Es waren der MotoGP unwürdige Szenen, als Jorge Lorenzo und Marc Marquez nach dem Rennen in Mugello von zahlreichen Fans ausgepfiffen und ausgebuht wurden, von den Plakaten mit Homosexuellen-Fotomontagen und dem Verbrennen von Figuren im Marquez-Look ganz zu schweigen. Wenn man etwas Positives am Verhalten der Zuseher finden will, dann kann es lediglich sein, dass Lorenzo und Marquez die von der Dorna zur Verfügung gestellten Bodyguards nicht benötigt hatten.

Zwar waren mit Valentino Rossi sowie Marquez und Lorenzo alle Protagonisten im Streit, der erst zu dieser aufgeheizten Atmosphäre unter den Fans führte, in Mugello um Beruhigung bemüht, doch eine echte Wirkung zeigte das nicht, wie die Siegerehrung am Sonntag bewies. Einer, der mit dieser Situation nur noch am Rande zu tun hat, zu seiner aktiven Zeit aber ebenfalls oft das Opfer von Schmähungen durch sogenannte Fans war, äußert nun seine Meinung: Casey Stoner.

Stoner fordert: Respekt statt Hass

Der 2012 zurückgetretene zweifache MotoGP-Champion nimmt seinen Ex-Rivalen Valentino Rossi in die Pflicht, mehr zur Beschwichtigung der Fans zu tun. "Valentino ist ein herausragender Athlet und Showman. Er müsste daher etwas tun und den Tifosi sagen, dass sie ihren Zugang zu unserem Sport ändern sollen", fordert Stoner. "Sie müssen lernen, die anderen Fahrer zu respektieren, anstatt sie zu hassen."

Lorenzo und Marquez bekamen keinen netten Empfang, Foto: Yamaha
Lorenzo und Marquez bekamen keinen netten Empfang, Foto: Yamaha

Stoner sieht die Schuld an der schlechten Stimmung aber nicht nur bei Rossi und seinen Fans. "Leider fehlt in diesem Paddock generell eine gewisse Ruhe. Alle wollen nur Krieg, einer gegen den anderen. In der Zeit von Social Media ist es nicht einfach und schon fast logisch, dass man sich irgendwann in solchen Situationen befindet. Dabei vergessen die Leute aber, wie zerbrechlich ein Menschenleben sein kann. Sie vergessen, was mit Marco Simoncelli passiert ist. Sie vergessen, dass man in diesen Rennen sterben kann", erinnert Stoner an den tragischen Tod von 'SuperSIC' im Jahr 2011.

Die aktuellen Vorkommnisse dürften Stoner in seiner Abneigung gegen die moderne MotoGP bestätigen. Fahrerlager-Politik und Streitigkeiten waren ja der Grund für seinen Rücktritt 2012 gewesen. "Die MotoGP ist aber mittlerweile leider weniger ein Sport, als Entertainment. Die Piloten sind nur noch die Schauspieler. Sie liefern eine Show, nur eben durch den Sport. Sie selbst wollen Athleten sein, aber alle anderen wollen nur noch Entertainer. Das alles macht mich wirklich traurig", findet er deutliche Worte.