Wie sich Jorge Lorenzo in der kommenden Saison bei Ducati schlagen wird, lässt sich aktuell noch nicht erahnen. Einen ersten kleinen Rückschlag musste der amtierende Weltmeister in diesen Tagen aber bereits einstecken. Lorenzo hatte seinen Crewchief Ramon Forcada, mit dem er seit dem Aufstieg in die Königsklasse 2008 zusammenarbeitet, gebeten, ihm zu Ducati zu folgen. Doch der wollte Lorenzos Wunsch nicht erfüllen und entschied sich für einen Verbleib bei Yamaha.

"Ich habe ihn gefragt, ob er mitkommen will, aber er hat abgelehnt", bestätigt Lorenzo. "Wir haben darüber diskutiert, aber am Ende wollte ich ihn dann nicht zu irgendwas treiben, das er nicht will. Jede Person muss für sich selbst entscheiden, was das Beste ist. Für manche Leute ist es nicht einfach, so eine Herausforderung anzunehmen, wie ich es bei Ducati mache. Ich habe daher kein Problem mit Ramons Entscheidung." Lorenzo kann die Gründe für Forcadas Verbleib bei Yamaha sogar nachvollziehen: "Ramon ist jetzt schon so viele Jahre hier und fühlt sich einfach wohler, wenn er bei Yamaha bleibt. Das Team dort leistet auch sehr gute Arbeit, ist extrem professionell und die Leute werden wirklich gut behandelt."

Forcada wird mit Vinales zusammenarbeiten

Forcada wurde von Yamaha für die Zusammenarbeit mit Lorenzo 2007 von LCR Honda losgeeist, wo er Crewchief von Carlos Checa war. Zuvor hatte er bereits mit Fahrern wie Casey Stoner, Alex Criville, John Kocinski und Alex Barros zusammengearbeitet. Nun wird Forcada Crewchief von Yamaha-Neuzugang Maverick Vinales. "Ein erfahrener Techniker und ein junger Pilot - das wird sicherlich ein gutes Team", traut Lorenzo seinem Ex-Mitarbeiter und seinem Nachfolger viel zu.

Vinales folgt Lorenzo bei Yamaha nach und übernimmt Crewchief Forcada, Foto: Yamaha
Vinales folgt Lorenzo bei Yamaha nach und übernimmt Crewchief Forcada, Foto: Yamaha

Lorenzo selbst wird bei Ducati wohl nicht Andrea Iannones Crewchief Marco Rigamonti übernehmen, aber sehr wohl einen Mann mit Ducati-Erfahrung an seine Seite gestellt bekommen. Favoriten sind derzeit Daniele Romagnoli, der aktuell für Danilo Petrucci bei Pramac arbeitet und den Lorenzo noch aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Yamaha kennt, sowie Christian Gabarrini, der einst Casey Stoner zu seinem Ducati-Titel begleitete und nun der Mann in der Box von Jack Miller ist.

Beide Kandidaten kennen sich also mit den Maschinen aus Borgo Panigale aus und genau darin sieht Lorenzo nun sogar Vorteile für sich: "Ducati will möglichst viele Leute eigene Leute im Team haben und damit haben sie auch recht, denn die Desmosedici ist ein sehr spezielles und kompliziertes Motorrad." Seine restliche Crew für 2017 möchte Lorenzo in den nächsten Wochen und Monaten formen, voraussichtlich wird ihn aber nur sein Mechaniker Juan Llansa ins neue Team begleiten. Llansa ist vor allem als der Mann mit Lorenzos Pitboard bekannt und arbeitet bereits seit dessen WM-Debüt 2003 für ihn. "Ich weiß selbst noch nicht genau wie meine Crew aussehen wird, aber es wird Stück für Stück. Ich glaube, dass ich damit genauso konkurrenzfähig sein werde, wie in diesem Jahr."

Lorenzo kann Rossi nicht kopieren

Durch die Absage von Forcada kann Lorenzo nicht nachmachen, was sein Erzrivale und noch Teamkollege Valentino Rossi einst vorexerziert hatte. Er nahm bei seinem Abgang von Honda die gesamte Crew rund um Crewchief-Urgestein Jeremy Burgess zu Yamaha mit und konnte dort nahtlos an seine Triumphe anknüpfen. Sieben Jahre später folgte ihm die Truppe auch zu Ducati und nach zwei schlechten Jahren dort zurück zu Yamaha, wo man wieder auf die Straße des Erfolgs zurückfand. Am Ende der Saison 2013 tauschte Rossi dann aber auf seinen Wunsch hin Crewchief Burgess durch Silvano Galbusera aus, von dem er sich neuen Input erwartete.

Rossis Ducati-Crew arbeitet heute fast unverändert für ihn bei Yamaha, Foto: Ducati
Rossis Ducati-Crew arbeitet heute fast unverändert für ihn bei Yamaha, Foto: Ducati

Rossi will den Verbleib Forcadas bei Yamaha wie Lorenzo selbst nicht unbedingt als Nachteil sehen. "Seine Crew mitzunehmen hat Vor- und Nachteile. Es hängt auch viel vom Fahrer ab. Der muss entscheiden, ob er gleich weiterarbeiten oder etwas Neues lernen will. Ramon ist meiner Meinung nach ein großartiger Crewchief mit viel Erfahrung, der immer sehr gute Arbeit leistet. Die Ducati ist aber auch ein ganz anderes Motorrad und darüber bereits ein umfangreiches Wissen zu haben, kann sehr wertvoll sein."