Jorge Lorenzo ist zurück. Nach den letzten desaströsen Rennen in Assen und auf dem Sachsenring war es für den Yamaha-Piloten höchste Zeit, aufs Podium zurückzukehren. Nach dem eher schwachen Auftakt zum Österreich-Wochenende hätte damit aber kaum jemand gerechnet. Lorenzo selbst allerdings schon: " Ich habe immer an mich geglaubt", stellt der WM-Zweite klar. Gleichzeitig bleibt der amtierende Weltmeister aber auch realistisch, denn dass gegen die Ducati-Übermacht kein Aufbäumen hilft, war ihm bewusst. "Die Ducatis waren heute in einer anderen Welt, das wussten wir von vorn herein. Dieser dritte Platz fühlt sich wie ein Sieg an. Mit so vielen Rennsiegen wie ich sie habe, ist es vielleicht nicht dasselbe, aber es war heute unser einzig realistisches Ergebnis."

Ein paar Fehler musste sich Lorenzo trotz des guten Ergebnisses dann doch eingestehen: "Ich denke, dass ich einige Fehler beim Bremsen gemacht habe. Ich bin ein bisschen weit gegangen und habe zu spät gebremst. Da habe ich eine halbe Sekunde liegen lassen", gibt er zu. Doch auch diese halbe Sekunde hätte den Drittplatzierten nicht in Siegnähe gebracht, hatten die roten Raketen doch gegen Ende einen Vorsprung von satten 1.7 Sekunden auf Lorenzo. "Die Ducatis haben die Pace angehoben, da konnte ich einfach nicht mithalten", seufzt der Yamaha-Pilot.

Die Leistungen der Ducatis in den Eröffnungsrunden überraschten Lorenzo jedoch, hätte er mit mehr Stärke gerechnet. "Am Anfang war ich sogar schneller als Andrea", sagt der Spanier. "Aber ich konnte ihn nicht überholen." Zu diesem Zeitpunkt war Lorenzo Rennzweiter. "Dann hat Dovizioso mich überholt und hat die Pace erhöht. Ich konnte nicht mithalten und habe angefangen, meinen Reifen zu zerstören." Statt aufs Ganze zu gehen und die erste Podiumschance seit langem wegzuschmeißen, konzentrierte sich Lorenzo auf das Wichtigste. " Ich habe dann das Gefühl gekriegt, dass ich lieber den dritten Platz halten sollte. Rossi hinter mir zu halten, hat viel Arbeit gekostet."

Mehr als Rang drei war für Lorenzo nicht drin, Foto: Tobias Linke
Mehr als Rang drei war für Lorenzo nicht drin, Foto: Tobias Linke

Harte Arbeitsmoral

Entgegen kam Lorenzo bei dieser Aufgabe, dass er nicht auf den Spritverbrauch seiner Yamaha achten musste. Im Vorfeld hatten die Ducati-Pilot Iannone und Dovizioso geklagt, dass es für die Desmosedici über die komplette Renndistanz schwierig werden könnte. "Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, weil mir die Elektronik angezeigt hat, dass alles gut ist." Dass die rote Konkurrenz einen Weg gefunden hat, diesem Problem den Garaus zu machen, konnte Lorenzo nicht wissen. Einige langsame Kunden-Ducatis auf der Strecke erweckten im Yamaha-Piloten die Hoffnung, dass in Borgo Panigale dieses Problem nicht behoben werden konnte. Doch Dovizioso und Iannone belehrten ihn eines Besseren.

Jorge Lorenzo beim GP von Österreich, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo beim GP von Österreich, Foto: Milagro

Trotzdem ist dieser dritte Platz der beste Beweis dafür, dass Lorenzo wieder auf der richtigen Bahn ist. Vom ängstlichen Jorge ist unter dem Sonnenschein in Spielberg nichts mehr zu sehen gewesen. "Man muss alles geben, geduldig sein und auf seinen Moment warten", erklärt Lorenzo, wie er die lange Durststrecke bewältigt hat. "Man muss hart arbeiten und warten, bis alles wieder normal wird und man konkurrenzfähig sein kann."