Eine ruhmreiche Partnerschaft scheint auf ein unrühmliches Ende zuzusteuern. Jorge Lorenzo hat gemeinsam mit Yamaha bisher 152 MotoGP-Rennen bestritten, davon 43 gewonnen und sich drei Mal zum Weltmeister gekrönt. Nur Valentino Rossi konnte mehr Titel für die japanische Marke holen. Ein Abschied im Zeichen des Dankes scheint für Lorenzo also angebracht, doch darauf deutet aktuell nicht viel hin. Die Stimmung zwischen ihm und Yamaha scheint ziemlich vergiftet zu sein und der Hersteller, bei dem Lorenzo offiziell noch bis zum 31. Dezember 2016 unter Vertrag steht weigert sich hartnäckig, den amtierenden Champion für Testfahrten mit Ducati im November freizugeben.

Am offiziellen Test nach dem Saisonfinale in Valencia soll Lorenzo teilnehmen dürfen, da es hier für ein Gentlemen's Agreement zwischen den MotoGP-Herstellern gibt, auch wenn er selbst hierfür noch auf die endgültige Genehmigung von Yamaha wartet. "Den Test in Valencia werde ich wohl machen können, die offizielle Freigabe fehlt aber noch", verriet Lorenzo am Donnerstag in Motegi. Für die später im November geplanten Jerez-Tests sieht er hingegen schwarz: "Was Jerez angeht hat Yamaha wohl keine besondere Lust darauf, mir das zu erlauben."

Im Vorjahr jubelten Lorenzo und Yamaha noch gemeinsam über den Titel, Foto: Monster
Im Vorjahr jubelten Lorenzo und Yamaha noch gemeinsam über den Titel, Foto: Monster

Eine Entscheidung, die Lorenzo mächtig zu wurmen scheint. "Natürlich hätte ich gerne in Jerez getestet. Das ist ganz klar. Die Entscheidung liegt aber nicht bei mir. Mal sehen, was da noch passiert, aber ich bin der Meinung, dass ich es nach all den Jahren und Erfolgen die wir gemeinsam erlebt haben, verdient hätte", stellt er klar.

Noch-Teamkollege und Erzrivale Valentino Rossi nimmt seinen Arbeitgeber Yamaha verständlicherweise in Schutz. "Vielleicht hat Yamaha ja einen Grund ihn nicht testen zu lassen", stellt er in den Raum. Die Diskussion über die Tatsache, ob Lorenzo nun zwei Tage in Jerez testen wird oder nicht, hält Rossi ohnehin für übertrieben: "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird. In Valencia wird er ja fahren dürfen." Rossi erinnert daran, dass er bei seinem Wechsel von Honda zu Yamaha vor der Saison 2004 mit einem noch härteren Verbot belegt wurde: "Ich durfte damals erst Mitte Januar zum ersten Mal testen." Dennoch gewann er in seiner ersten Yamaha-Saison direkt den Titel.

Suzuki und Ducati geben Fahrer frei

Trotz der Beschwichtigungsversuche von Rossi lässt das Testverbot gegenüber Lorenzo Yamaha in keinem guten Licht dastehen, schließlich erhielt ihr Neuzugang Maverick Vinales von Suzuki sehr wohl die Freigabe für einen November-Test in Sepang. Das bestätigte Suzuki gegenüber den Kollegen von 'crash.net'. Auch Ducati-Abgang Andrea Iannone darf für seinen neuen Arbeitgeber Suzuki testen. " Wir haben nicht eine Sekunde überlegt, Iannone nicht testen zu lassen. Wir denken, dass so etwas im Sinne des Sportsgeist normal sein sollte", erklärte Ducatis Sportdirektor Davide Tardozzi der 'Gazzetta dello Sport'.

Vinales und Iannone dürfen schon im November für ihre neuen Teams testen, Foto: Suzuki
Vinales und Iannone dürfen schon im November für ihre neuen Teams testen, Foto: Suzuki

Lorenzo wird also aller Voraussicht nach erst wieder 2017, genauer gesagt am 30. Januar in Sepang, auf der Desmo GP17 Platz nehmen. Bis dorthin liegt der Großteil der Entwicklungsarbeit, möglicherweise mit Unterstützung durch Edeltester Casey Stoner, auf den Schultern von Lorenzos nächstjährigem Teamkollegen Andrea Dovizioso und Testpilot Michele Pirro, der die Maschine in diesen Tagen bereits in Valencia fährt. Auf Ducati wartet 2017 ja eine große Umstellung, wird man durch eine Regeländerung ja der so gut funktionierenden Winglets beraubt.