Fast zwei Jahrzehnte lang musste Österreich auf einen Motorrad-Grand-Prix warten, in dieser Saison ist es endlich wieder so weit. Von 12. bis 14. August heulen in Spielberg die 1000ccm-Motoren der MotoGP-Klasse auf. Zuletzt wurde hier 1997 auf dem beinahe identischen A1-Ring gefahren. Aus dem aktuellen Feld der drei Weltmeisterschaftsklassen war damals nur Valentino Rossi dabei, allerdings noch nicht in der MotoGP, sondern nur auf einer 125ccm-Aprilia. Über wirklich Vorerfahrung verfügt also niemand.

Am besten kennt die Strecke wohl noch Marc Marquez. Der Repsol-Honda-Pilot war bereits im Vorjahr zu Promotion-Zwecken am Red-Bull-Ring und drehte dort einige Runden auf einer RC213V des Jahrgangs 2013. Auch 2016 fuhr Marquez wieder in Spielberg, dieses Mal allerdings zusammen mit Teamkollege Dani Pedrosa auf zwei straßentauglichen Honda RC213V-S. Der erste Unterschied zwischen seinem ersten und zweiten Besuch in der Steiermark, der Marquez ins Auge stach, war der neue Streckenbelag. "Mit dem neuen Asphalt haben sie sehr gute Arbeit geleistet", stellte er zufrieden fest. "Zuvor war die Strecke sehr wellig, jetzt ist sie vollkommen flach. Da macht das Fahren gleich viel mehr Spaß."

Die von Formel 1 und Co. erzeugten Wellen gehören seit der Neuasphaltierung der Vergangenheit an, Foto: Sutton
Die von Formel 1 und Co. erzeugten Wellen gehören seit der Neuasphaltierung der Vergangenheit an, Foto: Sutton

Marquez lobt Spielberg-Layout

Generell teilt Marquez die Ansicht vieler Kritiker, wonach der Red-Bull-Ring eine reine Automobilstrecke und daher für den Motorradsport ungeeignet sei, nicht: "Ich denke, dass die Strecke uns Fahrern viel Freude bereiten wird, weil sie anders als die restlichen Kurse im Kalender ist. Sie ist sehr kurz, aber das Layout ist wirklich interessant." Marquez erkennt lediglich eine gewisse Ähnlichkeit zum Circuit of the Americas. "Einige Passagen erinnern mich stark an Austin. Es gibt ein paar harte Bremspunkte und große Beschleunigungszonen", erklärt der in Texas noch ungeschlagene Marquez. "Die Strecke hat also Stop-and-Go-Charakter. Außerdem geht es auch hier bergauf und bergab. Einige Kurven, wie Turn 3 oder 4, sind dadurch extrem schwierig."

Neben den achterbahnähnlichen Passagen hält das Layout des Red-Bull-Rings noch eine weitere Schwierigkeit parat. Die Strecke verfügt auf ihren 4,3 Kilometern über insgesamt neun Kurven, wovon aber nur zwei links herum führen. Diese folgen noch dazu direkt hintereinander. Das bedeutet, dass die linke Reifenflanke rund anderthalb Minuten lang kaum den Asphalt berühren und so eine Menge Temperatur verlieren wird. "Wenn man in der ersten der beiden Linkskurven ankommt, wird der Reifen ziemlich kalt sein", befürchtet Marquez. "Da muss man mächtig aufpassen."

Vorsicht ist laut Marquez auch in den letzten beiden Kurven geboten. "Die sind wirklich schön, weil sie auch ziemlich schnell sind. Die Zielkurve sieht auf dem Streckenplan einfach aus, aber wenn man durchfährt, merkt man, dass sie richtig schwierig ist", so der zweifache MotoGP-Weltmeister. Vor allem das Gefälle in Richtung Kurvenaußenseite macht die Passage schwierig. Ein Kinderspiel wird der Red-Bull-Ring für die Stars der MotoGP also ganz sicher nicht. In der Woche nach dem Deutschland-GP am Sachsenring findet in Spielberg der erste MotoGP-Test mit aktuellen Bikes statt. KTM, Ducati, Yamaha und Suzuki sind auf jeden Fall mit dabei.