Um Dani Pedrosa ist es 2016 still geworden. Vor rund elf Monaten noch moralischer Gewinner der Schlammschlacht zwischen Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Marc Marquez, aus der sich Pedrosa nobel zurückhielt. Doch nun in der Mittelmäßigkeit verschwunden, steuert er auf die erfolgloseste Saison seiner langen MotoGP-Karriere zu.

Nur zwei Podestplätze und einen Punkteschnitt von gerade einmal 10 Zählern pro Rennen hat der 30-Jährige in der laufenden Saison zu Buche stehen. Viel deutet darauf hin, dass Pedrosa 2016 zum ersten Mal seit seiner 125cc-Rookie-Saison 2001 ein Jahr ohne einen Sieg abschließen wird. Doch immerhin: Zuletzt gab es in Silverstone mit Rang 5 das beste Ergebnis seit Mai. Schafft Pedrosa in den letzten Rennen doch noch die Trendwende?

Motivation und Selbstvertrauen gefunden

"Solche Rennen wie Silverstone geben dir wieder mehr Motivation und Selbstvertrauen", gesteht Pedrosa. "Ich war von Beginn an in der vorderen Gruppe dabei und konnte meine Reifen wie geplant managen. Ich habe nach und nach in jeder Runde mehr Vertrauen gewonnen und das hat einige Dinge viel einfacher für mich gemacht."

Am Ende fehlten nur 6,3 Sekunden auf Sieger Maverick Vinales und nur etwas über zwei Sekunden auf einen Podestplatz. "Ich war noch nicht fähig ernsthaft zu kämpfen, aber immerhin konnte ich aus eigener Kraft über weite Teile des Rennens mit den Besten mithalten. Das muss ich auch im nächsten Rennen in Misano beibehalten."

Doch woher die ungewöhnlichen Probleme für den Fahrer, der zwischen 2007 und 2015 stets in den Top-4 der Weltmeisterschaftswertung gelandet war und bei 28 Siegen insgesamt dreimal Vizeweltmeister wurde? Honda litt unter dem Wegfall der hauseigenen Elektronik mehr als die anderen Hersteller und stellte unter diesen Bedingungen zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr das beste Motorrad im Feld.

Pedrosa: Ein Opfer von Michelin

Für Pedrosa kam aber noch ein weiterer Faktor erschwerend hinzu: die Michelin-Reifen. Denn während große (und damit schwere) Fahrer wie Scott Redding und Loris Baz auf ihren kraftvollen Ducatis bereits mehrfach Hinterreifen zerfetzten, hatte der kleine (und damit leichte) Pedrosa stets Probleme die nötige Temperatur in seine Reifen zu bekommen. Eine Abwärtsspirale startete, die Pedrosa etwa in Assen oder Brünn in der Bedeutungslosigkeit außerhalb der Top-10-Ränge versinken ließ.

Je schlechter die Platzierungen wurden, desto mehr haderte der Katalane auch mit seinen eigenen Leistungen. Honda stärkte seinem Schützling zwar mit einer frühen Vertragsverlängerung um zwei weitere Jahre den Rücken, doch vor allem durch den plötzlich erstarkten Cal Crutchlow vernahm man zuletzt wieder Rufe, die eine Ablöse Pedrosas im Werksteam forderten.

Diesen Kritikern will es Pedrosa, der sich unzählige Male von schweren Verletzungen zurück an die Spitze kämpfte, ein weiteres Mal zeigen. Seinen Plan hat er sich bereits zurecht gelegt: "Ich muss mich im Training mehr fokussieren, nicht zu viel am Motorrad verändern, sondern mit dem arbeiten, was ich habe und womit ich mich auskenne. Ich werde keine Evolution mehr am Bike vornehmen." Vielleicht kommen dann bald mit dem nötigen Vertrauen auch die guten Ergebnisse zurück.