Ein Hersteller schien das MotoGP-Geschehen am Freitag im Griff zu haben: Honda. Dani Pedrosa, Marc Marquez und Cal Crutchlow liegen nach zwei freien Trainings an der Spitze des Klassements und sorgen so für eine Dreifachführung von Honda. Bereits am Vormittag im FP1 sorgte Marquez für die erste Bestzeit des Repsol-Werksteams an diesem Wochenende. Doch trotzdem: Im Honda-Lager traut man dem Braten noch nicht so ganz.

Marquez vorsichtig, Crutchlow: Aragon keine Honda-Strecke

Marquez verweist dabei auf das Team-Ergebnis am Vormittag, als Pedrosa nur Elfter wurde und auch Crutchlow als beste Satelliten-Honda nur mit Mühe und Not die Top-10 erreichte: "Im ersten Training lag ich vorne, die anderen beiden Honda-Piloten waren jedoch weit entfernt." Für Cal Crutchlow ist klar: den Unterschied machen derzeit die Piloten. "Dani ist Hochform, Marc ist Marc und ich fühle mich im Moment gut mit dem Bike, also kann ich auch pushen. Aber ich glaube wirklich nicht, dass das hier eine Honda-Strecke ist", so der Brite.

Dort verlieren die Hondas am meisten Zeit

Die Honda büßt im letzten Sektor Zeit ein, Foto: Repsol
Die Honda büßt im letzten Sektor Zeit ein, Foto: Repsol

Die Erklärung liegt für den Briten wieder einmal in der Charakteristik der MotoGP-Honda. Schon seit geraumer Zeit gilt der zu aggressive Motor als Achillesferse der RC213V. Das macht sich besonders im letzten Sektor bemerkbar: "Wir verlieren da schon auf Dani, weil er nur ungefähr 48 Kilo wiegt. Und wenn ich da schon auf Dani verliere, dann könnt ihr euch vorstellen, dass der Verlust auf die Ducatis einfach nur ein Witz ist", nimmt die Crutchlow die Sache mit viel britischem Humor. "Wir verlieren dreieinhalb Zehntel im fünften und sechsten Gang. Im letzten Sektor ist das wirklich schwierig, das könnt ihr mir glauben", rechnet der Brite den Verlust hoch.

SessionBeste Ducati (Topspeed)Beste Honda (Topspeed)Crutchlow (Topspeed)Topzeit S4Top-Honda S4Crutchlow S4
FP1Iannone (342,3)Pedrosa (334,5)330,9Vinales (25.503)Marquez (25.550)25.838
FP2Laverty (335,4)Pedrosa (333,4)329,2Pedrosa (25.508)Pedrosa (25.508)25.739

Ein Blick auf verschiedene Statistiken im vierten Sektor zeigt jedoch: Das Repsol-Werksteam leidet hier nicht ganz so stark wie beispielsweise Kunden-Pilot Crutchlow. Dani Pedrosa fährt beispielsweise in beiden Trainings mit vier Stundenkilometern mehr durch die Lichtschranke als Crutchlow, auch auf Marquez büßt der LCR-Pilot drei km/h ein. Auch die dreieinhalb Zehntel, die Crutchlow im letzten Sektor verliert, relativieren sich mit Blick auf die Zeiten von Marquez und Pedrosa. Pedrosa gelang zum Beispiel im FP2 sogar beste Zwischenzeit im Schlusssektor.

Unklarheit bei den Reifen

Doch aus noch einem Grund ist man im Honda-Lager noch vorsichtig: Den unterschiedlichen Taktiken der Teams nämlich. "Das Niveau der Gegner ist schwer abzuschätzen, da manche Piloten zum Schluss nochmal einen neuen Reifen aufziehen ließen, andere hingegen nicht. Außerdem waren einige Fahrer mit harten und andere mit weichen Hinterreifen unterwegs. Ich weiß, dass Dani und Cal mit einem neuen weichen Hinterreifen hinausfuhren. Ich fuhr ebenfalls mit einem neuen Hinterreifen, aber mit der harten Mischung", so Marquez. Deshalb lassen sich die Zeiten nicht wirklich miteinander vergleichen.

Positive Ausnahme: Dani Pedrosa

Rundum zufrieden war so einzig Pedrosa, der nach seinem Sieg in Misano mit einer Extraportion Motivation zu seinem dritten Heimrennen 2016 gereist ist. "Es hat schon vor Misano Klick gemacht. Schon in Silverstone bin ich entspannter gefahren, was dabei hilft, schneller zu fahren", erklärt Pedrosa. Für ihn persönlich und für seine Crew geht es immer weiter aufwärts: "Schritt für Schritt geht es in die richtige Richtung, und auch der Sieg verleiht einem etwas mehr Selbstvertrauen."

Dani Pedrosa lag im zweiten freien Training vorn, Foto: Repsol
Dani Pedrosa lag im zweiten freien Training vorn, Foto: Repsol

Dabei machten Pedrosa und das gesamte Repsol-Honda-Team in einem Bereich entscheidende Fortschritte, in dem die Honda sehr empfindlich reagiert: Bei der Elektronik. "Der größte Schritt ist uns da in Österreich gelungen. Es gab seitdem zwar kein Upgrade, aber wir fühlen uns wohler, können unseren Fahrstil besser anpassen und besser als vorher arbeiten", zählt Pedrosa auf. Und so brachte sich Honda am Aragon-Freitag schon in die Favoritenrolle für das Rennen. Auch, wenn man die Favoritenrolle noch ablehnt.