Das Starterfeld der MotoGP wird 2017 nur 23 Fahrer umfassen. Der Bewerbungsprozess um den ausgeschriebenen 24. Startplatz ist ohne die Aufnahme eines weiteren Teams am Montag vom Weltverband FIM für beendet erklärt worden. Schuld daran sind die Hersteller, die sich in Gesprächen geweigert hatten, zusätzliches Material für das neue Team zur Verfügung zu stellen.

Dabei wären sie eigentlich dazu verpflichtet gewesen, denn laut eines Beschlusses der GP-Kommission vom vergangenen Juni muss ab 2017 jeder Hersteller mindestens zwei Motorräder an Kunden liefern, insofern eine entsprechende Nachfrage besteht. Mit 2,2 Millionen Euro wurde zudem bereits ein All-Inclusive-Maximalpreis pro Jahr und Maschine bestimmt.

Die damals in Assen präsentierten Beschlüsse sind nun aber anscheinend schon nichts mehr wert. Denn Bewerber für den offenen Platz hätte es genug gegeben. Wie die FIM in einer Presseaussendung am Montag bekannt gab, hatten insgesamt fünf Teams eine entsprechende Absichtserklärung bei der zuständigen Kommission abgegeben.

Drei davon hatten im einem zweiten Schritt sogar schon ihre offizielle Bewerbung eingereicht. Diese vertröstete die FIM nun aber mit einem Schlusssatz in der Presseaussendung: "FIM, IRTA und Dorna möchten sich bedanken bei allen Teams, die am Bewerbungsprozess teilgenommen haben, und entschuldigen sich dafür, dass dieses Angebot zurückgezogen werden musste."

Sorry, nicht lieferbar

In der Aussendung nennt die FIM "Unwillen bei den aktuellen Herstellern" als Grund, warum nicht sichergestellt werden konnte, dass das neue Team mit einem Motorrad versorgt hätte werden können. Der Schwarze Peter dürfte dabei vor allem bei Suzuki und Aprilia zu suchen sein, die 2016 jeweils nur zwei Motorräder im Werksteam einsetzen und ihr Kontingent anscheinend auch 2017 nicht erweitern wollen. Honda (drei Kunden-Bikes), Yamaha (zwei) und Ducati (acht) erfüllen hingegen schon jetzt die im Vorjahr präsentierten Bedingungen.

Für die am Bewerbungsprozess beteiligten Rennställe ist das Wegfallen des 24. Startplatzes ein Schlag ins Gesicht. Es ist bekannt, dass die Moto2-Teamchefs Sito Pons und Fred Corminboeuf mit ihren Rennställen seit Wochen an Finanzierungsplänen gearbeitet haben. Auch LCR-Boss Lucio Cecchinello hatte sich auf Sponsorensuche gemacht, um sein Ein-Mann-Team 2017 eventuell wieder auf zwei Bikes auszubauen. Ihre Mühen waren nun umsonst.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Da wurden einige ambitionierte Teamchefs ganz schön übers Ohr gehauen. Zuerst einen verlockenden Startplatz ausschreiben, nur um den Bewerbern dann die lange Nase zu zeigen, ist dreiste Verarsche der Extraklasse. Einerseits ist es unseriös von der GP-Kommission, die Ausschreibung zu starten, ohne vorher mit den Herstellern alle Details zu klären. Andererseits ist es von den Herstellern frech, sich nicht an Abmachungen zu halten, die im Vorjahr noch als das ach so große Konzept der Zukunft präsentiert wurden. Suzuki und Aprilia werden sich 2017 in ihrem dritten Jahr in der MotoGP befinden. Da kann man schon erwarten, ein Motorrad (um mehr ging es ja nie) für einen Kunden bereit zu stellen. Zumal man als Mitglied der Hersteller-Vereinigung MSMA die neue Regelung mitbeschloss. Der Bewerbungsprozess um den 24. Platz entpuppte sich als Farce - in einem Ausmaß, das man sonst nur aus der Formel 1 kennt.