Die MotoGP stellt künftig rüde Gesten der Fahrer unter Strafe. Vergangene Woche erging eine Rundmail an alle Piloten, in der sie über diese neue Regelung informiert wurden. Handbewegungen wir der Stinkefinger, der Scheibenwischer oder der Vogel werden künftig mit einer Geldstrafe geahndet. Über die Höhe der Strafzahlung ist nichts bekannt, bislang ließ man derlei Vergehen aber komplett ungesühnt.

Stein des Anstoßes dürfte Valentino Rossis Mittelfinger gegen Aleix Espargaro vom vergangenen Rennwochenende in Misano gewesen sein. Der Doktor fühlte sich im zweiten Training in der Schluss-Passage vom Spanier behindert und goutierte dessen Aktion, in dem er Espargaro über die Boxenmauer hinweg den Stinkefinger zeigte. Als Rossi ihn anschließend zur Rede stellen wollte, fielen in der Box böse Worte.

"Er hat mir bei dieser Aktion ein 'Fuck you' signalisiert und ich habe ihm eben den Finger gezeigt", rechtfertigte sich Rossi in Aragon von Motorsport-Magazin.com darauf angesprochen. Allerdings hat er Verständnis dafür, dass derartige Gesten künftig eine Geldstrafe zur Folge haben. "Vielleicht bin ich ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, also ist es okay, wenn man das unter Strafe stellt." Rossi fügte aber hinzu: "Wenn ein Fahrer auf der Strecke nicht auf die anderen Acht gibt, dann ist das deutlich schlimmer als wenn jemand den Mittelfinger zückt."

Crutchlow kann Verbot nichts abgewinnen

Cal Crutchlow sprach sich klar gegen die neue Regelung aus. "Das wird mich komplett verarmen lassen", scherzte er in Aragon. "Ich bin ein wenig enttäuscht, denn solche Aktionen waren immer ein bisschen das Salz in der Suppe. Ich mochte es, als Casey einst in Le Mans der Kragen geplatzt ist oder auch die Aktion, die Valentino letztens in Misano geliefert hat."

Den Emotionen müsse man auf der Strecke in manchen Situationen eben freien Lauf lassen, so Crutchlow. "Denn das ist einfach ganz genau das, was du in solchen Momenten fühlst! Da ist auch nichts verwerflich dran, denn dabei wird niemand verletzt. Solche Gesten brachten immer etwas mehr Würze in die MotoGP. Schade, dass das jetzt verboten ist."

Auf Twitter äußerten sich weitere Fahrer als Gegner dieses Emotions-Verbotes. So etwa Sam Lowes und Loris Baz. Letzterer fragte zynisch, ob künftig auch das Entlüften von Blähungen auf dem Motorrad verboten sei.

Legendäre Aktionen wie etwa Rossis Mittelfinger in Suzuka 2001 gegen Max Biaggi dürften damit der Vergangenheit angehören. Oder doch nicht? Über die genaue Höhe der Geldstrafe ist zwar nichts bekannt. Aber es ist zu bezweifeln, dass diese so hoch angesetzt ist, um die Fahrer finanziell ernsthaft zu belasten. Und schließlich sind die Emotionen eines Motorradrennfahrers unter seinem Helm ohnehin kaum in Zaum zu halten - Geldstrafe hin oder her.