Ein derartiges Hin und Her rund um einen verletzten Piloten sieht man in der MotoGP normalerweise nicht. Andrea Iannone wurde nach seinem Sturz inklusive angeknackstem Rückenwirbel im 1. Freien Training von Misano zunächst für das restliche Wochenende als nicht einsatzbereit eingestuft. Dann wurde die Entscheidung revidiert und eine weitere Untersuchung am Samstagmorgen angekündigt, bei der nach einer Untersuchung das endgültige Urteil getroffen werden sollte. Diese Untersuchung gab es nie, das Startverbot sehr wohl.

"Normalerweise untersucht man einen Fahrer, bevor man ihm ein Startverbot gibt. Der Streckenarzt hier hat aber nur mit mir geredet. Ich habe ihm gesagt, dass ich fit bin. Und er meinte nur: 'Nein, bist du nicht.' Dann hat er sich verabschiedet", ärgert sich Iannone. Für den Mediziner am Misano World Circuit Marco Simoncelli, dem die endgültige Entscheidung über eine Startfreigabe obliegt, hatte Iannone generell wenig nette Worte übrig. "Gestern hat er schon einfach die Nachricht verbreitet, dass ich nicht fit bin, ohne dass jemand wusste, was los ist. Dann hat er seine Meinung wieder geändert und heute Morgen war dann die Sache mit der Untersuchung."

Iannone trauert Ducati-Abschied nach

Lob fand Iannone hingegen für den Arzt der Dorna, Dr. Angel Charte: "Er ist ein großer Mann. Charte hat mich seit dem Sturz extrem unterstützt und mir die bestmögliche Behandlung verschafft." Natürlich stand aber die Enttäuschung über die Tatsache, dass er sein Heimrennen verpassen wird, über allem anderen. "Das wäre mein letztes Rennen in Italien auf einer italienischen Maschine gewesen. Für mich war das extrem wichtig", meinte ein sichtlich zerknirschter Iannone.

Iannone wäre in Misano letztmals für Ducati in Italien gefahren, Foto: Ducati
Iannone wäre in Misano letztmals für Ducati in Italien gefahren, Foto: Ducati

Iannones Glück: Der etwas chaotische Streckenarzt von Misano, der ihm eine Genesungszeit von rund 25 Tagen prognostiziert, trifft die Entscheidung über einen Start von 'The Maniac' nur beim San-Marino-GP, in zwei Wochen in Aragon obliegt es einem anderen Arzt, das zu bestimmen. "Ich werde alles versuchen, um dort wieder dabei zu sein, auch wenn ich vielleicht noch nicht bei 100 Prozent sein werde", verspricht Iannone. "Es ist mir einfach wichtig, vor den Überseerennen wieder zurückzukommen."

Für Iannone wird Misano das erste verpasste MotoGP-Rennen seit seiner Rookie-Saison 2013 sein. Damals crashte er im vierten Training am Sachsenring heftig, verletzte sich an der Schulter und verpasste die Grand Prix von Deutschland und den USA. Seither bestritt er 57 MotoGP-Läufe in Serie.