Vom vielversprechenden Talent über Enttäuschungen und Rückschläge bis hin zu einem Top-Piloten in der Moto2: Motorsport-Magazin.com hat Folgers Karriere in der Motorrad-WM anhand der wichtigsten Momente nachgezeichnet.

Saisonstart 2009: Folger schlägt ein wie eine Bombe

In Le Mans ließ der 15jährige Jonas Folger die etablierte Konkurrenz alt aussehen und fuhr zum ersten Mal auf das WM-Podest, Foto: Milagro
In Le Mans ließ der 15jährige Jonas Folger die etablierte Konkurrenz alt aussehen und fuhr zum ersten Mal auf das WM-Podest, Foto: Milagro

Zum ersten Mal ließ Jonas Folger sein immenses Talent 2009 zu Saisonbeginn in der 125ccm-Klasse aufblitzen. Folger, damals gerade einmal 15 Jahre alt, fuhr schon beim Saisonstart in Katar in die Top-10. Aus welchem Holz er geschnitzt ist, das ließ der junge Bayer spätestens beim dritten Rennen in Jerez erkennen: Von Startplatz 36 aus fegte er durch das gesamte Feld bis vor auf den dritten Platz, ehe ein Sturz in der vorletzten Runde die furiose Fahrt jäh beendete. Doch Folger hinterließ mit dieser Leistung mächtig Eindruck und bestätigte sie nur zwei Wochen später in Le Mans. Beim Frankreich-GP holte er unter diffizilen Bedingungen das Podest nach, das ihm in Jerez noch durch die Lappen ging.

Silverstone 2011: Folgers erster WM-Sieg

Jonas Folger holte 2011 in Silverstone seinen ersten WM-Sieg - gegen Johann Zarco, Foto: Milagro
Jonas Folger holte 2011 in Silverstone seinen ersten WM-Sieg - gegen Johann Zarco, Foto: Milagro

2011 stieg Folger erstmals in ein Top-Team auf, nämlich jenes von Aki Ajo. Ajo hatte im Jahr zuvor mit Marc Marquez die 125er-WM gewonnen und wollte nun Folger als nächsten Rohdiamanten den nötigen Feinschliff verpassen. Die Saison begann verheißungsvoll, in jedem der ersten fünf Rennen fuhr Folger in die Top-6, zudem holte er Platz zwei in Jerez und Rang drei in Barcelona. In Silverstone schließlich folgte der erste Sieg. Und wieder war es, wie schon zwei Jahre zuvor, eine Premiere unter erschwerten Bedingungen. Denn das Wetter präsentierte sich in Silverstone very british. Dennoch setzte sich Folger zusammen mit Johann Zarco vom Rest des Feldes ab, in den letzten Runden ließ er seinem damaligen Teamkollegen nicht mehr den Hauch einer Chance.

Saisonmitte 2011: Folger von Ajo degradiert

Doch bei Folger und Ajo war nicht alles eitel Sonnenschein. Ajo entzog Folger zu Saisonmitte für drei Rennen seine Werks-Aprilia weil er mit dessen Einstellung und Fortschritten nicht zufrieden war. Stattdessen bekam Teamkollege Danny Kent Folgers Werksmaschine, während Folger mit dem schwächeren Bike von Kent Vorlieb nehmen musste. Von da an war das Verhältnis zwischen Folger und Ajo gestört und der Deutsche konnte nicht mehr an seine Ergebnisse aus dem ersten Saisondrittel anknüpfen. Nach Silverstone blieb ein fünfter Rang in Valencia das Höchste der Gefühle für Folger, für 2012 verabschiedete er sich notgedrungen in Richtung IodaRacing.

Indianapolis 2012: Aspar verpflichtet Folger

Ein Trauerspiel: Jonas Folger mit dem Ioda-Eigenbau 2012, Foto: Milagro
Ein Trauerspiel: Jonas Folger mit dem Ioda-Eigenbau 2012, Foto: Milagro

Doch mit dem hoffnungslos unterlegenen Eigenbau des Teams kam Folger in der neugegründeten Moto3-Klasse nie auf einen grünen Zweig. Es brauchte schon ein Wetter-Chaos wie am Sachsenring, damit Folger mit dem Ioda-Bike Glanzlichter setzen konnte. Doch nach Saisonhalbzeit war das Trauerspiel vorbei: Jorge Martinez Aspar verpflichtete vor dem Indy-GP Folger für sein Team und schmiss dafür Alberto Moncayo raus. Folger dankte Aspar umgehend für sein Vertrauen. Bereits in Indianapolis holte der Deutsche als Dritter einen Podiumsplatz, das Rennen darauf in Brünn gewann er - sein zweiter WM-Sieg! Der Wechsel zu Aspar stellte für Folger einen wichtigen Schritt in seiner Karriereentwicklung dar. Er mauserte sich zu einem Top-Piloten in der Moto3 und schaffte nach der Saison 2013 den Aufstieg in die mittlere Klasse.

