Die Motorrad-WM wird zwar bis 2021 in Deutschland fahren, doch ob das MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring bleibt, ist noch immer nicht final geklärt. ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk gab Mitte August als Deadline für die Entscheidung aus. Motorsport-Magazin.com erkundigte sich bei Eurosport-Kommentator Johannes Orasche, was er zu dem Machtspiel in Sachsen sagt:

Johannes, der Sachsenring durfte sich vor wenigen Wochen über die höchste Zuschauerzahl seit fünf Jahren freuen. Dennoch ist es nicht fix, dass der Deutschland Grand Prix auf dieser Strecke bleibt. Sollte die MotoGP deiner Meinung nach am Sachsenring bleiben?

Johannes Orasche: Ich habe das schon während der TV-Übertragung mehrfach thematisiert: Man braucht da gar nicht groß die Werbetrommel rühren, denn das Event ist für sich selbst die beste Werbung. Man muss aber bewusst machen, was die MotoGP dort wert ist: Die ganze Region lebt für dieses Rennen. Wenn man sich verdeutlicht, dass der Sachsenring nur zehn "Lärmtage" pro Jahr hat, erscheint dieses Event umso wichtiger. Ich bin auf jeden Fall pro Sachsenring. Hockenheim oder der Nürburgring sind ja eher als Formel-1-Strecken bekannt. Ich bin mir nicht sicher, ob MotoGP dort gut funktionieren würde. Selbst eine alternierende Variante zwischen zwei Strecken halte ich für keine optimale Lösung.

Die MotoGP-Begeisterung die sich rund um den Sachsenring in den letzten zwei Jahrzehnten aufgebaut hat, lässt sich so also nicht in anderen Regionen kopieren?
Johannes Orasche: Ich sehe mir immer sehr genau an, wieviel Platz die Mainstream-Medien einem Event einräumen. In manchen Orten des MotoGP-Kalenders gibt es oft so gut wie keine Berichterstattung in den lokalen Tageszeitungen. Rund um den Sachsenring hat jede Zeitung Doppelseiten voller Berichte. Selbst die bundesweiten Zeitungen räumen in ihren Sachsen-Ausgaben dem Rennen viele Seiten ein. Das ist in dieser Form einzigartig und zeigt den ungeheuren Stellenwert der MotoGP für die Region.

Hältst du es für möglich, dass der Sachsenring das Rennen tatsächlich verliert?

Johannes Orasche: Es wäre sehr bitter, sollte es tatsächlich so weit kommen. Aber ich glaube, diese ganzen Debatten sind nur Drohgebärden.

Jetzt geht es an den Red Bull Ring. Von Österreicher zu Österreicher gesprochen: Eigentlich sind wir ein Land ohne große Motorrad-Tradition. Dennoch mussten zusätzliche Tribünen errichtet werden, weil sich die Veranstalter vor Ticketanfragen kaum retten können. Wie ist das zu erklären?
Johannes Orasche: Ich war schon beim Test Ende Juli dort und habe auf der großen Tribüne richtiggehend Gänsehaut bekommen, als ich mich mit den Leuten unterhalten habe. Da haben sich einige Leute nur für dieses MotoGP-Test von der Arbeit frei genommen, andere sind zu zehnt mit ihren Motorrädern angereist. Obwohl die MotoGP so lange nicht mehr hier war, haben die Fans mitbekommen, was für eine tolle Rennserie das ist. Mich wundert es nicht, dass sich so viele Leute die Rennen direkt an der Strecke anschauen wollen. Es macht Spaß zu sehen, mit welcher Freude die Leute hier herkommen.