Die Zeit ist reif für den ersten Ducati-Sieg seit Phillip Island 2010. Es wird auch höchste Eisenbahn, denn seit dem letzten Triumph sind mittlerweile über 100 Rennen vergangen! Nie waren seitdem die Vorzeichen für die Roten so gut, wie an diesem Wochenende auf dem Red Bull Ring. Andrea Iannone und Andrea Dovizioso dominierten bereits die Testfahrten vor wenigen Wochen und machten mit Ausnahme von FP1 die Bestzeiten unter sich aus. Doch die Konkurrenz lauert. Motorsport-Magazin.com verrät euch, wer die größten Chancen hat, Ducati beim Österreich-GP in die Suppe zu spucken.

MotoGP Red Bull Ring 2016: Die heißesten Sieg-Kandidaten

Andrea Iannone: Als Pole-Setter und Ducati-Pilot ist Andrea Iannone der Erste, der für den Sieg beim Österreich-GP in Frage kommt. Iannone schwebte nach seiner Bestzeit im Qualifying auf Wolke sieben. Er spürt, dass die Zeit für Ducati gekommen ist: "Das ist wirklich ein ganz besonderer Tag für uns, weil ich von Pole starte und mein Teamkollege von Platz drei. Das ist ein ganz toller Augenblick für uns. Auf dieser Strecke fühlt sich unser Bike ganz speziell an und ich auch." Iannone hat allen Grund, optimistisch zu sein.

Der Red Bull Ring ist der Ducati auf den Leib geschneidert und er selbst fühlt sich, wie oben angedeutet, pudelwohl auf der Highspeed-Bahn in Österreich. Ein Problem gibt es allerdings bei Iannone: seine körperliche Verfassung. Schließlich hat sich der Maniac Joe während der Sommerpause beim Motocross-Training an den Rippen verletzt. "Meine Rippen tun aber ziemlich weh. Bevor ich hierhergekommen bin, war alles okay, aber nach der zweiten Runde habe ich verstanden, dass ich in ziemlichen Schwierigkeiten bin", ächzte Iannone bereits am Freitag. Trotzdem konnte er im FP4 in den Longruns eine schnellere Pace gehen als Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Maverick Vinales.

Andrea Dovizioso: Der andere heiße Sieganwärter in Spielberg lautet Andrea Dovizioso. Auch für ihn gilt, dass der Red Bull Ring eine Strecke ist, die den Ducatis extrem in die Karten spielt. Doch auch Doviziosos Fahrstil passt zu Spielberg wie die Faust aufs Auge. In den Longruns konnte Dovizioso zwar nicht überzeugen. Aber wenn er im FP4 eine freie und schnelle Runde erwischt hatte, war der Ducati-Pilot von niemandem aufzuhalten.

Genauso wie Iannone fühlt auch Dovizioso, dass der Österreich-GP die wohl größte Chance auf einen Ducati-Sieg seit langer Zeit ist. Entsprechend eifrig stürzte sich Dovizioso an diesem Wochenende in die Arbeit am Setup, um eventuelle Schwachstellen wie Spritverbrauch und Reifenabnutzung auszumerzen. "Wir haben alles getan, was wir konnten. Aber erst im Rennen zeigt sich die Realität. Die zweite Rennhälfte, so ab Runde 16 oder 18, ist der Schlüssel", weiß Dovizioso. Deshalb hat er sein Augenmerk beim Setup vor allem darauf gelegt.

MotoGP Red Bull Ring 2016: Die gefährlichsten Außenseiter

Valentino Rossi: Es gilt mittlerweile schon fast als Faustregel: Schreibe niemals Valentino Rossi ab! Das untermauerte der Doktor eindrucksvoll mit seiner Leistung im Qualifying. Um ein Haar hätte er Ducati fast um die erwartete Pole-Position gebracht. Wie so oft zeigt sich auch an diesem Wochenende wieder: Je weiter das Rennwochenende fortschreitet, umso stärker ist Rossi unterwegs. "Im FP4 war ich schon Dritter hinter den Ducatis und für das Qualifying konnten wir die Balance nochmal verbessern. Ich habe die Bremse besser gespürt und konnte auch schneller in die Kurven gehen. Das ist für unser Bike sehr wichtig", war Rossi mit den Fortschritten am bisherigen Wochenende zufrieden.

