Der 11. September 1950 war ein ganz besonderer Tag für die Motorrad-Welt. Vor genau 66 Jahren wurde einer der charismatischsten und schnellsten Motorradrennfahrer der Welt geboren. Die Rede ist natürlich von Barry Sheene. Zum 14. Todestag der MotoGP-Legende blickt Motorsport-Magazin.com auf ein Leben voller Extreme zurück.

Die Anfänge

Geboren in London als zweites Kind eines ehemaligen Motorradrennfahrers und seiner Frau brauchte Sheene eine Weile, bis sich sein Leben in Richtung Motorsport entwickelte. Seine ersten Schritte auf einer Rennstrecke machte er im Jahr 1968, mit 18 Jahren. In Brands Hatch gewann er in diesem Jahr zwei Rennen, mit den 125cc- und 250cc-Maschinen seines Vaters. Zwei Jahre später wurde er im Alter von 20 Jahren britischer Meister in der 125er-Kategorie und das mit einem Bike, das bereits zwei Jahre alt war.

Für das veraltete Motorrad musste Sheene 2000 britische Pfund (heute knapp 2300 Euro, Anm. d. Red.) auf den Tisch legen. Nach dem Meistertitel im Jahr 1970 war das Ausnahmetalent bereit, für eine komplette Saison in die Weltmeisterschaft einzusteigen. Zuvor war er '70 in einem WM-Rennen der 125cc-Klasse Zweiter geworden. Sheene bestritt im Folgejahr neun Rennen in der 125er-Klasse und landete bei jedem einzelnen auf dem Podium. Zeitgleich trat er auch bei zwei 50cc- und einem 250cc-Rennen an, für sich entscheiden konnte er einen der kleinen Läufe. Damit war die Motorradweltmeisterschaft nun endgültig um ein Unikum reicher.

Barry Sheene mit seiner legendären Nummer 7, Foto: Sutton
Barry Sheene mit seiner legendären Nummer 7, Foto: Sutton

Die Erfolge

In seiner gesamten Karriere in der Motorrad-WM konnte Sheene auf zwei Weltmeistertitel zurückblicken, beide in der 500cc-Klasse. Die Jahre 1976 und 1977 waren reinrassige Sheene-Jahre, insgesamt elf Rennen konnte er in beiden Jahren für sich entscheiden. Im Jahr 1976 standen für die Motorrad-Weltmeisterschaft zehn 500cc-Rennen auf dem Programm, Weltmeister Sheene gewann fünf davon für Suzuki und dominierte so deutlich. Gleichzeitig trug er dazu bei, in diesem Jahr das Ende einer Ära im Motorradrennsport zu markieren, als er es wie Giacomo Agostini und viele seiner hochkarätigen Kollegen ablehne, die TT auf der Isle of Man als Weltmeisterschaftslauf auszutragen. Im Folgejahr war das Event nicht mehr im WM-Kalender verzeichnet.

Doch trotz des Wegfalls der TT stieg Sheenes Stern immer weiter. Auch das Jahr 1977 entschied der Brite ganz klar für sich. Elf Rennen fuhren die 500cc-Boliden in dieser Saison, Sheene siegte in sechs. Damit konnte keiner seiner Konkurrenten mithalten, auch nicht Legenden Agostini, der sich nach dieser Saison zur Ruhe setze. Auch für Sheene sollten sich die Zeiten bald ändern, in den Jahren '78 und '79 konnte er sich noch auf Rang zwei und drei in der Gesamtwertung retten, danach wechselte der ehemalige Weltmeister zu Yamaha und verschwand damit von der großen WM-Bühne.

Das wilde Leben

Seinem Image als Partylöwe und Frauenheld wurde Sheene mehr als gerecht. Mit Eskapaden und Anekdoten über sein wildes Leben ließen sich ganze Bücher füllen. Unter anderem bestand Kettenraucher Sheene darauf, ein Loch auf Mundhöhe in seinen Integralhelm zu bohren, damit er vor den Rennen in der Startaufstellung rauchen konnte. Ebenfalls warb er für das Parfum 'Brut', obwohl er später zugab, den Geruch zu hassen und unterhielt Freundschaften mit Ringo Starr und George Harrison, sowie Rennfahrer-Kollege James Hunt.

Barry Sheene, Foto: Milagro
Barry Sheene, Foto: Milagro

Auch diverse Frauengeschichten ließ Playboy Sheene natürlich nicht aus, bis er auf seine spätere Ehefrau Stephanie McLean traf. Das ehemalige Penthouse-Model und Sheene begegneten sich im Jahr 1975 in einem Londoner Nachtclub - sie am Arm ihres Mannes und er auf Krücken. Irgendetwas muss der charismatische Sheene jedoch richtig gemacht haben, denn kurz darauf ließ sich McLean von ihrem ersten Mann scheiden und heiratete Sheene.

Das Erbe

Doch auch auf der Rennstrecke hat der Brite nicht nur mit seinen zwei WM-Titeln Geschichte geschrieben. Auch der heute gängige Fahrstil des 'Hanging Offs' geht auf Sheene und seinen Landsmann Paul Smart zurück. Smart begann Anfang der 70er Jahre damit, nicht nur das Motorrad selbst, sondern auch seinen Körper in die Kurve zu legen. Sheene übernahm diese Technik, verfeinerte sie aber noch weiter bis zu dem, was heute als 'Hanging Off' bezeichnet wird. Ohne Sheene wäre die heutige MotoGP vielleicht eine gänzlich andere.

Natürlich lässt sich nicht über eine MotoGP-Legende wie Sheene sprechen, ohne auf eines seiner größten Duelle zu verweisen. In Sheenes persönlichem Geschichtsbuch ist sein Kampf mit Kenny Roberts in Silverstone 1979 groß geschrieben. Die beiden Motorrad-Legenden schenkten sich über 28 Runden nichts und lieferten eines der engsten Rennen der Geschichte. Nur drei Zehntel trennten Sheene von Roberts, der nicht nur den Renn-, sondern auch den Gesamt-Sieg in der WM einfuhr.

All das macht Barry Sheene mit Fug und Recht zu einem der ganz Großen im Motorsport und einer MotoGP-Legende. Wir denken an Dich, Barry, wo immer Du auch sein magst!