Jerez 2014: Folgers erstes Moto2-Podium

In Jerez holte Folger 2014 sein erstes Moto2-Podium, Foto: Arginano & Gines Racing
In Jerez holte Folger 2014 sein erstes Moto2-Podium, Foto: Arginano & Gines Racing

Dort schloss sich Folger dem neu formierten AGR-Team an, das einem spanischen Starkoch gehört. Mit Top-Material von Kalex war Folger in der Lage, von Beginn an sein Talent in der mittleren Klasse anzudeuten. Bis er die ersten Früchte ernten durfte, dauerte es auch nicht lange. Schon beim vierten Rennen in Jerez stand Folger zum ersten Mal in der neuen Klasse als Dritter auf dem Treppchen. Gegen Sieger Mika Kallio war an diesem Tag zwar kein Kraut gewachsen, doch in der Anfangsphase konnte Folger zumindest den Zweitplatzierten Dominique Aegerter unter Druck setzen. Dieser setzte sich nach und nach ebenfalls von Folger ab. Mit einer kontrollierten und reifen Leistung konnte Folger jedoch Esteve Rabat, Luis Salom und Maverick Vinales in Schach halten. Zwei Rennen später Folger in Mugello das nächste Podest.

Katar 2015: Folgers erster Moto2-Sieg

In Katar 2015 durfte Folger seinen ersten Moto2-Sieg bejubeln, Foto: Milagro
In Katar 2015 durfte Folger seinen ersten Moto2-Sieg bejubeln, Foto: Milagro

Der erste Sieg in der Moto2-Klasse ließ aber auf sich warten. Im Premierenjahr wurde es nichts mehr mit dem ersten Erfolg für den jungen Deutschen. Dafür schlug er 2015 gleich beim ersten Rennen zu. Allerdings halfen ihm die Umstände auch ein wenig auf dem Weg zum Sieg, denn Johann Zarco führte das Rennen deutlich an, als er wenige Runden vor Schluss technische Probleme bekam. Folger war zu diesem Zeitpunkt ungefährdeter Zweiter und staubte den Sieg durch Zarcos Pech ab. Dass er es aber auch aus eigener Kraft kann, zeigte Folger wenige Rennen später wieder einmal auf seiner Paradestrecke in Jerez. Dort ließ er einen überzeugenden Sieg folgen, an dem es nichts zu deuteln gab.

Silverstone 2015: German Dream Team verkündet

Der nächste wichtige Schritt auf Folgers Karriereleiter erfolgte 2015 in Silverstone. Im Rahmen dieses Wochenendes wurde sein Wechsel von AGR zum Dynavolt Intact GP bekannt. Folger schloss sich dort einem komplett deutschen Team inklusive Sandro Cortese als deutschen Teamkollegen an. Die neue Fahrerpaarung sollte beide Fahrer weiter pushen. Wie der bisherige Saisonverlauf in der Moto2-WM 2016 gezeigt hat, treibt die neue Konstellation nur Folger zu neuen Höchstleistungen an. Folger fuhr zuletzt in Jerez als Zweiter auf das Podest und liegt in der WM aktuell auf dem fünften Rang. Cortese hängt sichtlich zurück gegen seinen Landsmann. Er hat bisher nur fünf Punkte gesammelt und wird damit auf der 21. WM-Position geführt.

Le Mans 2016: Folgers MotoGP-Aufstieg wird bekannt

Jonas Folger hat es geschafft. Ab 2017 erwartet ihn die MotoGP. Tech3-Yamaha hat ihn in Le Mans 2016 als ersten Fahrer für die MotoGP-Saison 2017 bekanntgegeben. Damit war Folger am Ziel eines langen, steinigen Weges, der für ihn nicht immer geradeaus in eine Richtung zeigte. "Ich bin jetzt schon seit einigen Jahren in der WM unterwegs. Jetzt den Wechsel in die Königsklasse zu vollziehen ist wie ein Traum, der sich erfüllt", verkündete Folger mit leuchtenden Augen. Als Teamkollege für 2017 wurde später Johann Zarco verkündet.

Sachsenring 2017: Folger holt MotoGP-Podium

Jonas Folger holt 2017 auf dem Sachsenring Platz zwei, Foto: Monster Energy
Jonas Folger holt 2017 auf dem Sachsenring Platz zwei, Foto: Monster Energy

Jonas Folger auf dem Gipfel seiner Karriere: In seinem erst neuten MotoGP-Rennen fährt er als Zweiter auf das Podium. Beim Deutschland-GP auf dem Sachsenring heizte Folger den späteren Sieger Marc Marquez ordentlich ein und setzte ihn unter Druck. Nach einer couragierten Leistung über 30 Runden war das Top-Ergebnis perfekt. Folger schrieb damit auch deutsche Motorradsport-Geschichte. Zusammen mit Stefan Bradl ist er der einzige deutsche Fahrer, der es in der MotoGP auf das Podium schaffte.

Motegi 2017: Folgers Saison vorzeitig beendet

Jonas Folger beendet seine MotoGP-Saison 2017 vorzeitig vor dem viertletzten Rennen in Japan. Nach einer missratenen zweiten Saisonhälfte mit Pleiten, Pech und Pannen will sich der immer schwächer werdende Folger in Ruhe seiner Regeneration widmen. Beim Finale in Valencia wird bekannt: Folger leidet am Gilbert-Syndrom, einer genetischen Störung, durch die die Leber Giftstoffe nicht effektiv filtern kann. Für Folger beginnt eine lange Reha-Phase.

Januar 2018: Folger kann nicht an MotoGP-Saison teilnehmen

Der Worst Case ist eingetreten: Jonas Folger erklärt seinen freiwilligen Verzicht auf eine Teilnahme an der MotoGP-Saison 2018. Damit hinterlässt Folger eine große Lücke bei seinem Rennstall Tech3 Yamaha. Teamchef Herve Poncharal muss sich ganz kurzfristig um Ersatz für den hochtalentierten Deutschen umsehen. Eine Herkulesaufgabe, die den Franzosen da erwartet.