Der Motorrad Grand Prix in Deutschland ist für die kommenden fünf Jahre gesichert, wie ADAC und Dorna am Sonntag bekanntgaben. Ob das Rennen aber über den gesamten Zeitraum auch auf dem Sachsenring verbleibt, ist weiterhin unklar. Die Entscheidung darüber soll bis Mitte August fallen.

Ultimatum an den Sachsenring

"Wir sind schon über ein Jahr in Gesprächen und mussten jetzt diese Deadline setzen, da die Dorna ja bald den Rennkalender braucht", stellte ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk im Rahmen des Rennens im Interview mit "Servus TV" klar. "Die Sachsen haben ein fertiges Vertragsangebot vorliegen, es liegt nun an ihnen dieses anzunehmen und die Auflagen zu erfüllen."

Welche Auflagen das genau sind, ist nicht bekannt. Fakt ist hingegen, dass der Sachsenring an diesem Wochenende erneut massiv in die Kritik geriet. "Es ist sehr gefährlich hier. Niemand kommt gerne hierher und wir Piloten würden lieber anderswo fahren", sagte etwa Andrea Dovizioso. Auch Stefan Bradl hielt mit scharfen Worten nicht hinter dem Berg: "Du kannst alle MotoGP-Fahrer fragen: Da ist niemand, der gerne auf dem Sachsenring fährt."

Das Problem ist nicht etwa die Stimmung, was Bradl auch betonte: "Die Zuschauer sind großartig und die Stimmung hier unglaublich gut. Aber die Strecke ist öde und ein ziemlicher Schmarren." Der Sachsenring ist mit nur 3,7 Kilometern nicht nur die kürzeste Strecke im Kalender, sondern weist mit nur drei Rechtskurven auch die wenigsten aller aktuellen MotoGP-Kurse auf. Das sorgt wegen einer zu kalten rechten Reifenflanke jedes Jahr für unzählige Stürze - vor allem in der verhängnisvollen Kurve 11.

Hofmann stellt sich hinter den Sachsenring

Alex Hofmann stellte sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com aber klar hinter den Sachsenring: "Diesmal kamen viele unglückliche Faktoren zusammen, die für diese ganzen Stürze gesorgt haben. Dass die Heißblüter deshalb jetzt gleich auf den Ring an sich draufhauen, ist sehr schade. Klar ist das hier keine klassische MotoGP-Strecke und fährt sich eher wie ein Go-Kart-Kurs. Aber sicherheitstechnisch habe ich hier überhaupt keine Bedenken."

Auch die Zuschauer zeigten sich trotz miserablen Wetters und herbstlicher Temperaturen 2016 von ihrer besten Seite. Mit über 212.000 Fans vor Ort war das Rennen so gut besucht wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Stimmung? Einmal mehr top. "In den vergangenen Jahrzehnten gab es in Deutschland nie so großes Zuschauerinteressen wie aktuell am Sachsenring. Es wäre schade, wenn das Rennen nicht mehr dort stattfinden würde", erklärt Moto2-Teamchef Stefan Kiefer.

Hockenheim für viele kein idealer Ersatzkandidat

Als potenzielle Ersatzkandidat brachte Tomczyk zuletzt den Nürburgring oder Oschersleben ins Gespräch, zudem findet auf dem Lausitzring im September ein Lauf zur - ebenfalls von der Dorna betriebenen - Superbike-WM statt. Als aussichtsreicher Kandidat im Falle eines Sachsenring-Aus wird aber Hockenheim gehandelt.

Für Hofmann kein adäquater Ersatz: "Die Stimmung vom Sachsenring würde man dort nicht im Ansatz hinbekommen. Das wäre im Vergleich ein trostloses Schauspiel. Auch wenn MotoGP aktuell boomt, viel lebt einfach von dieser Ecke hier. In Sachsen hat es Tradition MotoGP-Fan zu sein."

Für Kiefer sprechen auch wirtschaftliche Gründe gegen Hockenheim: "Ich denke, dass Hockenheim jederzeit bereit stehen würde, einzuspringen. Allerdings nur dann, wenn das Rennen schon im Vorfeld ausfinanziert wäre. Und das dürfte in der aktuellen Konstellation mit den Dorna-Gebühren und -Auflagen und vom Zuschauerinteresse her schwierig werden."

So ist es am Ende wohl doch wieder der Sachsenring, der in Pole Position steht. Die vielen Worte im Vorfeld der Vertragsverlängerung und im Rahmen des Rennwochenendes könnten sich als nicht viel mehr als ein weiteres Säbelrasseln herausstellen. Mitte August werden die Fans endgültige Gewissheit haben.