Zufrieden kann Rossi auch mit seiner Pace in den Longruns sein. In seinen Runs im vierten freien Training fuhr Rossi konstant hohe 24er-Zeiten, mit wenigen Ausreißern in die 25er. Seine beste Runde indes fuhr Rossi in seiner vorletzten fliegenden Runde, was auf eine gute Pace über die gesamte Distanz hoffen lässt. Rossis Hoffnung auf mehr als nur gute Punkte wird zudem durch die gute Arbeit seiner Crew genährt, denn nicht nur die Power zählt auf dem Red Bull Ring: "Am Ende gibt es auch viele Kurven. Es geht also immer um die Balance, und nicht nur um den Motor", so Rossi.

Jorge Lorenzo: Nach drei schlechten Ergebnissen ist aber auch Rossis Teamkollege Jorge Lorenzo wieder im erweiterten Favoritenkreis angekommen. Am Red Bull Ring befindet sich Lorenzo wieder im Aufwärtstrend, nach Platz acht am Freitag steigerte sich der amtierende Weltmeister am Samstag weiter. Nach den Plätzen drei und sieben im FP3 und FP4 kämpfte Lorenzo im Qualifying um die Pole-Position, verpasste die erste Reihe aber nur knapp, da Rossi und das Ducati-Duo noch einen Tick schneller waren.

Jorge Lorenzo hat durch die guten Leistungen am Samstag wieder Selbstvertrauen getankt, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo hat durch die guten Leistungen am Samstag wieder Selbstvertrauen getankt, Foto: Milagro

Die eigene Leistung gab Lorenzo aber auf jeden Fall wieder einen Schub, nachdem es zuletzt äußerst schlecht lief: "Ja, ich bin sehr glücklich mit heute. Nicht nur wegen der Position, sondern vor allem wegen des Fortschritts gegenüber den Ducatis von gestern auf heute." In den Longruns lag Lorenzo auf einem Level mit Rossi und Marc Marquez, einzig Andrea Iannone war noch ein paar Zehntel schneller unterwegs als der Weltmeister. Entsprechend fällt seine Analyse aus: "Ich denke, Valentino, Marc und ich sind auf einer ähnlichen Pace. Wir müssen sehen, wie die Ducatis sind, aber wir sind denke ich ähnlich unterwegs."

Schnitt aus den 7 schnellsten FP4-Runden ausgewählter Fahrer

FahrerTeamZeit
Andrea IannoneDucati1:24.404
Valentino RossiYamaha1:24.676
Marc MarquezRepsol-Honda1:24.685
Jorge LorenzoYamaha1:24.693
Maverick VinalesSuzuki1:24.771

Marc Marquez: Ähnlich wie Valentino Rossi ist auch Marc Marquez immer für einen Husarenritt gut. Den Weltmeister von 2013 und 2014 hält auf seinem Weg praktisch Nichts auf. Noch nicht mal eine fast teaminterne Kollision samt Sturz und in Folge dessen ausgerenkter Schulter. Doch Marquez kommentiert den Vorfall lapidar: "Es ist schon wieder in Ordnung, das war ja nicht das erste Mal, dass ich sie mir ausgerenkt habe", spielt Marquez auf den Vorfall im Silverstone-Warm-Up von 2013 an.

Marquez wurde zwar während der Pause zwischen FP3 und FP4 ins Klinikum nach Leoben transportiert, fuhr im Anschluss aber wieder, als wäre nie etwas passiert. Im vierten freien Training lag Marquez nämlich bei den Longruns auf dem Level von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo und beendete die Session auf dem vierten Platz. Im Qualifying sprang Rang fünf für den Repsol-Honda-Piloten heraus, damit steht er am Start genau zwischen Lorenzo und Maverick Vinales.

Maverick Vinales: Der vierte gefährliche Ducati-Konkurrent im Bunde ist eben jener Maverick Vinales. Besonders bei den kühlen Temperaturen am Freitag war Vinales bockstark, wie die Plätze eins und drei in FP1 und FP2 eindrucksvoll unterstreichen. Doch wie so oft in dieser Saison, geraten Vinales und Suzuki in Schwierigkeiten, wenn die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken ebnet und Luft sowie Asphalt aufheizt. Am Vormittag, als es noch kühler reichte es zu Platz zwei, am Nachmittag kam Vinales sowohl im FP4 als auch im Qualifying nicht mehr über Rang sechs hinaus.

