Schon in den ersten beiden GP-Jahren wurde dem Motorland Aragon nachgesagt, es liege im Niemandsland. Als ich Mittwochnacht vor dem MotoGP-Wochenende zu meiner Unterkunft in der Nähe der spanischen Strecke fuhr, schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: 'Niemandsland? Das war absolut untertrieben! Wenn man hier eine Panne hat, ist man verloren!'

Zugegeben, es waren zwei Gedanken, denn alles andere kreiste um meinen Koffer, der dummerweise nicht wie ich in Barcelona angekommen war. "Das passiert immer mal, er wird morgen mit dem nächsten Flug ankommen und wir liefern Ihnen das Gepäckstück nach", versuchte mich die nette Dame am Flughafen zu beruhigen.

Aber bei dem Gedanken, dass man weder Zahnbürste, noch Wechselwäsche dabei hat, ist ruhig bleiben ein wahres Kunststück. Ich sollte positiv überrascht werden - nur leider nicht von der Airline.

Sobald ich das Pressezentrum an der Rennstrecke am Donnerstag erreichte und den ersten Kollegen von meiner Misere berichtete, wurde ich regelrecht von Hilfsangeboten überschüttet. Das mit dem Schütten hatten die Spanier auch etwas zu ernst genommen, denn das Wetter zeigte sich nicht unbedingt von seiner besten Seite. Eine freundliche Streckenmitarbeiterin am Eingang zum Media-Center meinte fürsorglich: 'Du musst doch frieren' und brachte mir tatsächlich am nächsten Tag eine Strickjacke mit, die sie mir bis Sonntag leihen wollte.

Doch schon am Donnerstagabend zum Oktoberfest in der LCR Honda Hospitality wurde ich mit einem Deutschland-Trikot und Teamjacke ausgestattet. Tja Petrus, mich kriegst du nicht! Am Freitag sahnte ich beim Pramac Team nicht nur einen Interview-Termin, sondern gleich noch ein Mittagessen, plus Teamshirt und einer weiteren Jacke ab. Obendrauf bot Dirk Heidolf am Tag darauf seine Hilfe an und vermachte mir Racing Team Germany Sachen. Ich war verblüfft.

Denn obwohl im GP-Fahrerlager oft der Eindruck entsteht, dass alle Teams sich nur als Rivalen sehen, musste ich am Ende des Wochenendes feststellen, dass wirklich jeder für einen da ist, wenn man wirklich in der Klemme steckt. Abgesehen von spannenden Rennen, beeindruckenden spanischen Fans, aufschlussreichen Interviews und interessanten Landschaften nahm ich also besonders einen beruhigenden Gedanken mit: Ich bin nicht allein und alle sind für mich da. Auf dem Weg zurück nach Barcelona machte ich mir daher auch kaum noch Sorgen über eine mögliche Panne, denn ich war mir sicher, dass ich jederzeit Hilfe erhalten würde - sogar im Niemandsland.