Lokalmatador Stefan Bradl wurde am Donnerstag am Sachsenring hauptsächlich auf ein Thema angesprochen: Seine Zukunft. Dass diese nicht im Aprilia-Werksteam stattfindet, steht nach der Verpflichtung von Aleix Espargaro und Sam Lowes für 2017 bereits fest, doch wo genau Bradl nächste Saison fahren wird, bleibt weiterhin unklar. Der derzeit einzige deutsche MotoGP-Fahrer aber will so bald wie möglich eine Entscheidung treffen: "Im Moment führe ich Gespräche, kann aber nichts Konkretes sagen. Ich will das aber vor dem Österreich GP geklärt haben."

MotoGP-Ausstieg für Bradl denkbar

In welche Richtung Bradl tendiert? "Es gibt Möglichkeiten, die bekannt sind oder die jedem mittlerweile bewusst sind, aber es gibt halt einfach noch ein paar Dinge zu klären, die für mich persönlich wichtig sind, um eine Entscheidung treffen zu können." Konkreter will er aber nicht werden. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, ob sich seine Zukunft außerhalb der MotoGP abspielen könnte, erklärt der Bayer verschmitzt: "Wer weiß. Aber es gibt schon Möglichkeiten außerhalb der MotoGP. Ich schaue jetzt, dass ich das Bestmögliche für meine Zukunft finde. Ob das in der MotoGP liegt, weiß ich nicht."

Stefan Bradl fährt am Sachsenring möglicherweise sein letztes MotoGP-Heimrennen, Foto: Tobias Linke
Stefan Bradl fährt am Sachsenring möglicherweise sein letztes MotoGP-Heimrennen, Foto: Tobias Linke

Momentan führt Bradl eigenen Angaben zufolge intensive Gespräche mit mehreren Parteien. Wichtig ist ihm in den Vertragsverhandlungen natürlich das technische Paket, das man ihm bieten kann, aber auch, ob er Crewmitglieder, mit denen er gut zusammenarbeiten kann, mitnehmen darf. Unter Druck, die Verhandlungen möglichst schnell abzuschließen, fühlt er sich dabei jedoch nicht. "Natürlich wäre es mir lieber, ich würde wissen, wie es weitergeht und würde auf diese Frage eine Antwort haben", gibt er zu Protokoll. "Aber dem ist nicht so. Aber es ist auch nicht so, dass ich tierisch unter Druck stehe. Das macht die Sache nicht ganz so schwierig, deshalb kann ich auch nachts noch ganz gut schlafen, eben weil dieser Druck nicht so hoch ist. Ich muss nicht bis Tag X entscheiden, aber im Grunde ist es mir schon recht, wenn das dann nach dem Sachsenring auch irgendwann erledigt ist."

Kein Groll gegen Aprilia

Vom frühen Beginn des Transferkarussells wurde Bradl etwas überrumpelt. Er gibt zu: "Meine Priorität war eigentlich, mit Aprilia weiterzumachen. Ich wusste schon ein bisschen früher als das rauskam, was los ist und in welche Richtung es geht. Aber im Grunde waren 95% der Plätze schon belegt und da war nix mehr zu machen." Groll gegen seinen Arbeitgeber hegt der ehemalige Moto2-Weltmeister deshalb aber noch lange nicht. "Es ist nicht so, dass ich sauer bin oder so", konkretisiert Bradl. "Die Option war einfach auf Seiten von Aprilia und die haben sie nicht eingelöst. Das wurde mir klar und deutlich mitgeteilt. Darüber bin ich froh, dass es mir mitgeteilt wurde, bevor ich es aus der Öffentlichkeit erfahre. Es war mir persönlich sehr wichtig, dass das letzte halbe Jahr gut über die Bühne geht."

Doch auch wenn es für ihn bei Aprilia nicht weitergeht, ist Bradl dennoch daran gelegen, das Motorrad weiterzuentwickeln und konkurrenzfähiger zu machen, wie er erklärt: "Es ist in meinem eigenen Interesse, Resultate und Ergebnisse einzufahren. Das ist das, womit ich mich am besten verkaufen kann. Das ist das, was zählt. Dazu brauch ich ein gutes Motorrad. Also gehe ich nicht ins Rennwochenende rein und sage, ich fahre einfach im Kreis. Es wird genauso weitergearbeitet wie in der Vergangenheit, als die Situation nicht so klar war." Nur, was die Entwicklung des Bikes für 2017 betrifft, will sich Bradl in Zukunft zurückhalten.

Generell betonte Bradl aber vor dem Sachsenring-Auftakt, dass sein Heimrennen nun erst einmal Priorität hat: "Ich will mich in erster Linie auf den GP hier konzentrieren und mich nicht von diesem Zeug ablenken lassen. Die Welt wird sich an diesem Wochenende nicht großartig bewegen und dann schaue ich, dass ich das alles in Ruhe zwischen dem Sachsenring und Spielberg entscheiden kann." Das Rennen in Spielberg findet am zweiten August-Wochenende statt, Bradl hat also nach seiner eigenen Frist noch vier Wochen Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.