Andrea Dovizioso machte an diesem Samstag vieles anders als seine MotoGP-Kollegen. Beim zweiten Trainingstag zum Österreich-GP auf dem Red Bull Ring verfolgte der Ducati-Pilot eine ganz andere Taktik als seine Konkurrenz, um so für das ultimative Ziel bestmöglich gerüstet zu sein: den ersten Ducati-Sieg seit Casey Stoner 2010 auf Phillip Island zu holen. Im Qualifying von Spielberg schließlich schaffte es Dovizioso immerhin in die erste Reihe, auf Startplatz drei. Doch er musste neben Teamkollege Andrea Iannone auch Valentino Rossi den Vortritt lassen.

Doch das spielt für Dovizioso nur eine untergeordnete Rolle. Er fokussiert sich voll und ganz auf das Rennen, um die Sieg-Durststrecke für Ducati, aber auch seine eigene Sieg-Durststrecke beenden zu können. "Wir sind hier sehr schnell und können um den Sieg kämpfen, das ist auch unser Ziel. Es wird zwar nicht einfach, aber wir versuchen unser Bestes", gibt Dovizioso die Marschroute vor. Einen ersten Eindruck der bärenstarken Rennpace der Ducati gab Dovizioso im FP4, als er sich vor Teamkollege Andrea Iannone die Bestzeit sicherte.

Dovizioso: Rennen eine ganz andere Geschichte als Longruns

Doch Renn-Simulation und Rennen sind immer noch zwei verschiedene Paar Schuhe, dessen ist sich auch Dovizioso bewusst: "Ich fühle mich ganz gut und denke, wir sind schnell und haben den Speed. Auch mit gebrauchten Reifen sind wir schnell. Wir haben alles getan, was wir konnten. Aber erst im Rennen zeigt sich die Realität. Im Training kann man hart arbeiten, aber das Rennen ist nochmal eine andere Sache. Oft haben die Michelin-Reifen schon im Rennen abgebaut, das kann also auch passieren."

Aus diesem Grund hat Dovizioso vor allem an der Pace in der zweiten Rennhälfte gearbeitet. Dafür, und um im Qualifying einen dritten Run fahren zu können, hat Dovizioso sogar auf eine Zeitenjagd mit frischen Reifen am Ende von FP3 verzichtet. "Wie ich schon gesagt habe, ist die zweite Rennhälfte, so ab Runde 16 oder 18, der Schlüssel. Wir haben hohen Topspeed, aber das Problem mit den Slides und mit Spinning ist wirklich groß. Es ist wirklich wichtig, dass man sich seine Reifen einteilt", spekuliert Dovizioso.

Dovizioso und seine Crew feilen an allen Details

Dem schwarzen Gold spricht Dovizioso also eine besondere Bedeutung zu. Aber auch in diesem Bereich sieht er sich nach allen Trainings gut aufgestellt, auch dank der neuen Mischungen, die Michelin zum Rennwochenende nach Österreich geliefert hat: "Wir haben keine Probleme mit den Reifen, so wie noch beim Test. Natürlich haben wir daran gearbeitet, außerdem müssen wir etwas anders fahren als beim Test. Aber das ist besser, als im Rennen Probleme zu bekommen und stoppen zu müssen."

Die Reifen haben Dovizioso und seine Crew also im Griff, doch wie sieht es mit der anderen Ducati-Schwachstelle aus, dem Spritverbrauch? Eine zu durstige Desmosedici war schließlich am Freitag noch die größte Hoffnung der Konkurrenz. Doch auch hier scheint man bei Dovizioso eine Lösung gefunden zu haben: "Natürlich ist der Verbrauch im Rennen wichtig. Aber im FP3 und im FP4 bin ich schon mit der Power gefahren, die wir im Rennen benutzen können. Jeder muss mit seinem Tankvolumen haushalten, und wir haben hart daran gearbeitet, mit der richtigen Menge schnell zu sein."

Alles im grünen Bereich also bei Dovizioso und seiner Ducati-Crew. Sie wissen, dass sich ihnen in Spielberg die beste Chance auf den ersten Sieg seit vielen Jahren eröffnet. Auch vom dadurch großen Druck will sich Dovizioso nicht beirren lassen: "Natürlich ist der Druck groß, weil die Chance auf den Sieg sehr groß ist. Den Druck fühlen wir heute und morgen im Warm Up. Aber im Rennen selbst ist das alles verflogen. Ich werde mich darauf konzentrieren, mein Ziel zu erreichen", sendet Dovizioso eine finale Kampfansage an die Konkurrenz.