Ich wäre gerne Österreicher! Oder Spanier, oder Italiener. Wie bitte, werden Sie fragen. Naja, in Sachen MotoGP auf jeden Fall. Auch wenn die Verlängerung des Sachsenring-Kontrakts die einzig richtige Entscheidung ist, bleiben wir ein MotoGP Entwicklungsland... Dass es auch anders geht, hat am letzten Wochenende Österreich gezeigt. Und zwar eindrucksvoll.

Beeindruckende Organisation auf dem Spielberg

Es dürfte jetzt schon klar sein, dass die traditionelle Wahl des besten Rennens der Saison nur einen Sieger haben kann. Den Red Bull Ring. Und das nach 19 Jahren Pause. Ok, die Asphaltauslaufzonen sind ein gefährliches Ärgerniss. Aber alles andere war schwer beeindruckend. Der Blick von der KTM-Tribüne über die Hügel der Steiermark war wie ein fast schon kitschiges MotoGP-Gemälde. Gänsehaut-Feeling. Unfassbar schön. Mit tollen Rennen. Und einem sagenhaften Rahmenprogramm. Mit bestem Service. Alle, egal ob Journalisten, Fahrer oder zahlende Zuschauer, waren schwer begeistert.

Und es war rappelvoll. Knappe 100.000 Zuschauer bei Traumwetter nur am Sonntag. Der MotoGP-Gott muss ein Österreicher sein. Und alle Beteiligten aus dem MotoGP-Fahrerlager wollen so schnell wie möglich wieder hin. 19 Jahre Unterbrechung wird es in Zukunft nicht mehr geben. Der Spielberg hat die MotoGP mit offenen Armen empfangen. In Spielberg ist der Tunnel, der auf die andere Seite der Rennstrecke führt, nicht einfach nur ein Tunnel, sondern ein liebevoll gestalteter Walk of Fame. Das Entrée zur Rezeption ein tolles Museum. Wo sonst auf der Welt bekommen die Kollegen kostenlosen Internet-Zugang? Nirgendwo sonst wird das Pressezentrum bekocht. Pasta und Salat-Buffett statt kalter Bockwurst wie sonst üblich.

Deutscher Neid beim Blick auf die MotoGP-Lage in Österreich

Spielberg war geschichtsträchtig. Und zwar nicht nur wegen der tollen Atmosphäre und den beschriebenen Annehmlichkeiten. Der Service der phantastischen Crew im Pressezentrum gab den Journalisten das Gefühl, sehr willkommen zu sein. Und das ist nicht bei jedem Rennen so. Ein neidischer Blick nach Österreich sei also erlaubt. Auch, weil seit Sonntag unser Nachbarland auch noch einen Herrsteller in der Königsklasse hat. Neid pur. Denn einen TV-Sender, der nicht die Hälfte der MotoGP-Rennen im Pay-TV versteckt, haben die Ösis auch schon. Wie nett wäre ähnliches in unserem Lande.

Aber unsere Rennstrecken-Situation ist bekannt kritisch. Und bleibt es wohl auch. Gut, dass wir wenigstens die Begeisterung rund um den Sachsenring haben. Nur leider haben wir keinen Hersteller wie KTM. Unsere Motorrad-Industrie versteckt sich ja lieber in den Abgründen der zweiten Liga, auch Superbike-WM gennant. Und das auch nur halbherzig. Es muss an den handelnden Personen liegen. Zum Beispiel an Pit Beirer. Wer erlebt hat, mit welcher Power der ehemalige Weltklasse-Crosser KTM auch auf der Stasse "Ready to Race" gemacht hat, kann nur bewundernd staunen.

Rennsport-Begeisterung bei KTM

Stolz hat Herr Beirer auf der Tribüne in Orange verkündet, dass der wohl zukünftige Moto3-Weltmeister Brad Binder in der KTM-Familie bleibt. Denn KTM, bzw. WP, macht ab sofort auch Moto2. Klasse. Und Clever. Sehr Clever. Denn jetzt können die Mattighoffener ihre Moto3-Stars in der Familie behalten. Was Sinn macht. Denn auch die MotoGP-KTM wurde von Mika Kallio und Alex Hofmann am Sonntag erstmals vor Publikum ausgeführt. Was für ein Package.

Auch die Begeisterung, mit der CEO Stefan Pierer seinen Lebenstraum mit 270 PS präsentiert hat, wirkte ansteckend. Und war ehrlich und nicht aufgesetzt. Ein MotoGP-Fan wie Du und ich. Und das hat was. Denn andere CEOs fliegen vielleicht mal für ne Stunde mit dem Heli ein und sind dann wieder weg. Ganz ehrlich, ich bin neidisch. Auf dieses tolle Rennen. Auf das klasse Konzept eines Herstellers. Und auf die Rot-Weiß-Roten Zukunftsperspektiven. Felix Austria. Gratuliere.