Über acht Monate dauerte die Eiszeit zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez. Seit den verbalen Angriffen in Sepang und dem darauf folgenden Duell inklusive Kollision im Rennen würdigten die ehemaligen Kumpels einander keines Blickes mehr. Am Sonntag lieferten sich Rossi und Marquez in Barcelona wieder ein knallhartes Duell, sahen dieses Mal aber ohne Lackaustausch beide die Zielflagge und legten ihren mittlerweile schon etwas kindisch wirkenden Streit bei. Direkt nach dem Rennen kam es im Parc ferme zum ersten Handschlag der Rivalen seit dem Sepang-Clash, der von den tausenden Fans auf der Start-Ziel-Tribüne lautstark gefeiert wurde.

In der anschließenden Pressekonferenz der Top-Drei wurde Rossi gefragt, ob das heiße, dass sich seine Beziehung mit Marquez nun wieder verbessert. Die kurze aber doch so bedeutende Antwort des Doktors: "Yes." Drei Buchstaben kombiniert mit dem typischen Rossi-Lächeln, die der Stimmung im MotoGP-Paddock wohl mehr als nur gut tun. Auch Marquez war sichtbar erleichtert, klopfte Rossi auf die Schulter und nickte Rossis Friedensangebot mit einem ebenso kurven und knappen 'Okay' ab. Applaus auch hier von der versammelten Journalistenmeute. "Der Handschlag mit Vale heute hat mir sehr viel bedeutet. Das war wirklich wichtig für mich", meinte Marquez im Anschluss noch.

Es war kein Zufall, dass die Versöhnung, an die viele Leute im Fahrerlager schon gar nicht mehr geglaubt hatten, nur zwei Tage nach dem tödlichen Unfall von Luis Salom kam. "Wenn solche Dinge passieren, wie hier der Tod von Luis, dann wird alles andere plötzlich sehr klein und unbedeutend", überlegte Rossi. "Ich denke, es war heute richtig, das zu machen. Wir Fahrer müssen ja auch ruhig und entspannt bleiben, denn die MotoGP ist zwar ein großartiger Sport und unsere Leidenschaft, aber eben auch sehr gefährlich. Wenn wir Fahrer uns untereinander normal verhalten, ist es sicher einfacher, konzentriert zu bleiben."

Rossi mit Lorenzo nicht auf Kuschelkurs

Rossis Groll nach dem verlorenen Titel 2015 hatte aber nicht nur Marquez, sondern auch Teamkollege Lorenzo gegolten. Der hatte noch in Sepang erklärt, jeglichen Respekt für Rossi verloren zu haben und schnappte ihm dann beim Saisonfinale in Valencia die Weltmeisterschaft vor der Nase weg. Klar, dass Rossi gefragt wurde, ob es auch in Richtung Lorenzo ein Friedensangebot wie an Marquez geben wird. Zunächst konnte Rossi nur verschmitzt lächeln, rang sich dann aber doch zu einer Antwort durch: "Das ist eine gute Frage. Mit Jorge ist die Situation eine etwas andere als mit Marquez. Es war in diesem Jahr nie so, dass ich bewusst das Verhältnis zu Jorge auf Eis gelegt oder ihn nicht mehr gegrüßt hätte. Seit ich zu Yamaha zurückgekommen bin, war es aber immer ich, der auf Jorge zugegangen ist. Immer habe ich zuerst gegrüßt und ihn gefragt, wie es ihm geht. Nach der letzten Saison hätte ich erwartet, dass er nun vielleicht einmal auf mich zukommt, aber das ist nie passiert. Es liegt also auch an ihm." Allzu große Hoffnungen auf eine Versöhnung zwischen Rossi und Lorenzo in ihrer letzten gemeinsamen Yamaha-Saison sollte man sich also wohl nicht machen.