Marc Marquez hatte man wohl noch nie so über einen zweiten Platz jubeln gesehen, wie am Sonntag in Assen. Der erfolgsverwöhnte Honda-Fahrer feierte, als hätte er gerade seinen dritten MotoGP-Weltmeistertitel gewonnen. Verständlich, machte er mit Rang zwei und 20 Zählern dieses Mal doch zumindest einen großen Schritt in Richtung des dritten Gesamtsieges in der Königsklasse. Denn Valentino Rossi schrieb nach seinem Sturz auf Platz eins eine Nullnummer, Jorge Lorenzo holte nach einer ganz schwachen Vorstellung auch nur durch die vielen Ausfälle sechs Punkte.

Dabei war Marquez in der ersten Rennhälfte bis zur Regenunterbrechung ein unscheinbares Rennen gefahren, startete in Rennen zwei nur von Platz fünf. Dann hatte er aber im Chaos-GP von Assen alles richtig gemacht, während sich vor ihm Rossi und Andrea Dovizioso in den Kies verabschiedeten. Angst hatte er nur davor, dass ihm ein anderer Pilot die hervorragende taktische Leistung noch zunichtemachen könnte. Konkret handelte es sich dabei um Jack Miller, der sich nach den Stürzen von Rossi und Dovizioso sowie dem technischen Defekt Danilo Petruccis plötzlich mit Marquez im Kampf um den Sieg wiederfand.

Marquez befürchtet Crutchlow-Schicksal

"Als Valentino gestürzt ist und ich auf meinem Pitboard 'Miller +0' gesehen habe, ist mir als Erstes Silverstone 2015 eingefallen", lachte Marquez anschließend. Damals kämpfte Miller - ebenfalls im strömenden Regen - erstmals in einem MotoGP-Rennen um die Spitzenposition, riss dann aber mit einem völlig übermotivierten Manöver sich und seinen Freund sowie damaligen LCR-Honda-Teamkollegen Cal Crutchlow aus dem Rennen.

In Silverstone verursachte Miller eine Teamkollision, Foto: Milagro
In Silverstone verursachte Miller eine Teamkollision, Foto: Milagro

Die Befürchtungen von Marc Marquez waren also durchaus berechtigt, sollten am Ende aber nicht Realität werden. "Du kannst dich glücklich schätzen", scherzte Miller. Marquez stellte aber auch von seiner Seite aus sicher, dass das Überholmanöver Millers in der Schikane vor Start und Ziel reibungslos ablief. Er leistete kaum Gegenwehr und versuchte auch nicht zu kontern. "Ich habe das Rennen einfach nur noch verwaltet und Rang zwei kontrolliert", gibt Marquez offen zu. "Valentino war ja bereits draußen und Jorge weit zurück. Da war der zweite Platz genug für mich und er fühlt sich ehrlich gesagt wie ein Sieg an."

Zielankunft Marquez' Primärziel

24 Punkte Vorsprung auf Lorenzo hat Marquez nun kurz vor Saisonhalbzeit in der Gesamtwertung, Rossi liegt als Dritter bereits 42 Zähler zurück. "Heute war sicherlich ein Rennen, in dem man viel gewinnen oder verlieren konnte. Mir war es daher das Wichtigste, ins Ziel zu kommen. Mein Team hat mich am Morgen auch noch etwa 40 Mal darum gebeten", schmunzelte Marquez.

Um dieses Ziel zu erreichen, musste sich der WM-Leader zunächst die Unterlegenheit gegenüber Valentino Rossi an diesem Tag eingestehen: "Ich habe nach dem Neustart schon auch gepusht, weil man in einem Rennen über zwölf Runden einfach von Beginn Gas geben muss. Valentino war aber einfach auf einem anderen Level. Mir war heute aber egal, wie die anderen Fahrer gefahren sind. Ich habe mich nur auf mein Motorrad und das Gefühl dafür konzentriert. Am Ende hat mir diese Herangehensweise sehr geholfen und ich habe, was die Gesamtwertung betrifft, gewonnen."