Ein derart massiver Angriff innerhalb eines MotoGP-Teams, wie er von Seiten Aprilias in Österreich in Richtung seiner Fahrer abgefeuert wurde, kommt nur sehr selten vor. "Wir können nicht akzeptieren, dass menschliche Fehler - ob beim technischen Management (des Motorrads) oder beim Verhalten im Rennen - uns davon abhalten, unseren wahren Wert zu demonstrieren und die Ergebnisse einzufahren, die Aprilia mit diesem Motorrad verdient", ließ Konzernboss Roberto Colaninno in der Presseaussendung nach dem Rennen, in das sowohl Stefan Bradl als auch Alvaro Bautista mit einem Frühstart gegangen waren, ausrichten.

"Es ist inakzeptabel, dass wir unser Potenzial derartig vergeuden, weil unsere Fahrer am Start abgelenkt sind", legte Rennchef Romano Albesiano nach. Vorwürfe, die Bradl nicht einfach so auf sich sitzen lassen wollte. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com konterte er die Kritik:

Stefan, du und dein Teamkollege Alvaro Bautista musstet euch nach den Frühstarts im Österreich-GP heftige Kritik von Rennchef Albesiano und Konzernboss Colaninno gefallen lassen. Es war unter anderem von Unkonzentriertheit die Rede. Wie ist deine Sicht der Dinge?
Stefan Bradl: Ich kann ehrlich gesagt nur darüber lachen. Meiner Meinung nach gewinnt man zusammen und verliert auch zusammen. Natürlich kann man sagen, dass wir da unkonzentriert waren, aber es gab dieses Mal fünf Frühstarts. Das ist auch alles andere als normal und passiert nicht oft. Außerdem sind wir eben auch nur Menschen und machen Fehler.

In der Folge wurde ja auch von eurem Team nicht einwandfreie Arbeit geleistet. Der Hinweis, dass ihre eine Ride-Through-Penalty habt, wurde nicht richtig angezeigt. Hat man euch schon erklärt, was da das Problem war?
Stefan Bradl: Nein. Es gab zwar ein Meeting, aber darüber wurde kein Wort gesprochen. Es ist ja auch nicht meine Aufgabe, dem Team zu sagen, dass so etwas nicht mehr vorkommen darf. Eine richtige Aussprache gab es generell nicht. Ich finde übrigens auch, dass dieses Problem mit dem Dashboard ein wesentlich größerer Fehler war, als das, was uns beim Frühstart passiert ist.

Das Rennen war für die Aprilia-Piloten schon in Runde eins gelaufen, Foto: Aprilia
Das Rennen war für die Aprilia-Piloten schon in Runde eins gelaufen, Foto: Aprilia

Normalerweise dürfen die Fahrer, in dem Fall du und Alvaro, ihren Standpunkt in der Presseaussendung darstellen. Nach dem Rennen in Spielberg war das nicht der Fall, nur Team beziehungsweise Hersteller kamen zu Wort. Was war das für ein Gefühl?
Stefan Bradl: Ich war wirklich enttäuscht, als ich das gesehen habe. So etwas ist einfach nicht üblich, denn normalerweise gibt es immer Statements von den Fahrern. Dieses Mal wurde das aber anscheinend von höchster Ebene anders befohlen. Für mich ist es unverständlich und als ich vorhin Alvaro getroffen habe, hat er mich nur angeschaut und den Kopf geschüttelt. Der sieht das also gleich wie ich und auch sonst stößt diese Aktion von Aprilia überall nur auf Unverständnis.

Alvaro und du habt euch wohl beide die letzten Rennen mit Aprilia anders vorgestellt. Wie geht es jetzt im Team weiter?
Stefan Bradl: Es ist mal positiv, dass an diesem Wochenende schon wieder gefahren wird, denn es hilft ja ohnehin nichts, wenn man sich da jetzt ewig lang gegenseitig fertig macht und ständig einer über den anderen irgendwelche Kommentare abgibt. Jetzt haben wir hier in Brünn die Chance, eine bessere Leistung als zuletzt in Spielberg zu zeigen. Dann können wir diese 'Grande Catastrofe' wieder vergessen.