Der Titelkampf in der MotoGP biegt in die Zielgerade. Die Fernost-Tour von Motegi über Phillip Island nach Sepang könnte bereits die WM-Entscheidung bringen. Schon am kommenden Sonntag ist Marc Marquez Weltmeister, wenn alles ideal für ihn verläuft.

Spätestens auf Phillip Island oder in Sepang sollte der WM-Leader die Karten dann aber selbst in der Hand haben. Die Statistik spricht deutlich für eine Titelentscheidung in Fernost. Marquez hat 52 bzw. 66 Punkte Vorsprung auf seine härtesten beiden Verfolger. Und seit die dreiwöchige Fernost-Tour in ihrer aktuellen Form Teil des MotoGP-Kalenders ist, verließ derjenige, der als WM-Führender auf den Fernost-Trip ging, diesen auch wieder als WM-Leader. In diesen sechs Jahren fiel die Entscheidung viermal bereits auf dieser Tournee.

JahrWM-Leader vor FernostWM-Leader nach FernostEntscheidung in
2010Lorenzo (+66)Lorenzo (+105)Sepang
2011Stoner (+44)Stoner (+65)Phillip Island
2012Lorenzo (+33)Lorenzo (+43)Phillip Island
2013Marquez (+39)Marquez (+13)Valencia
2014Marquez (+75)Marquez (+62)Motegi
2015Rossi (+14)Rossi (+7)Valencia

Marquez in Fernost mit Schwächen

Allerdings ist es ausgerechnet WM-Favorit Marquez, der traditionell im fernen Osten ein wenig schwächelt. 2013 etwa ging er mit 39 Punkten Vorsprung nach Asien und kam mit nur 13 Zählern Guthaben retour nach Europa. Während er damals beim Finale in Valencia seinen Vorsprung verwalten und zum Titelgewinn verwerten konnte, hat Marquez sogar schon einen Titel in Fernost vergeigt.

Rossi vs. Marquez in Sepang 2015 - legendär, Foto: Milagro
Rossi vs. Marquez in Sepang 2015 - legendär, Foto: Milagro

2011 kam er mit nur drei Punkten Rückstand auf Stefan Bradl und einer Serie von neun Podestplätzen in Folge zum vorletzten Saisonlauf nach Sepang. Doch schon im ersten Training stürzte er und konnte am Sonntag nicht im Rennen antreten. Die Folgen des Unfalls machten auch ein Antreten in Valencia unmöglich, wodurch er die Moto2-WM 2011 Bradl überlassen musste.

In den Folgejahren wurde es für Marquez in Fernost nur bedingt besser. Seit 2012 kassierte der WM-Leader auf jedem Fernost-Trip eine Nullnummer. Sturz im Moto2-Rennen in Sepang 2012, Disqualifikation in der MotoGP auf Phillip Island 2013, wo er 2014 crashte. Im Vorjahr kam er nach einer Berührung mit Rossi in Sepang zu Sturz. So stehen in der MotoGP-Statistik von Marquez in Fernost zwei Siege und drei weitere Podestplätze drei Nullnummern gegenüber.

Marquez müsste zweimal patzen

Von den "großen Vier" hat Marquez somit die deutlich schwächste Punkteausbeute. Nur 41,0 Punkte holt der Katalane im Schnitt auf der dreiwöchigen Tour. Spitzenreiter Lorenzo hingegen holt im Durchschnitt satte 20 Punkte mehr. Lorenzo ist generell der Fernost-Experte der MotoGP. Der letzte Rennstart (2011 verpasste er verletzungsbedingt Phillip Island und Sepang) auf der Oktober-Tour, den er nicht auf dem Podest beendete, war Motegi 2010. Seither folgten 15 Rennen auf den drei Strecken, die er allesamt unter den Top-3 beendete.

Nun aber zum Haken an der Geschichte - zumindest aus der Sicht von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Marquez büßt in Fernost zwar traditionell Punkte ein, allerdings bislang nicht in dem Ausmaß, das eine Titelentscheidung auf Valencia verschieben könnte. Lorenzo müsste in den nächsten drei Rennen mindestens 31 Punkte aufholen, Rossi zumindest 27 Zähler. Damit müsste Marquez in den kommenden drei Wochen schon mindestens zweimal ausrutschen.