Wir durften in dieser Saison bereits geniale Zweikämpfe zwischen Marc Marquez und Valentino Rossi erleben, etwa in Barcelona im Kampf um den Rennsieg. So hart wie am Sonntag in Silverstone bearbeiteten sich die beiden größten Stars der MotoGP aber seit dem Malaysia-Grand-Prix im Vorjahr nicht mehr. Und wie das Duell damals ausging, ist ja hinreichend bekannt. Auch dieses Mal gab es Kontakt zwischen den Ausnahmekönnern, Marquez musste sogar einmal die Strecke verlassen. Bei aller Härte ging der Zweikampf ohne Sturz zu Ende, für Aufsehen sorgte er freilich dennoch. Auch bei Rossi und Marquez selbst.

So lief die epische Rennschlacht zwischen Rossi und Marquez

14. Runde: Das Duell der Speerspitzen von Honda und Yamaha beginnt sechs Umläufe vor Schluss. Rossi liegt auf Rang vier, Marquez direkt dahinter auf P5. In der engen Haarnadel von Kurve 14 wagt Marquez den Angriff und sticht innen hinein. Rossi hat aber keine Lust, den vierten Rang einfach so herzugeben und hält am Kurvenausgang außen gegen. Es kommt zur Berührung, die aber beide unbeschadet überstehen. Marquez hat jedoch Rossi überholt.

Der ist nun auf Rache aus und saugt sich auf der nur eine Kurve später folgenden Wellington-Straight im Windschatten wieder an die Honda von Marquez heran. Beim Anbremsen zu Kurve 16 schiebt sich Rossi hart, aber ohne Kontakt innen vorbei und holt sich so seine Position zurück. Ein Sturz von Andrea Iannone in der folgenden Kurve macht das Duell um Rang vier zum Kampf um den dritten Platz.

15. Runde: Marquez versucht in Kurve drei, also inmitten der legendären Kurvenkombination Maggots-Becketts-Chapel den erneuten Angriff, doch ihm geht die Straße aus und er muss in Becketts auf die asphaltierte Auslaufzone ausweichen. Marquez kehrt an deren Ende hinter Rossi wieder zurück und begeht so keinen Regelbruch.

In Kurve zwölf geht ein Angriff von Marquez dann wieder auf. Er geht in dem schnellen Linksknick innen an Rossi vorbei, doch der legt sich Marquez in der folgenden Rechtskurve zurecht und schiebt sich mit einem Blockpass wieder in Front. So kommen die beiden Streithähne wieder an den Startpunkt ihres Duells - Kurve 14 - zurück. Marquez führt eine Kopie seines Manövers in der Runde zuvor aus und ist damit erneut erfolgreich. Dieses Mal kann er aber genug Schwung aus der folgenden Kurve mitnehmen, um Rossi auf der Wellington-Straight hinter sich zu halten.

18. Runde: Zu einem Zeitpunkt, an dem Marquez das Duell mit Rossi eigentlich schon fix in der Tasche hatte, wagte er am Ende der Hangar-Straight in Kurve sieben auch noch den Angriff auf den zweitplatzierten Cal Crutchlow, doch dabei bremste Marquez viel zu spät und kam erneut von der Strecke ab. So schlüpfte auch Rossi wieder durch und entschied das persönliche Duell somit für sich.

Rossi über das Duell mit Marquez

"Der Kampf mit Marc war großartig. Als ich hinter ihm lag, war mir klar, dass es sehr schwer werden würde, aber ich habe nicht aufgegeben. Ich musste heute einfach voll ans Limit gehen, bis zur letzten Kurve. Wenn ich gegen Marc kämpfe habe ich immer etwas Angst, mehr noch als gegen Iannone, denn ich weiß, dass Marc für mich immer eine Spezialbehandlung übrig hat.

Verglichen mit Sepang im letzten Jahr war dieses Mal aber der große Unterschied, dass beide Fahrer dasselbe Ziel hatten: Schneller zu sein und vor dem anderen ins Ziel zu kommen. Der heutige Kampf war also sehr hart, aber dennoch fair. Nur dass er von der Strecke abkommen und sich hinter mir wieder einreihen konnte, ohne etwas zu verlieren, finde ich ungerecht. Aber so sind nun Mal die Regeln und die gelten ja für uns alle. Insgesamt habe ich den Kampf sehr genossen."

Marquez über den Kampf gegen Rossi

"Ich habe zunächst versucht, das Rennen hinter Valentino zu managen. Er ist ja immerhin mein größter Konkurrent im Kampf um die Weltmeisterschaft. Fünf Runden vor Schluss habe ich dann aber angegriffen, weil ich der Meinung war, dass Rang zwei für mich in Griffweite ist. An Sepang habe ich beim Duell mit Valentino nicht gedacht, weil ich mich nicht mit der Vergangenheit, sondern nur mit Gegenwart und Zukunft beschäftige.

Am Ende des Rennens wurde es für mich sehr schwer, weil mein Setup nicht perfekt war und ich mit der weicheren Mischung am Vorderrad auch den falschen Reifen gewählt hab. Auch so konnte ich aber mit Valentino und um das Podium kämpfen, was sehr positiv ist."

Rossi und Marquez zeigten ein geniales Duell ohne unfaire Manöver, Foto: Yamaha
Rossi und Marquez zeigten ein geniales Duell ohne unfaire Manöver, Foto: Yamaha

Die Auswirkung auf das Titelduell Rossi vs. Marquez

Mit einer erneut desaströsen Leistung hat sich Jorge Lorenzo in Silverstone vielleicht schon aus dem Kampf um den MotoGP-Weltmeistertitel 2016 verabschiedet. Läuft also alles auf einen Zweikampf zwischen Rossi und Marquez hinaus. In dem hat Marquez auch nach dem Großbritannien-GP noch 50 Punkte Vorsprung, exakt zwei Siege Rossis bei Ausfällen von Marquez also. Nur drei Punkte machte Rossi in Silverstone gut. "Dass wir nicht viel verloren haben, ist das Wichtigste", hielt auch Marquez fest. Rossi wollte ebenfalls keine große Verbesserung für sich erkennen: "Zuvor waren es 53 Punkte, jetzt 50. Aber es ist wieder ein Rennen weniger, also wird es sogar noch schwerer. Ehrlich gesagt ist mir das aber egal. Ich liebe diese Rennen und mein Ziel ist, so viele wie möglich davon zu gewinnen. Dann bin ich schon zufrieden. Was in der Weltmeisterschaft passiert, werden wir sehen." Sechs Grands Prix stehen 2016 noch aus.