Die MotoGP ist die beste Rennserie dieses Planeten. Das sagen nicht nur ich und Millionen von Motorradfans rund um den Erdball, sondern auch unzählige Personen aus dem Lager des jahrzehntelangen Platzhirschen im Motorsport, der Formel 1. Fragt man nach den Gründen für die höhere Attraktivität der MotoGP werden immer wieder dieselben Dinge genannt: unvorhersehbares Racing, coole Charaktere, wenig Regel-Wirrwarr und dafür geradliniger Sport.

Tatsächlich ist es eine ziemlich perfekte Mixtur, die die MotoGP da in den letzten Jahren zusammengebraut hat. Dennoch strebt man nach Veränderung. Was gemäß dem Motto "Jeder der aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein" ja auch durchaus wünschenswert ist. Allein die Richtung in die sich die MotoGP bewegt, muss jedem Fan des puristischen Zweiradspektakels Sorgen bereiten. Es sind scheinbar kleine Dinge, die sich in den letzten Wochen aber häufen.

Da ist zuerst einmal die leidige Diskussion um Track Limits, also das unerlaubte Befahren von Asphaltauslaufzonen. Die Strecken haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert und auch die Fahrweise der Piloten ist nicht anders. Track-Limit-Dramen und gestrichene Rundenzeiten gab es praktisch nie. Hat uns etwas gefehlt? Ich denke nicht. Natürlich, Regeln sind notwendig. Überreglementierung, etwa in Form von ständigen Bestrafungen bei harten Zweikämpfen, ist aber der garantierte Todesstoß für jede Rennserie. Die DTM hat sich damit schon selbst hingerichtet, die Formel 1 ist auf dem besten Weg dazu.

Die Serie, die sich Königsklasse auf vier Rädern nennt, hat aber noch viel gravierendere Probleme. Eigentlich können nur die Mercedes-Piloten gewinnen, weil sie das mit Abstand beste Auto fahren und jeglicher Zufall, der doch einmal einen anderen Sieger ermöglichen könnte, eliminiert wurde. So kann man sogar Rennen bei ständig wechselnden Bedingungen getrost einschlafen. In der MotoGP sind Grands Prix unter derartigen Wetterbedingungen stets absolute Knüller. Die Tatsache, dass der Fahrer während dem laufenden Renngeschehen und ohne wirkliche Information von außen über den Zeitpunkt des Boxenstopps entscheiden muss, sorgt für haarsträubende Patzer. Oder für unglaubliche Heldenmomente. Und was macht die MotoGP? Sie kastriert die Piloten in dieser Macht und lässt sie zukünftig durch Textnachrichten ihrer Teams zu Marionetten werden.

Neben dem sportlichen Kräftemessen lieben so viele Fans der MotoGP vor allem auch die zwischenmenschlichen Kämpfe zwischen ihren Helden. Wem gerät nicht selbst das Blut ein wenig in Wallung, wenn sich Rossi und Lorenzo verbal an die Gurgel gehen oder der Doktor Aleix Espargaro mit dem Mittelfinger grüßt? Das sind wahre Emotionen, ungeschönt und ehrlich. Und genau davon lebt jeder Sport, nicht nur die MotoGP. Doch was tun deren Macher? Sie stellen obszöne Gesten seit Aragon unter Strafe. Wieder ein Schritt in Richtung der glattpolierten 0815-Piloten aus Formel 1 und Co.