jetzt komplett verändert. Inzwischen können wir bei jedem Rennen auch im Trockenen im Kampf um den Sieg oder das Podium eingreifen. Ich wachse mit dem Team mit. In dieser Hinsicht befinde ich mich gerade im besten Moment meiner Karriere. Aber ich kann mich immer noch in vielen Bereichen verbessern", bekennt Dovizioso nach dem Rennen.

Ein Blick auf Doviziosos Ducati-Bilanz zeigt: Seit er sich 2013 den Roten angeschlossen hat, fährt er von den nackten Zahlen her seine zweitbeste MotoGP-Saison nach 2014. Dennoch muss man die Leistung in der aktuellen Saison höher einschätzen. Einerseits, da Ducati damals in den Genuss der Open-Zugeständnisse kam, andererseits, da Dovizioso aufgrund seines immensen Pechs zu Saisonbeginn rund 50 Punkte durch die Lappen gegangen sind. Die Anfangsphase 2016 stellt daher für Dovizioso auch erwartungsgemäß den größten Rückschlag dar.

"Ich hatte so viel Pech zu Beginn der Saison. Ich hatte drei Nuller in Folge, ohne irgendwas dafür zu können", blickt Dovizioso jetzt zurück. Insgesamt verlor Dovizioso durch Pech und Ausfälle gut und gerne 50 Punkte, was ihn jetzt mitten in den Kampf um WM-Platz zwei gegen Valentino Rossi befördern würde. Dieser Umstand alleine dokumentiert die Fortschritte, die Dovizioso und Ducati in den letzten Jahren gelungen sind. Kein Wunder also, dass Dovizioso meint: "Nächstes Jahr kann ich meine Sache mit Sicherheit noch besser machen!" Neu-Teamkollege Jorge Lorenzo und die Konkurrenz dürfen sich also schon mal warm anziehen.

Rückblende: Doviziosos verpasste Sieg-Chancen seit Donington 2009

Seinen bis dato ersten und einzigen MotoGP-Sieg holte Andrea Dovizioso beim britischen Grand Prix im Jahre 2009. Im Donington Park herrschten damals ähnlich diffizile Verhältnisse, wie das an diesem Wochenende in Sepang der Fall war. Parallele übrigens zwischen dem Malaysia-GP 2016 und dem Großbritannien-GP 2009: in beiden Rennen führte Rossi vor Dovizioso, überließ ihm dann jedoch mit einem Fehler die Führung und letztlich den Sieg. Seit seinem Premierensieg im Juli 2009 sah Dovizioso bei 14 weiteren Rennen als Zweiter die Zielflagge - doch mit einem Sieg wollte es einfach nicht mehr klappen.

2009 in Donington gewann Dovizioso sein erstes MotoGP-Rennen, Foto: Milagro
2009 in Donington gewann Dovizioso sein erstes MotoGP-Rennen, Foto: Milagro

Im Laufe der Zeit kamen daher immer mehr Zweifel auf, ob Dovizioso jemals wieder ein MotoGP-Rennen gewinnen könnte. Besonders laut wurden die Fragen und die Zweifel in der laufenden Saison. In Österreich war eigentlich alles angerichtet für einen Dovizioso-Sieg - und wieder wurde er nur Zweiter. Dieses Mal hinter Teamkollege Andrea Iannone. Das war besonders bitter für Dovizioso: "In Österreich hatte ich das Gefühl, dass der Sieg mir gehört. An dem Wochenende bin ich perfekt gefahren, aber nach dem zweiten Platz dann auch sehr enttäuscht", räumt Dovizioso ein.

Alle 2. Plätze von Dovizioso seit seinem ersten MotoGP-Sieg 2009:

RennenRückstandSieger
Silverstone 20106.743Jorge Lorenzo
Motegi 20103.868Casey Stoner
Sepang 20100.224Valentino Rossi
Le Mans 201114.214Casey Stoner
Silverstone 201115.159Casey Stoner
Mugello 20110.997Jorge Lorenzo
Brünn 20116.532Casey Stoner
Assen 20146.714Marc Marquez
Katar 20150.174Valentino Rossi
Austin 20152.354Marc Marquez
Argentinien 20155.685Valentino Rossi
Katar 20162.019Jorge Lorenzo
Spielberg 20160.938Andrea Iannone
Motegi 20162.992Marc Marquez