Valentino Rossi und Misano, das passt einfach zusammen. Am Samstagnachmittag lief es für den Doktor auf seiner Heimstrecke nahezu perfekt. Mit einer Reihe an schnellen Runden schnappte er sich erst die Bestzeit im vierten Freien Training, dann drehte er auch im Qualifying mit einer schnellen 1:32.216 auf. Nur Teamkollege Jorge Lorenzo machte ihm dann doch einen Strich durch die Rechnung: Er pulverisierte den Rundenrekord am Circuit Marco Simoncelli und verwies Rossi mit über drei Zehnteln Rückstand deutlich auf Startplatz zwei.

Rossis Sorgenkind: Sektor eins

Insgesamt war Rossi mit seinem Qualifying dennoch zufrieden: "Ich bin sehr glücklich über die erste Reihe. In Misano ist das wichtig, weil es eine enge Strecke ist und man nur schwierig überholen kann." Einer schnelleren Zeit standen einige Reifenprobleme im Weg, doch generell liegen die heißen Temperaturen Rossis Yamaha. Er bestätigt: "Es sieht aus, als würde unser Bike hohe Temperaturen und gute Streckenbedingungen mögen, wenn es trocken und die Temperaturen für die Reifen gut sind." Doch gleichzeitig schränkt er ein: "Das alleine reicht aber nicht. Mugello und Le Mans waren auch heiß, aber ich habe beide Rennen nicht gewonnen."

Einiges an Zeit verlor der Doktor allerdings im ersten Streckensektor. Woran das lag? Da ist selbst Altmeister Rossi überfragt, wie er zugibt: "Wenn ich wüsste warum, würde ich es ja ändern. Ich bin dort Vierter und liege nicht so weit zurück. Sektor eins ist schwierig. Er hat zwei harte Bremszonen und ist sehr eng. Man muss die richtige Linie durch die Kurven eins, zwei und drei finden, weil da eine Kurve auf die andere kommt. Ich war hinter Bradl, er ist da weggezogen. Da wusste ich, ok, ich bin hier nicht schnell." Trotzdem lassen besonders die Zeiten aus dem FP4 hoffen, im Renntrimm war Rossi nicht zu schlagen und nahm dem zweitplatzierten Dani Pedrosa satte vier Zehntelsekunden ab. Darüber hinaus gelangen ihm als einzigem Fahrer gleich mehrere niedrige 1:33er Zeiten am Stück.

Besondere Atmosphäre für Rossi vor Heimfans

In seinem Vorgarten Misano ist der Erfolgsdruck für Rossi vor hunderttausenden Heimfans enorm. "Ja, das ist zusätzlicher Druck", erklärt er. "Es ist schwierig, mich im Paddock zu bewegen. Ich muss kämpfen, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Aber auf der Strecke ist es eine besondere Atmosphäre und eine tolle Party." Dann fügt er schmunzelnd an: "Leider schenkt mir das keine extra Zehntel."

Das größte Fragezeichen steht für Rossi vor dem Rennen noch hinter der richtigen Reifenwahl. "Ich bin beim Vorder- und beim Hinterreifen noch nicht sicher", führt er an. "Beim Hinterreifen war ich ganz sicher, dass es der weichere wird, aber dann habe ich den harten probiert und mich sofort wohl gefühlt. Wir müssen wohl noch das Warm-Up abwarten, auch wenn es dann wieder 15 Grad weniger hat." Doch auch wenn der Doktor in Misano immer für eine Überraschung gut ist, ein leichtes Rennen wird es für ihn nicht, da ist er sich sicher. Er betont: "Misano nimmt den Reifen hart ran. Es ist hart für den Vorderreifen und natürlich auch für die Fahrer. Es ist eine Stop-and-Go-Strecke mit hartem Anbremsen und harter Beschleunigung. Da ist es schwierig, das Maximum über 28 Runden zu halten. Trotzdem wird die Pace morgen schnell sein." Deshalb äußert Rossi noch eine Bitte an den italienischen Wettergott: "Wenn es morgen zwei oder drei Grad kühler wäre, dann wäre alles ein bisschen einfacher." Gut möglich, dass Petrus da ein Einsehen mit dem Altmeister hat, so sengend heiß wie zum Qualifying soll es zum Rennen möglicherweise nicht mehr werden, es besteht sogar eine geringe Chance auf Regen.