Wie hart Marc Marquez im Barcelona GP auch gegen Valentino Rossi kämpfte, gegen die Übermacht des Doktors kam Marquez nach zwei kleinen Fehlern dann nicht mehr an. Erst verlor er im letzten Sektor fast den Halt auf seiner Honda, in der Rennmitte ging der Zweitplatzierte dann viel zu weit und verlor den Anschluss an Rossi. "Heute bin ich hinter Vale wirklich am Limit gefahren", gesteht der WM-Führende nach dem Rennen. Was Marquez nicht daran gehindert hätte, alles auf den Sieg zu setzen. Kurzzeitig führte der Lokalmatador sogar vor Rossi, im Endeffekt war der Yamaha-Pilot aber stärker - und profitierte von Marquez' Fehlern.

Letztendlich war es aber erst Jorge Lorenzos Ausfall in Runde 17, der den ehemaligen Weltmeister zum Nachdenken brachte. "Als ich gesehen habe, dass Lorenzo ausgefallen ist, hat sich auch meine Mentalität etwas geändert", gibt Marquez zu. Bis zu diesem Zeitpunkt führte Lorenzo die WM-Tabelle noch an, nachdem der Yamaha-Pilot von Andrea Iannone aus dem Rennen gekegelt wurde, reichte für Marquez auch ein zweiter Rang, um die WM-Führung zu übernehmen. Der Honda-Pilot ließ ab da zwar Vorsicht walten, ganz aufgeben wollte er dann aber doch nicht. Erst nach Fehler Nummer zwei ließ Marquez es ruhig angehen. "Zwei Runden vor Schluss habe ich dann noch einen Fehler gemacht und entschieden, dass ich lieber auf die WM achte."

In der läuft es für den Honda-Piloten nach dem zweiten Platz in Barcelona wieder bestens. Mit 125 Punkten auf dem Konto führt er die Weltmeisterschaft jetzt an, allerdings mit zehn schmalen Punkten Vorsprung auf Lorenzo. Damit ist das Team sogar über das angepeilte Ziel hinausgeschossen. "Das Hauptziel war im ersten Teil der Saison, nach Barcelona so dicht wie möglich an die Führung in der WM heranzukommen", so Marquez. "Jetzt sind wir an der Spitze." Auch die nähere Zukunft spricht nicht unbedingt gegen einen Ausbau der Marquez-Tabellenführung. In Assen stand der Spanier bisher in jedem seiner MotoGP-Rennen auf dem Podium, 2014 sogar als Sieger. Auf dem Sachsenring ist Marquez sogar seit 125er-Zeiten ungeschlagen. "Auf den kommenden Strecken fühle ich mich wohl", gibt er deshalb auch zu Protokoll. "Für die nächsten Rennen bin ich zuversichtlich. Wir müssen die Situation jetzt im Griff behalten."

Marquez: Hartes Wochenende für die MotoGP-Familie

Trotz der durchweg positiven Nachrichten im Marquez-Lager ist die Stimmung nach dem tragischen Todesfall von Luis Salom am Freitag immer noch betrübt. "Es war ein hartes Wochenende, ein sehr trauriges für die MotoGP-Familie", so Marquez. Dem Wort "Familie" misst er hier besondere Bedeutung bei. Alle Fahrer und Anwesenden im Paddock kamen am Sonntagvormittag auf der Strecke zusammen, um Salom mit einer Schweigeminute zu gedenken. Marquez zeige sich von der Atmosphäre ergriffen. "Aber am Ende hat mir die Atmosphäre am Sonntag gut gefallen, ich hatte wirklich das Gefühl, als wären wir eine Familie."

Auch nach dem Rennen blieben die Gedanken der Fahrer, auch der Podiumsfahrer, bei Salom. Sowohl Pedrosa, als auch Marquez und Rossi widmeten ihm ihr Rennen und ihr Podium. Und auch bei den zahlreichen Zuschauern auf den Tribünen hat laut Marquez ein Umdenken stattgefunden. "Auch die Zuschauer auf den Tribünen haben jeden Fahrer respektiert und angefeuert, wenn wir auf der Strecke große Risiken eingegangen sind."