Pole-Setter Cal Crutchlow hatte sich vor dem Rennen in Silverstone ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er wollte in die Top Sechs fahren, egal, bei welchem Wetter. Dass es dann auf trockenem Asphalt gleich Platz zwei wurde, wofür er Valentino Rossi und Marc Marquez niederringen musste, begeisterte sowohl den Briten als auch die heimischen Fans. Der LCR-Fahrer gibt zu Protokoll: "Ich bin überglücklich und sehr stolz, auf dem Podium zu sein."

Crutchlow: Vinales hätte warten sollen

Im Rennen sorgte Crutchlow für einige der heißesten Szenen. Er hatte wilde Fights zuerst mit Valentino Rossi, den er niederringen konnte, und dann mit Marc Marquez, den er sogar in einen Fehler trieb. "Es war toll, Teil dieser Schlacht zu sein und die Fans zu unterhalten", strahlt er. "Ich hatte einen tollen Kampf mit Marquez und Rossi. Es gab so viele Überholmanöver. Das hat wirklich Spaß gemacht." Dann scherzt der Brite: "Wie Valentino auch sagte, es war dumm, dass Maverick einfach weggefahren ist und nicht auf den Spaß gewartet hat, es hätte ihm gefallen." Vinales war früh davongezogen, am Ende fehlten Crutchlow satte 3,4 Sekunden auf den Sieger, doch seinerseits hatte er auch sechs Zehntel Luft auf Rossi.

Nach seinem Triumph in Brünn war Crutchlow damit erneut der beste Honda-Pilot und bewies, dass er auch auf trockener Strecke stark ist. "Heute konnte ich zum ersten Mal mit Marc mithalten", erklärt der Brite zufrieden. "Er hat einen anderen Vorderreifen gewählt. Ich glaube aber, dass er auch mit dem anderen Reifen nicht weggefahren wäre, er hatte mit dem Hinterreifen oder mit beiden Reifen Probleme. Vielleicht ist mein Setup ein kleiner Vorteil. Jedenfalls war es schön, mit Marc zu kämpfen." Gleichzeitig schränkt Crutchlow aber ein: "Ich glaube trotzdem, dass Marc beim Speed noch auf einem anderen Level ist. Er kommt in schwierigen Situationen gut klar. Unser Bike ist nicht einfach zu fahren. Oft macht er einen Unterschied. Vielleicht hatte er einfach nicht seinen besten Tag."

Cal Crutchlow konnte Valentino Rossi niederringen, Foto: LCR
Cal Crutchlow konnte Valentino Rossi niederringen, Foto: LCR

Beste Punkteausbeute aus den letzten Rennen

Der LCR-Pilot sieht sich derzeit in der Form seines Lebens, kann dafür aber nicht einen einzelnen Grund ausmachen, wie etwa das neue Chassis. "Ich habe keine Ahnung, warum", gibt er zu. "Ich fühle mich einfach gut auf dem Bike und kann bis ans Limit pushen. Ich wusste immer, dass ich besser war als das, was ich dieses Jahr gezeigt hatte." Viele Kleinigkeiten geben den Ausschlag für Crutchlows derzeitige Erfolgsserie: "Ich fahre das Bike jetzt besser, ich benutze das neue Chassis, das wir für Honda ausprobieren sollten, ich habe meinen Stil etwas verändert und in den letzten Rennen hart gearbeitet, um so weit zu kommen. In den letzten Rennen habe ich die meisten Punkte von allen Fahrern geholt, im Moment stehe ich in meiner Karriere wirklich an einem guten Punkt."

Klar, dass der frischgebackene Vater nun auch auf weitere gute Ergebnisse hofft: "Ich hoffe, Misano wird auch wieder gut. Es wird dort aber ein schwieriges Rennen für Honda." Mit nunmehr 86 Punkten liegt Crutchlow jetzt auf Rang acht im WM-Klassement, außerdem konnte er die Führung in der Wertung für Independent Team Rider übernehmen.