Aerodynamische Experimente mit kleinen Flügeln gab es in der Motorrad-Weltmeisterschaft schon oft, derartiges Aufsehen wie Ducati bei den Testfahrten vor Saisonbeginn 2015 erregte damit aber noch kein Hersteller. Konstrukteur Gigi Dall'Igna verlieh seiner ersten eigenen Ducati, der GP15, mächtige Flügeln an beiden Seiten der Verkleidung. Und siehe da: Mit der GP15 schafften die Italiener wieder den Sprung zurück in die Weltspitze, wenngleich natürlich nicht klar ist, welchen Anteil die Winglets an diesem Erfolg hatten.

Erst Kopien, dann Beschwerden

Dennoch sprangen nach und nach auch die anderen Hersteller auf den Winglet-Zug auf. Yamaha experimentierte bereits in den letzten Saisonrennen 2015 damit, in diesem Jahr kamen dann mit Honda, Suzuki und Aprilia auch die letzten drei Werke ins Flügel-Lager. Doch die Beschwerden über die teils weit abstehenden Winglets mehrten sich. Zu groß sei die Verletzungsgefahr bei einer Kollision, außerdem ärgerten sich viele Fahrer über die durch die Flügel verursachten Turbulenzen, die nachfolgende Motorräder extrem unruhig werden lassen.

Es wurde versucht, zwischen den Befürwortern und Gegnern der aerodynamischen Elemente einen Konsens im Herstellerbündnis MSMA zu finden, was aber nicht gelang. Im Rahmen des Rennwochenendes in Assen sah sich daher die in einem derartigen Fall zuständige Grand-Prix-Commission zum Handeln gezwungen. Winglets sind damit in der kommenden Saison verboten. Eine Regeländerung, die den Ducatisti rund um Erfinder Gigi Dall'Igna sauer aufstößt. "Zuerst haben uns alle kopiert und jetzt haben sie darauf gedrängt, die Regeln zu ändern. Ich glaube, dass sie Ducati einfach bestrafen wollten, weil wir im Bereich der Aerodynamik voraus waren. Dafür haben sie diesen lächerlichen Vorwand der Sicherheit verwendet", ärgert sich Dall'Igna im Gespräch mit GPone.

Schließlich sei durch die Winglets bisher noch niemand zu Schaden gekommen. "Es gab ja bereits Zwischenfälle, aber nicht ein Pilot wurde jemals verletzt", so Dall'Igna. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und vertritt den Standpunkt, das Winglet-Verbot würde eine zusätzliche Gefahr für die MotoGP bedeuten: "Wir sind der Meinung, dass die Winglets das Motorrad sicherer machen, denn sie halten das Vorderrad am Boden, was die Manövrierbarkeit des Bikes verbessert."

Ducati sorgt sich nicht um 2017er-Performance

Dall'Ignas Einwürfe werden an der Entscheidung der Grand-Prix-Commission aber nichts mehr ändern. Ducati wird 2017, wie Honda, Yamaha, Suzuki, Aprilia und die Neueinsteiger von KTM auch ohne Flügel auskommen müssen. Möglich, dass das der Traditionsmarke aus Borgo Panigale Probleme bereiten wird. Dall'Igna will davon aber nichts wissen: "Ich bin überzeugt, dass wir 2017 auch ohne Flügel ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad haben werden."