Die große Regenschwäche von Jorge Lorenzo verfolgt den amtierenden Weltmeister in dieser Saison auf Schritt und Tritt. Keine Pressekonferenz, kein Interview und keine Medienrunde vergehen, ohne dass sich Lorenzo für seine durchwegs desaströsen Leistung auf nasser Fahrbahn rechtfertigen muss. Wenig verwunderlich, sind doch sieben Punkte in den vier Rennen von Termas de Rio Hondo, Assen, Sachsenring und Brünn für einen Mann von Lorenzos Kaliber eine sportliche Bankrotterklärung.

Nun droht am Sonntag in Silverstone wieder ein Regenrennen. Da treibt es Lorenzo natürlich die Sorgenfalten ins Gesicht und der Mann von der Sonneninsel Mallorca wünscht sich überirdische Fähigkeiten herbei. "Ich würde wirklich gerne das Wetter kontrollieren. Dann würde ich immer für trockene Verhältnisse sorgen", sinnierte Lorenzo am Freitag im trüben und regnerischen Großbritannien, nur um sich dann selbst in die knallharte Realität zurückzuholen. "Leider habe ich auf die Bedingungen aber keinen Einfluss, also kann ich nur versuchen, meine beste Leistung abzurufen, sobald ich den Helm aufhabe."

Lorenzo beendete Tag eins in Silverstone im Spitzenfeld, Foto: Yamaha
Lorenzo beendete Tag eins in Silverstone im Spitzenfeld, Foto: Yamaha

Das gelang Lorenzo am ersten, mit Höchsttemperaturen von 19 Grad zwar kühlen, aber für die MotoGP immerhin trockenen Trainingstag in Silverstone, ganz ordentlich. Er beendete die zwei Sessions auf den Rängen zwei und vier. Doch eine kleine Überraschung, machten Lorenzo in dieser Saison ja auch kühle Temperaturen oft zu schaffen. Ihm gelang es dann meist nicht, genug Temperatur in die Michelin-Reifen zu bringen. In Silverstone scheinen nun aber alle Piloten Probleme mit den französischen Pneus zu haben, was Lorenzos Schwierigkeiten gut kaschieren dürfte.

Lorenzo ortet rasanten Michelin-Abbau

"Wir haben einfach nicht so viel Grip wie in den letzten Jahren", ist Lorenzo überzeugt. "Hier ist es mit den Michelin-Reifen besonders schwer, eine gleichbleibende Pace zu fahren. Mit den neuen Reifen ist man zwar schnell, aber schon nach ein paar Runden lassen sie stark nach." Diesen plötzlichen Abbau der Slicks zu kontrollieren, wird die Crux an diesem Rennwochenende in England sein, ist Lorenzo überzeugt: "Man muss ein Setup finden, um auch mit älteren Reifen noch schnell zu sein. Die Spitzenfahrer liegen aktuell was die Pace betrifft alle sehr eng zusammen, also wird der Speed am Rennende entscheiden. Wer da noch schnell fahren kann, wird einen großen Vorteil haben."

Holt Lorenzo am Sonntag seinen ersten Sieg seit Mugello?, Foto: Yamaha
Holt Lorenzo am Sonntag seinen ersten Sieg seit Mugello?, Foto: Yamaha

Historisch gesehen ist Silverstone für Jorge Lorenzo eine der besten Strecken im Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft. Seit die MotoGP 2010 von Donington hierher übersiedelte, gewann er nicht weniger als die Hälfte aller Rennen. Zu seinen Siegen 2010, 2012 und 2013 kommt ein zweiter Platz 2014 und, man lese und staune, ein vierter Platz im strömenden Regen des Vorjahresrennens hinzu. Wenn das mal kein gutes Omen und ein guter Grund für Lorenzo ist, die Bestrebungen nach einer Tätigkeit als Wettergott erstmal wieder aus dem Kopf zu bekommen.