Die MotoGP-Welt hielt an diesem Samstag gleich zwei Mal den Atem an: als Cal Crutchlow im vierten freien MotoGP-Training und Thomas Lüthi im dritten freien Moto2-Training gestürzt sind. Zwei Sachen haben die Crashes von Crutchlow und Lüthi gemeinsam. Beide Unfälle ereigneten sich am Eingang von Kurve elf, und in beiden Fällen flog das Motorrad über den Zaun an der Streckenbegrenzung und landete am anderen Ende auf der Service Road! Glücklicherweise konnten die Marshals, die sich zum Zeitpunkt der Crashes dort aufhielten, in Sicherheit bringen.

"Ich bin froh, dass sich niemand auf der Service Road verletzt hat, denn das Bike ist über die Airfences aufgestiegen und mitten auf der Service Road gelandet. Es tut mir leid für alle, die ich erschreckt habe, denn es war eine gefährliche Situation. Viele Leute standen an dieser Stelle", berichtete Crutchlow nach seinem Sturz, der sich bereits nach Ablauf der Zeit im FP4 ereignete. Auch Lüthi stand nach seinem Crash erst einmal bedröppelt da.

Sicherheitsdebatte nicht neu in Brünn

Aufgrund dieser Vorfälle ist der Aufschrei im MotoGP-Paddock natürlich groß. Gerade, weil sich in der Vergangenheit schon öfter gefährliche Szenen im Auslauf von Turn elf ereignet haben. Fans werden sich noch an die Unfälle von Valentino Rossi und Alvaro Bautista erinnern, die im Qualifying innerhalb von wenigen Sekunden an der gleichen Stelle abstiegen. Glücklicherweise rutschten ihre Bikes nicht im gleichen Winkel von der Strecke, sodass es zu keiner folgenschweren Kollision im Kiesbett kam.

Zu einem weiteren aufsehenerregenden Zwischenfall kam es wenige Minuten nach Lüthis Unfall. Lorenzo Baldassarri verlor sein Vorderrad in der Zielkurve des Automotodrom in Brünn. Auch hier schlug das Motorrad in die Streckenbegrenzung ein, glücklicherweise aber ohne sich zu überschlagen und damit über den Begrenzungszaun zu fliegen. Trotzdem rufen all diese Aktionen die Skeptiker auf den Plan.

"Die Auslaufzonen an einigen Rennstrecken werden wirklich bis aufs Maximum jetzt ausgereizt. Und wenn man sieht: Pedrosa in Österreich und hier jetzt wieder, was passiert ist, das ist schon heftig. Der Speed wird auch nicht weniger. Es wird ja auch immer schneller, die Reifen werden besser, und wenn das Ding dann wegrutscht, das beschleunigt im ersten Moment noch mal. Dass das dann so in den Zaun knallt, das ist echt Wahnsinn. Aber das haben wir jetzt schon öfter gesehen, da sollten wir uns für die Zukunft Gedanken machen", schüttelte Stefan Bradl nach dem Qualifying fassungslos den Kopf.

Trotz dieser Vorfälle empfinden die MotoGP-Fahrer Brünn als sicher genug, Foto: MotoGP.com/Screenshot
Trotz dieser Vorfälle empfinden die MotoGP-Fahrer Brünn als sicher genug, Foto: MotoGP.com/Screenshot

Fahrer betonen: Brünn ist grundsätzlich sicher

Doch bei allem Schreck, der den Piloten zunächst in den Gliedern saß - Ein Problem an der Sicherheit der Strecke erkennen sie nicht. Denn Bradl relativiert seine Aussage gleich im Nachsatz mit den Worten: "Wobei hier Brünn von den Auslaufzonen her echt gut ist, aber tja..." Auch Crutchlow schlägt in dieselbe Kerbe wie Bradl: "Brünn ist eine sichere Strecke!" Wenn überhaupt, dann sieht der Brite auf dem gesamten Kurs nur eine einzige Stelle als nicht sicher an. Und dieser neuralgische Punkt ist nicht einmal das Eck, in dem Crutchlows Bike über den Zaun flog: "Ich würde sagen, Kurve fünf, wo es den Berg hinunter geht, ist mit den Airfences ein bisschen eng."