Maverick Vinales muss sich bei heißeren Bedingungen nach hinten orientieren, Foto: Suzuki
Maverick Vinales muss sich bei heißeren Bedingungen nach hinten orientieren, Foto: Suzuki

"Wenn die Temperaturen hoch gehen, ist es für uns unmöglich, schnell zu fahren. Wir haben uns ein wenig verbessert im Vergleich zu heute Morgen, aber nicht genug. Die anderen haben deutlicher zugelegt", ärgert sich Vinales deshalb zurecht. Immerhin: in den Longruns verlor Vinales trotz des Nachteils bei der Hitze nicht mal eine Zehntelsekunde pro Runde auf Rossi, Lorenzo und Marquez. Sollte es am Renntag wieder kühler werden, muss man den Suzuki-Piloten auf jeden Fall auf der Rechnung haben.

MotoGP Red Bull Ring 2016: Die Tipps der Redaktion

Andrea Blendl: Ich glaube, dass in Spielberg die beiden Werks-Ducatis den Sieg unter sich ausmachen werden. Rossi wird zwar anfangs mithalten, doch über die Distanz kann er die Pace der Kraftpakete aus Bologna nicht mitgehen. Die beiden Andreas dagegen werden sich bis zum Schluss bekriegen, und in der letzten Runde bremst der Maniac mit einem Wahnsinns-Manöver seinen Teamkollegen aus und holt sich seinen Premierensieg vor Dovizioso. Rossi fährt Rang drei nach Hause.

Andreas Top-3-Tipp: 1. Iannone, 2. Dovizioso, 3. Rossi

Geht es nach der Redaktion von Motorsport-Magazin.com, ist Rossi der gefährlichste Ducati-Gegner im Rennen, Foto: Yamaha
Geht es nach der Redaktion von Motorsport-Magazin.com, ist Rossi der gefährlichste Ducati-Gegner im Rennen, Foto: Yamaha

Tobias Ebner: Ja, es ist soweit! Im Rennen schlägt endlich wieder die große Stunde von Ducati und Andrea Dovizioso! Der Italiener fährt zum Sieg und erlöst damit sich selbst und die Fans der Roten. Andrea Iannone macht ihm nur in der ersten Rennhälfte das Leben schwer, danach muss er seinen lädierten Rippen Tribut zollen und fällt zurück. Spannend wird der Kampf um Platz drei, der zwischen Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Maverick Vinales ausgefochten wird. Aufgrund des Aufwärtstrends an diesem Wochenende sehe ich hier Rossi vorn. Womöglich holt diese Kampfgruppe aber zum Ende hin noch zu Iannone auf Platz zwei auf.

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Dovizioso, 2. Iannone, 3. Rossi

Chris Lugert: Argentinien reloaded! Im Kampf um den Sieg schießt Maniac Iannone seinen Teamkollegen Andera Dovizioso von der Strecke. Valentino Rossi fährt grinsend vorbei und zum Sieg. Zweiter wird Marc Marquez, der Maverick Vinales in Schach hält. Jorge Lorenzo stürzt bereits in der ersten Runde.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Rossi, 2. Marquez, 3. Vinales

Sophie Riga: Ich wage es einfach und setzte auf eine Ducati als Sieg-Kandidat. Allerdings nicht auf Andrea Iannone, denn ich befürchte, dass sich der 'Maniac' wieder aus dem Rennen kegeln wird. Wenn Andrea Dovizioso sich von seinem Teamkollegen loseisen kann und nicht in seine Schusslinie gerät, könnten die Chancen schlechter stehen. Valentino Rossi holt einen zweiten Rang, Sollte es schönes Wetter sein, kämpft sich Jorge Lorenzo vor auf drei. Wenn nicht, sichert sich Marc Marquez den dritten Rang.

Sophies Top-3-Tipp: 1. Dovizioso, 2. Rossi, 3. Lorenzo/Marquez