Die MotoGP-Saison 2016 lebt von ihrer Unberechenbarkeit. Die acht verschiedenen Rennsieger in Folge zwischen dem Italien-GP und dem San-Marino-GP zeugen davon. Doch an der Spitze der Gesamtwertung scheint ein Mann dem Titel entgegenzufahren: Marc Marquez. Durch seinen Sieg in Aragon wuchs sein Polster auf den schärfsten Verfolger Valentino Rossi wieder auf 52 Punkte an. Motorsport-Magazin.com beleuchtet die Situation und zeigt die Reaktionen der Top-3 im Hinblick auf die WM nach dem Aragon-GP:

MotoGP 2016: So sieht der Trend bei den Top-3 aus

Marc Marquez: Seit der Sommerpause fuhr Marc Marquez fast ausschließlich mit der Devise: Punkte einfahren, Vorsprung verwalten. Daher war der Spanier in den meisten Rennen auch unglaublich clever und abgebrüht unterwegs. Einzige Ausnahme bildete das Rennen im Motorland Aragon. Dort dominierte Marquez das gesamte Wochenende über und holte sich seinen ersten Sieg seit der Sommerpause. Aus dem Top-Trio in der WM holte Marquez seit Beginn der zweiten Saisonhälfte übrigens die zweitmeisten Punkte. Durch die Plätze fünf, drei, vier, vier und eins sammelte der Repsol-Honda-Pilot in den letzten fünf Rennen insgesamt 78 Punkte.

Valentino Rossi: Noch ein bisschen erfolgreicher war im selben Zeitraum Valentino Rossi. Mit Ausnahme des Österreich-GP stand der Doktor in der zweiten Saisonhälfte stets auf dem Podium. Einzig ein Sieg, der im WM-Kampf so wichtig wäre, wollte dem Yamaha-Piloten noch nicht gelingen. Die beste Chance dazu bot sich bislang in der zweiten Saisonhälfte beim Heimspiel in Misano, doch einem bärenstarken Dani Pedrosa konnte an diesem Tag niemand das Wasser reichen. Betrachtet man nur die letzten fünf Rennen, ist Valentino Rossi der fleißigste Punktesammler. Durch die Ränge vier, zwei, drei, zwei und drei kamen insgesamt 85 Zähler zusammen. Doch im Vergleich zu Marquez sind das eben nur sieben Punkte, die Rossi seit der Sommerpause aufholen konnte.

Jorge Lorenzo: Nach einem schwierigen Sommer ist Jorge Lorenzo wieder auf dem aufsteigenden Ast. Diese Aufwärtstendenz unterstreichen die Plätze drei und zwei in Misano und Aragon. Zuvor lief es noch relativ harzig für den Weltmeister. In Brünn schlitterte er in ein Reifen-Desaster und blieb als 17. ohne Punkte. In Silverstone konnte Lorenzo nie die Pace der Top-Jungs mitgehen, er trudelte als Achter ins Ziel ein. Dabei startete Lorenzo die zweite Saisonhälfte mit dem dritten Platz am Red Bull Ring gut. Unterm Strich sammelte der Yamaha-Pilot seit der Sommerpause 60 Punkte. Das bedeutet: Lorenzo hat in diesem Zeitraum auf Rossi 25 Zähler eingebüßt und auf Marquez 18 Punkte.

Das sagen Rossi, Lorenzo und Marquez zur WM-Situation nach Aragon

Valentino Rossi holte seit der Sommerpause die meisten Punkte, Foto: Yamaha
Valentino Rossi holte seit der Sommerpause die meisten Punkte, Foto: Yamaha

Marc Marquez: "Der Vorsprung ist schön, aber wir müssen weiter fokussiert bleiben. Es ist so einfach, zu stürzen. Jetzt geht es nach Asien, das ist wegen der drei Rennen in Folge die schwierigste Phase in der gesamten Saison. Wir müssen mit der gleichen Einstellung ans Werk gehen. Auf einigen Kursen werden wir größere Schwierigkeiten haben, aber da müssen wir einfach ruhig bleiben und versuchen, die Rennen zu beenden. In Japan werde ich den Titel jedenfalls noch nicht gewinnen. Es wäre zwar schön, weil das Hondas Heimstrecke ist. Aber wir müssen abwarten und geduldig bleiben. Es ist nicht wichtig, wo wir ihn holen, sondern dass wir ihn holen."

Valentino Rossi: "Es war schon mit 43 Punkten Rückstand sehr schwer, aber jetzt mit 52 wird es noch härter. Ich will aber nicht mehr über die WM nachdenken, wir müssen einfach weiterarbeiten und konzentriert bleiben. Dann geht es nach Übersee, wo ich die Strecken sehr mag und wo unser Bike stark ist. Wichtig ist es, gute und fehlerfreie Rennen zu zeigen, auf das Podium zu kommen und versuchen, zu gewinnen. 52 Punkte sind eine Menge Holz, aber der Kampf um den zweiten Platz gegen Jorge ist noch eng. Er und Marc werden in den nächsten Rennen sehr stark sein."

Jorge Lorenzo: "Die WM ist praktisch schon entschieden. Marc muss schon sehr viel Pech haben, um das Ding noch zu vergeigen. Aber wenn in einer Saison unvorhergesehene Dinge passieren können, dann in dieser. Wegen den ganzen Stürzen, wegen der Reifen und wegen der unterschiedlichen Reifen-Performance. Du darfst dich in keinem Moment sicher fühlen."