So fährt ein Weltmeister! Marc Marquez lieferte im Grand Prix von Deutschland am Sonntag eine weitere Galavorstellung ab, ließ sich auch von schwierigsten Verhältnissen, der falschen Reifenwahl und einem Fehler inklusive Ausflug ins Kiesbett nicht bremsen. Am Ende stand für ihn der siebente Sieg in Serie am Sachsenring, den er auf dem Podium in Deutsch bejubelte: "Ich liebe den Sachsenring!"

Der diesjährige Sieg war aber der wohl schwierigste für Marquez im Deutschland-GP. Aus mehreren Gründen:

Die Reifenwahl

Starker Regen vor dem Start und darüber hinaus sorgte dafür, dass kein Weg an Regenreifen vorbeiführte. Michelin hatte nach dem Debakel von Assen neue Mischungen an den Sachsenring gebracht, einmal Soft und einmal Extrasoft. 15 der 20 Fahrer im Rennen entschieden sich für den Extrasoft, so auch Marquez. Er hatte eigentlich die Verwendung des Soft geplant, ließ sich aber umstimmen, da die Yamaha-Stars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo auf den Extrasoft setzten. Und prompt griff Marquez daneben: "Für mich war das die falsche Mischung. Ich hatte kein gutes Gefühl damit." So lag der WM-Leader nach einem Drittel der Renndistanz nur auf Rang sechs, doch dann sollte es noch dicker kommen.

Seine Führung war Marquez schon nach wenigen Kurven los, Foto: Simninja
Seine Führung war Marquez schon nach wenigen Kurven los, Foto: Simninja

Der Ausrutscher

In Runde elf übertrieb es Marquez schließlich auf den für ihn nicht passenden Reifen und kam in Kurve acht von der Strecke ab. Er raste durch den Kies, konnte einen Sturz aber vermeiden. "Da habe ich mental einfach in den Motocross-Modus umgeschaltet", lachte Marquez anschließend. Tatsächlich war er schnell zurück auf der Strecke, fiel aber dennoch auf Rang neun zurück. Sein Rückstand betrug plötzlich über zehn Sekunden und wuchs noch weiter auf mehr als elf an. Das Rennen schien für Marquez gelaufen, aber der Repsol-Honda-Pilot machte wenig später alles richtig.

Der Boxenstopp

Marquez kam bereits als dritter Fahrer des gesamten Feldes an die Box, Runde 17 von 30 erschien ihm als der richtige Zeitpunkt. "Ich habe lange überlegt, wann der richtige Moment für den Wechsel ist", gesteht Marquez. "Als ich hereingekommen bin, waren zwei bis drei Kurven noch völlig nass, der Rest der Strecke trocken. Es war also ein Risiko, aber ich musste es eingehen, weil ich so weit vom Podium entfernt war." Und das Risiko zahlte sich aus. Marquez zog vorne und hinten Slicks auf und war schon nach wenigen Runden deutlich schneller als die Führungsgruppe um Rossi und Dovizioso, die mit Regenreifen draußen blieb. Zeitweise war Marquez über sieben Sekunden pro Runde schneller als die Spitze, die erst sechs Runden nach ihm stoppte. Als Rossi und Co. auf die Strecke zurückkehrten, schoss Marquez mit bereits perfekt temperierten Slicks mühelos an ihnen vorbei. Der Sieg war ihm in der Folge nicht mehr zu nehmen.

Auf trocknender Strecke war Marquez nicht mehr zu halten, Foto: Repsol
Auf trocknender Strecke war Marquez nicht mehr zu halten, Foto: Repsol

Da Rossi aufgrund der falschen Strategie und auch Reifenwahl mit Bike zwei nur Achter wurde und Lorenzo als 15. im Regen einmal mehr völlig von der Rolle war, wurde der Sieg für Marquez umso wertvoller. Satte 48 Punkte liegt er jetzt vor Jorge Lorenzo und 59 vor Valentino Rossi. In den letzten beiden Rennen hat er seinen Vorsprung auf die Yamaha-Konkurrenz somit um 38 beziehungsweise 37 Zähler ausgebaut. "Diese zwei Grands Prix waren sehr gut für mich. Da konnte man viele Punkte liegen lassen. Ich habe sie zum Glück gewonnen."

Übrigens: Eine Halbzeitführung in der Weltmeisterschaft hat Marquez bisher nie hergegeben, vier Mal stand am Ende der Titel für ihn…