Selten hat sich ein WM-Leader in der MotoGP so über Platz fünf gefreut wie Marc Marquez in Spielberg. Er hat dort nach seiner Schulterverletzung mit der Honda das Maximum herausgeholt und im WM-Klassement effektiv Schadensbegrenzung gegen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo geleistet. Kein Wunder, dass er auch ohne Podium nach dem Rennen zufrieden war.

Hohes Crash-Risiko zu Rennbeginn

Zu Beginn des Rennens konnte Marquez eigentlich gut mit der Spitzengruppe mithalten, musste dazu aber hohes Risiko gehen. Er erklärt: "Am Anfang habe ich wirklich aggressiv gekämpft und versucht, dranzubleiben, aber ich habe eingesehen, dass es mit diesem Stil ein Risiko war: 50% das Rennen beenden oder 50% crashen." Früher hätte es damit bei Marquez wohl geheißen, Podium oder Kiesbett, doch mittlerweile ist er reifer geworden. Er dachte in seiner Situation auch an die WM. "Ich habe dann etwas langsamer gemacht", schildert er. "Ich habe nur noch versucht, Vinales zu kontrollieren und eine kleine Lücke zu ihm zu halten."

Seine Schulter machte dem Honda-Star immerhin keine Schwierigkeiten im Rennen, wie er erklärt. Der Vorderreifen hingegen bereitete ihm Probleme: "Schon kurz nach dem Start musste ich sehr weit gehen, dann hat die Front zugemacht und ich bin da beinahe gestürzt. Dann dachte ich, ok, und fing an wieder zu pushen, aber in Turn 3 musste ich wieder weit gehen." In dem Moment siegte bei Marquez die Vernunft und er versuchte nur noch, seinen eigenen Rhythmus zu fahren und sich Vinales vom Leib zu halten. Den hatte er am Ende komfortable 2,5 Sekunden hinter sich.

Am Samstag stürzte Marquez heftig, Foto: Tobias Linke
Am Samstag stürzte Marquez heftig, Foto: Tobias Linke

Trotzdem ist Marquez über Platz fünf nicht unglücklich. Er freut sich sogar etwas: "Am Ende ist der fünfte Platz gut. Natürlich wäre ich gern lieber weiter vorne gewesen, aber wenn ich heute Früh gesehen hätte, wie nach dem Rennen der WM-Stand aussieht, hätte ich dafür sofort unterschrieben. Weil Jorge nur fünf und Valentino nur zwei Punkte auf mich gut gemacht haben, bin ich schon glücklich darüber."

Dass der Red Bull Ring keine Honda-Strecke ist, war dem Spanier im Vorhinein ohnehin schon klar. Er seufzt: "Wir verlieren auf dieser Strecke einfach zu viel beim Beschleunigen. Es war unmöglich, das später noch aufzuholen. Am Anfang konnte ich in den beiden Linkskurven noch etwas rausholen, da war ich sehr schnell. Aber als dann der Reifen nachließ, war es unmöglich."

Marquez: Keine Angst vor Ducati

Obwohl Ducati das Wochenende in Spielberg dominierte, hat Marquez nun keine Angst vor den Roten. Er betont: "Wenn man die erste Hälfte der Saison ansieht, waren sie auch in Katar sehr, sehr schnell. In Katar waren sie sehr stark, und auf dieser Strecke noch mehr. Klar kommen wir an einige Strecken, wo sie schnell sind, aber am Ende ist Yamaha unser Rivale." Eine Warnung verbindet er allerdings mit dem Erstarken von Ducati: "Vielleicht können sie zwischen uns sein, dann macht es am Ende einen Unterschied bei den Punkten." In der WM hat Marquez weiter die Nase vorn. Er liegt mit 181 Punkten deutlich vor Lorenzo mit 138 und Rossi mit 124.